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Fußball: Bad Wörishofen wird von Profi-Vereinen kaum noch als Trainingslager gebucht

Fußball

Bad Wörishofen wird von Profi-Vereinen kaum noch als Trainingslager gebucht

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    Hinter diesem Schild am Eingang des Bad Wörishofer Stadions liegen bestens gepflegte Fußballfelder. Diese wurden früher gerne von Profi-Mannschaften im Rahmen eines Trainingslagers in der Kneippstadt genutzt. Doch diese Zeiten scheinen vorbei.
    Hinter diesem Schild am Eingang des Bad Wörishofer Stadions liegen bestens gepflegte Fußballfelder. Diese wurden früher gerne von Profi-Mannschaften im Rahmen eines Trainingslagers in der Kneippstadt genutzt. Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Foto: Helmut Bader

    „Der FCW begrüßt seine Gäste“ steht auf einem Schild vor dem Stadion am Unteren Hart in Bad Wörishofen. Ein Foto davon findet man seit einigen Tagen auch auf der offiziellen Homepage des Karlsruher SC. Der Fußball-Zweitligist war am vergangenen Samstag in der Kneippstadt zu Gast, um im Bad Wörishofer Stadion ein Testspiel gegen den Drittligisten FC Viktoria Köln zu absolvieren. Mitgekriegt hat es kaum einer. Warum nur?

    „Es wurde vom Vertragspartner ausdrücklich gewünscht, dass die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden soll“, erklärt Hermann Kohler, Geschäftsführer der Sportagentur KWS, auf Nachfrage. Die Gründe dafür? Womöglich die Sorge vor Corona, vor ungezügelten Fans, die den Spielern nach der Partie zu eng zu Leibe rücken.

    Organisatorische Gründe sprachen gegen Fans beim Spiel des KSC

    Die Antwort aus Karlsruhe liest sich jedenfalls anders: Die Partie habe aus organisatorischen Gründen ohne Zuschauer stattgefunden, Pressevertreter seien wie gewohnt zugelassen gewesen, schreibt Pressesprecher Florian Kornprobst. Schließlich war der KSC auf dem Weg in Richtung Trainingslager nach Neukirchen in Österreich und wollte – quasi als Zwischenstopp – noch schnell ein Testspiel abhalten. Und tatsächlich musste die Partie, laut KSC-Blog, mit einer halbstündigen Verspätung angepfiffen werden. Ein Stau bremste die Karlsruher bei der Anreise aus.

    Weltmeister Roberto Carlos war mit Fenerbahce Istanbul zu Gast in Bad Wörishofen. 
    Weltmeister Roberto Carlos war mit Fenerbahce Istanbul zu Gast in Bad Wörishofen.  Foto: Thorsten Spielmann

    Gegner Viktoria Köln hatte eine kürzere Anfahrt. Der Drittligist bereitet sich aktuell in Oberstaufen im Sporthotel von Ex-Weltmeister Karl-Heinz Riedle auf die neue Saison vor. Man traf sich also schnell in Bad Wörishofen auf ein Testspiel, das der KSC, soviel sei formhalber erwähnt, mit 5:1 gewann.

    Letztlich zeigt dieses Spiel das ganze Dilemma, in dem Bad Wörishofen seit Jahren steckt: Als Spielstätte aufgrund des guten Rasens („Das ist ein Golfplatz“, sagt Kohler) gern gebucht, aber für ein komplettes Trainingslager kommt die Stadt eben doch nicht in Frage.

    Ein großes Netzwerk reicht nicht mehr, um Vereine an Land zu ziehen

    Hermann Kohler betreibt zusammen mit Axel Morel seit einigen Jahren die Sportagentur KWS. Die versucht, die Kurstadt Bad Wörishofen als Trainingslager für Profi-Fußballmannschaften zu vermitteln. Morel, der sein Geld früher als Einweg-Flaschenhändler und Inhaber eines Porzellan-Geschäfts in Krefeld verdiente, ist seit Mitte der 1990er Jahre im Sportmarketing zu Hause. In dieser Zeit baute sich der mittlerweile 82-Jährige ein weitverzweigtes Netzwerk auf.

    Doch auch Morel musste in den vergangenen Jahren erfahren, dass der Trainingslager-Standort Bad Wörishofen nicht mehr konkurrenzfähig ist. Wo vor einigen Jahren noch Borussia Mönchengladbach oder Fenerbahce Istanbul Hunderte Fans ins Untere Hart lockten, waren es zwischenzeitlich Mannschaften wie der Regionalligist FV Illertissen, Zweitligist SV Sandhausen oder die U19 der TSG Hoffenheim, die im Sommer ihre Zelte in Bad Wörishofen aufschlugen.

    Fenerbahce Istanbul in Bad Wörishofen: das letzte Training
    Fenerbahce Istanbul in Bad Wörishofen: das letzte Training Foto: Erich Wörishofer

    Einziger Lichtblick zuletzt war 2020 Bundesliga-Aufsteiger Union Berlin. Ausgerechnet da ließ der Platz offenbar zu wünschen übrig – und die Berliner trainierten kurzerhand auswärts, unter anderem in Mindelheim.

    Hinzu kommt die Konkurrenz aus Österreich: „Weil dort immer viele Mannschaften trainieren, können die entsprechend viele Testspiele anbieten“, sagt Hermann Kohler. Das lockt wiederum mehr Mannschaften an. Ein Kreislauf, bei dem Bad Wörishofen nur von außen zusehen kann. Zumal viele Vereine mittlerweile wieder mehr aufs Geld schauen. So war bislang die U19 der TSG Hoffenheim ein Stammgast. „Denen hat es immer sehr gut gefallen“, sagt Kohler. „Aber auch dort wird gespart. Die bleiben heuer in ihren vier Wänden“, sagt Kohler.

    Und dann gebe es die, die sich den Standort zwar anschauen, dann aber die Angebote sondieren. So habe der russische Erstligist Zenit St. Petersburg nur die Preise ausgelotet. Die Trainingsplätze und Hotelbetten bleiben damit leer.

    Den Grundstein für die bislang beste Bundesligavorrunde seit Jahren legte Borussia Mönchengladbach im Sommer beim zweiwöchigen Trainingslager in Bad Wörishofen. Unser Bild zeigt den Ex-Nationalspieler Mike Hanke.
    Den Grundstein für die bislang beste Bundesligavorrunde seit Jahren legte Borussia Mönchengladbach im Sommer beim zweiwöchigen Trainingslager in Bad Wörishofen. Unser Bild zeigt den Ex-Nationalspieler Mike Hanke. Foto: Axel Schmidt

    Für diesen Sommer habe er „leider nichts in der Pipeline“, so Kohler. „Es ist wie verhext. Vielleicht ergibt sich kurzfristig noch etwas. Mit Mannschaften aus Ligen, die später als die Bundesliga anfangen.“ Ansonsten sei man schon in Gesprächen für nächsten Sommer. Vielleicht passieren dann wieder mehr Mannschaften das Willkommensschild am Stadioneingang.

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