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Fußball: Bad Wörishofer steht bei der Fußball-EM neben Weltstars auf dem Rasen

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Bad Wörishofer steht bei der Fußball-EM neben Weltstars auf dem Rasen

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    Nicht nur der Rasen in der Allianz Arena in München wird derzeit perfekt für das erste EM-Spiel der deutschen Nationalelf vorbereitet. Auch Volunteer Daniel Kustermann aus Bad Wörishofen kennt seine Aufgaben bereits.
    Nicht nur der Rasen in der Allianz Arena in München wird derzeit perfekt für das erste EM-Spiel der deutschen Nationalelf vorbereitet. Auch Volunteer Daniel Kustermann aus Bad Wörishofen kennt seine Aufgaben bereits. Foto: Daniel Kustermann

    Mit den Spielern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf dem Platz stehen, während die Hymne gespielt wird und das ganze Stadion mitsingt: Dieser Traum ist für Daniel Kustermann bereits 2006 in Erfüllung gegangen. Der Bad Wörishofer war als „Volunteer“ bei den Weltmeisterschaftsspielen in der Münchner Allianz Arena dabei – und wird auch bei der jetzt stattfindenden Europameisterschaft wieder mittendrin sein.

    Zu seinem Job als Volunteer kam der 42-Jährige eher durch Zufall. „Ich wollte 2006 eigentlich das eine oder andere WM–Spiel in der Allianz Arena sehen und habe bei der Kartenverlosung online mitgemacht.“ Dabei hat er – eher unbeabsichtigt – auch ein Kreuzchen bei der Option gesetzt, dass er sich auch vorstellen könnte, als Volunteer bei der Weltmeisterschaft mitzuwirken. Eine Zuschauerkarte hat er nicht bekommen. Dafür wurde er aber angeschrieben, zu einem Auswahlgespräch eingeladen – und bekam schließlich den Job als Volunteer.

    Kustermann betreut bei der Europameisterschaft 2021 die Ballkinder

    Doch was macht so ein Volunteer eigentlich? Kustermann betreut die Balljungen und -mädchen. Also die Kinder, die um den Rasen herum verteilt stehen und dafür sorgen, dass direkt wieder ein Ball parat ist, wenn der Spielball mal ins Aus fliegt. „Man könnte sagen, dass ich so etwas wie ein Aufpasser bin“, sagt Kustermann. Bevor die Fußballspiele losgehen, ist er bei den Ballkindern und kümmert sich darum, alle bei Laune zu halten, dass es allen gut geht und jeder mit Essen versorgt ist. Auch während des Spiels schaut er auf die Kinder: Brauchen sie etwas zu trinken? Gibt es jemanden, der oder die in der prallen Sonne steht und eine Kappe braucht? Darüber hinaus betreute Kustermann 2006 auch öffentliche Public Viewings und fungierte als Chauffeur für Funktionäre und Angehörige von Spielern, die zwischen Hotels und dem Stadion hin- und herfahren wollten.

    Hier sitzt Kustermann in der bereits vorbereiteten Allianz Arena in München. Jetzt kann die Europameisterschaft beginnen, die eigentlich bereits als UEFA EURO 2020 geplant war und coronabedingt nun doch 2021 stattfindet.
    Hier sitzt Kustermann in der bereits vorbereiteten Allianz Arena in München. Jetzt kann die Europameisterschaft beginnen, die eigentlich bereits als UEFA EURO 2020 geplant war und coronabedingt nun doch 2021 stattfindet. Foto: Daniel Kustermann

    2019 bekam er schließlich ein Anschreiben des Europäischen Fußballverbands UEFA – ob er bei der EM 2020 wieder dabei sein wolle. Coronabedingt ist daraus zwar das Jahr 2021 geworden, doch auch heuer ist der 42-Jährige wieder als Betreuer der Ballkinder hinter den Stadionkulissen und auf dem Rasen mittendrin. Ausgebildet wurde er in Online-Webinaren, in denen alle Aufgaben bis ins kleinste Detail erklärt wurden. Die Volunteers durften auch bereits ins Stadion und wurden mit den offiziellen Outfits eingekleidet.

    Er ist bei allen vier EM-Spielen in der Allianz Arena in München dabei

    Kustermann wird bei allen vier EM-Spielen dabei sein, die in der Allianz Arena stattfinden. Das betrifft die drei deutschen Vorrundenspiele, sowie eines der Viertelfinals (am 2. Juli). Seinen ersten Einsatz bei der EM kann Kustermann kaum erwarten: „Du bist da mittendrin.“ Schon fünf Stunden vor den Spielen sind sie dabei schon im Stadion, bekommen mit, wie alle Abläufe wieder und wieder geübt werden, wie der Stadionsprecher die Namen der Spieler durchgeht und die Hymnen mehrfach eingespielt werden. Während der Spiele steht er nur etwa zwei Meter von der Auslinie entfernt. „Schon beim Reinlaufen ins Stadion bekommt man wackelige Knie. Es ist einfach geil“, findet er und fügt fast ein wenig verlegen hinzu: „Sie sehen, ich bin etwas euphorisch.“

    Sein absolutes Highlight bei der WM 2006 waren die Momente, in denen er vor Spielbeginn mit anderen Volunteers ein Banner auf den Rasen in den Mittelkreis der Allianz Arena tragen durfte. Zur Nationalhymne beim WM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen Costa Rica stand er nur einige Meter hinter den Mannschaften, konnte die deutschen Fußballstars aus der Nähe sehen. „Ich werde das Gefühl nie vergessen. Das ganze Stadion hat die Nationalhymne geschrien. Mir stellt es immer noch die Armhaare auf, wenn ich daran denke“, beschreibt Kustermann den Moment.

    "Vielleicht führt die Europameisterschaft die Menschen wieder zusammen"

    Der 42-Jährige arbeitet hauptberuflich im Vertrieb. Den Job bei der EM könne er gut mit seiner richtigen Arbeit vereinbaren, da seine Einsätze hauptsächlich Wochenenden träfen und er an den wenigen anderen Tagen Urlaub nehmen könne, sagt er.

    Im Vergleich zu 2006 hat Kustermann ein paar Veränderungen beim Betreuer-Job festgestellt. „Es ist viel professioneller geworden. Außerdem wird man inzwischen stärker durchleuchtet, als man das damals wurde“, sagt er. Dass heuer wegen Corona alles ein wenig anders sein wird, findet der Bad Wörishofer schade – lässt sich davon aber nicht die Euphorie nehmen. „Es wird fehlen, dass sich mehrmals am Tag die Fans von unterschiedlichen Nationen abwechseln, wenn sie zum Public Viewing kommen.“ Ein anderer Wermutstropfen ist, dass wahrscheinlich weniger Stimmung im Stadion sein wird, da wegen Corona deutlich weniger Fans (14.000 statt 70.000) dort sein dürfen. Trotz allem sieht Kustermann eine große Chance in den kommenden Wochen. „Jeder ist zur Zeit so in seinem Trott drin. Vielleicht kommen jetzt die Leute endlich in Stimmung – und die Europameisterschaft führt die Menschen wieder zusammen.“

    Vorfreude auf Wiedersehen mit Superstar Cristiano Ronaldo

    Kustermann hofft auch darauf, dass die Euphorie der Menschen zur EM geweckt werden kann. Schließlich spiele Deutschland auch gegen sehr attraktive Gegner. „Es wird interessant – wir spielen gegen Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal.“ Den Franzosen traut Kustermann auch den Titel zu, während er Deutschland keine guten Chancen einräumt. Besonders freut er sich auf den portugiesischen Weltstar Cristiano Ronaldo.

    Es wird ein Wiedersehen, denn Kustermann kann eine Anekdote mit Ronaldo erzählen: Als vor einem Portugal-Spiel 2006 beim Warmspielen ein Ball ins Aus flog, schoss Kustermann ihn mit dem Vollspann zurück – und punktgenau zu Ronaldo. Der schaute etwas erstaunt zu Kustermann, lächelte und gab ihm ein „Daumen hoch“ für die Aktion. Ein Volltreffer, den der Bad Wörishofer wahrscheinlich gar nicht wiederholen könnte. Es war letztlich nur Glück – denn er gesteht lachend: „Ich bin weiß Gott kein guter Fußballer.“

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