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Fußball: Bayerische Vereine stimmen dem "Abbruch-Paragrafen" zu

Fußball

Bayerische Vereine stimmen dem "Abbruch-Paragrafen" zu

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    Das Votum ist eindeutig: Über 70 Prozent aller bayerischen Fußballvereine haben sich in der Online-Abstimmung des Bayerischen Fußballverbandes für einen Saisonabbruch im Sinne des Paragrafen 93 der Spielordnung ausgesprochen.
    Das Votum ist eindeutig: Über 70 Prozent aller bayerischen Fußballvereine haben sich in der Online-Abstimmung des Bayerischen Fußballverbandes für einen Saisonabbruch im Sinne des Paragrafen 93 der Spielordnung ausgesprochen. Foto: BFV/Getty Images/Sebastian Widmann

    Um 12.07 Uhr am Dienstagmittag kam die Nachricht aus der Zentrale des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) in München: Das Ergebnis der Abstimmung über den Saisonabbruch steht fest.

    Gerade einmal zwei Stunden vorher, um 10 Uhr, endete die fünftägige Abstimmungsfrist. Und damit ein langwieriges Hin und Her seit der BFV Mitte April bekannt gegeben hatte, dass an einem Saisonabbruch kein Weg mehr vorbeiführt.

    Das Ergebnis der Abstimmung ist eindeutig: Eine klare Mehrheit der bayerischen Vereine von 71,14 Prozent (2115 Stimmen) hat sich dafür ausgesprochen, die bis zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2019/21 bei den Frauen und Herren nach Paragraf 93 abzubrechen. Dieser ist seit Sommer 2020 in der Spielordnung verankert und regelt den Saisonabbruch folgendermaßen: In den einzelnen Spielklassen werden die Tabellen mittels der Quotienten-Regelung (Punkte : Spiele) berechnet. Die nach dieser Berechnung ermittelten Erstplatzierten steigen als Meister in die nächsthöhere Klasse auf. Die Mannschaften, die sich auf einem direkten Abstiegsplatz befinden, steigen ab. Mannschaften auf Relegationsplätzen bleiben in der jeweiligen Spielklasse, da die Relegation nicht ausgespielt wird.

    28 Prozent votieren für die Alternative ohne Absteiger

    Das zur Abstimmung stehende Alternativmodell, wonach alle Vereine, die unter Berücksichtigung der Quotienten-Regel in der Tabelle auf einem Aufstiegs- und Relegationsplatz stehen, aufsteigen können und der Abstieg nicht zum Tragen gekommen wäre, erhielt eine Zustimmung von 28,86 Prozent (858 Stimmen).

    Wie der BFV mitteilt, lag die Wahlbeteiligung bei 80,46 Prozent. Aufgerufen, ihr Votum abzugeben, waren insgesamt 3695 Vereine im gesamten Freistaat, die am Erwachsenenspielbetrieb teilnehmen. Dabei hatte jeder Verein eine Stimme. Von ihrem Wahlrecht machten letztlich 2973 Klubs Gebrauch.

    Der BFV-Vorstand trat am Dienstagnachmittag in einer virtuellen Sitzung zusammen, um sich mit dem Ergebnis zu beschäftigen und die entsprechende Beschlussfassung vorzunehmen. Mit dem zu erwartenden Beschluss ist die Saison dann auch formal und formell beendet.

    Einige Allgäuer Vereine machten im Vorfeld ihrem Ärger Luft

    In den vergangenen Tagen hatte es mitunter Kritik einzelner Vereine an der Vorgehensweise des BFV gegeben. Im Fußballkreis Allgäu etwa warfen einige vom „Abbruch-Paragrafen 93“ betroffene Klubs den Spielleitern vor, Stimmung für den Saisonabbruch nach eben jenem Paragrafen 93 zu machen. Entzündet hat sich der Disput an einem Schreiben, das die Allgäuer Kreisspielleitung um Elmar Rimmel (Kempten) am vergangenen Freitag kurz vor Beginn der Abstimmung an alle Vereine geschickt hat. Was von Rimmel sowie den Gruppenspielleitern Paulina Koch (Waltenhofen) und Polykarp Platzer (Oberauerbach) als reine Information gedacht war, kam bei manchen Vereinen als „Stimmungsmache“ und „Einflussnahme“ an.

    Jubel auf der einen Seite beim Bezirksliga-Aufsteiger TSV Mindelheim.
    Jubel auf der einen Seite beim Bezirksliga-Aufsteiger TSV Mindelheim. Foto: Andreas Lenuweit

    Der 1. FC Sonthofen, der bei einer Mehrheit für Variante 2 doppelt profitiert hätte, weil die erste Mannschaft als Landesliga-Zweiter in die Bayernliga aufgestiegen und die Reserve als Vorletzter der Kreisliga Süd nicht abgestiegen wäre, übte am lautesten Kritik. FCS-Präsident Matthias Schmidle schrieb in einer Antwort-Mail, die unserer Redaktion vorliegt, dass ein freies Meinungsbild nicht mehr zu erwarten sei und der BFV mit schlechtem Vorbild vorangehe. Stattdessen versuche er, für den Abbruch-Paragrafen 93 zu polarisieren, gehe wieder den bequemen Weg und schiebe alles auf die Amateurvereine ab.

    Unterstützung bekam Schmidle vom SSV Markt Rettenbach, der als Vorletzter der Kreisklasse Allgäu 1 einen direkten Abstiegsplatz belegt und auf den Ligaerhalt hoffte. Der Verein kritisierte, dass von den BFV-Funktionären ausschließlich die Nachteile der zweiten Variante genannt worden seien.

    Die Allgäuer Spielleiter weisen die Vorwürfe zurück

    Kreisspielleiter Elmar Rimmel beteuert, sein Rundschreiben sei lediglich als zusätzliche Information gedacht gewesen. Den Vorwurf einer Einflussnahme weist er, wie sein Kollege Polykarp Platzer, zurück. „Uns ist es wirklich egal, wie ihr abstimmt. Wir machen dann die Spielpläne und ihr habt leider damit zu leben“, antwortete Platzer in Richtung Sonthofen. Schließlich sei es egal, „ob wir nun eine Gruppe 14 oder gar 17 im System eingeben“, so Platzer. „Wir müssen halt ein paar zusätzliche Spieltage unter der Woche finden.“

    Enttäuschung auf der anderen Seite bei Absteiger FC Loppenhausen.
    Enttäuschung auf der anderen Seite bei Absteiger FC Loppenhausen. Foto: Andreas Lenuweit

    Dem Aufruf des 1. FC Sonthofen und des SSV Markt Rettenbach, den BFV durch die Wahl der Option „ohne Absteiger“ zur Kreativität zu zwingen, folgten jedoch auch im Allgäu zu wenige Vereine.

    Mehr zum Saisonabbruch im bayerischen Amateurfußball lesen Sie hier:

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