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Frauenfußball: Haussammlung für Tornetze

Frauenfußball

Haussammlung für Tornetze

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    Fein säuberlich hat Renate Vogel sämtliche Fotos und Dokumente über den Frauenfußball in Irsingen und Türkheim aufgehoben.
    Fein säuberlich hat Renate Vogel sämtliche Fotos und Dokumente über den Frauenfußball in Irsingen und Türkheim aufgehoben.

    Irsingen Vor der Haustüre liegen das Ballnetz und die Eiskoffer. Das Auto steht abfahrbereit in der Einfahrt. Es steht wieder ein Testspiel der Fußballfrauen des SV Salamander Türkheim an. Und Renate Vogel ist da natürlich unverzichtbar. Seit sie der Liebe wegen vor 31 Jahren nach Irsingen gezogen ist, ist sie vom Frauenfußball nicht mehr wegzudenken.

    Wenn es nach ihrer Mutter gegangen wäre, würde es diese Szenerie mit Fußbällen, Eiskoffern und Trikottaschen nicht geben. „Meine Mama war ein totaler Gegner vom Frauenfußball“, sagt Renate Vogel. Nie im Leben hätte sie wissen dürfen, dass ihre älteste Tochter damals in Kaufering dem runden Leder nachgerannt ist. Fußballschuhe hatte Renate Vogel nie zuhause, stattdessen hatte sie die vom Verein bekommen. Wenn ein Trainingslager in Tramin anstand, schwindelte sie ihrer Mutter einen Schulausflug vor. Erst spät erfuhr die Frau Mama, dass ihre Tochter als Vorstopperin eine ordentliche Figur auf dem Fußballplatz abgab. Gut heißen will sie es aber bis heute nicht.

    Doch Renate Vogel hat eben ihren Kopf – und den setzte sie auch damals durch. Als sie 1980 nach Irsingen umgezogen war, dauerte es nicht lange, ehe sie mit weiteren Irsingerinnen den SV Irsingen gründete – einen Frauenfußballverein wohlgemerkt. Am 17. März 1981 war das. Die erste Vorsitzende hieß, na klar, Renate Vogel. „Irsingen hatte nie eine eigene Herrenmannschaft, weil die meisten Jugendlichen nach Bad Wörishofen oder Türkheim zum Spielen gingen“, sagt Vogel. Nun also die Frauenfußballmannschaft. Die Spielerinnen richteten den Sportplatz wieder her, starteten eine Haussammlung für neue Tornetze – und bekamen dabei auch ein stattliches Sümmchen zusammen. „Es gab kaum blöde Sprüche. Vielmehr ist das Dorf voll hinter uns gestanden“, erzählt sie. „Sonst hätten wir das auch gar nicht gemacht.“

    Nachdem die Vorarbeiten also erledigt waren, wollte die Mannschaft natürlich auch am Spielbetrieb teilnehmen. Gesagt, getan: Zusammen mit dem damaligen Trainer Georg Trübenbacher marschierte Renate Vogel einfach uneingeladen auf der Spielgruppentagung in Mindelheim ein. Mit dem Ergebnis, dass der SV Irsingen ab der Spielzeit 1981 in der Kreisliga Allgäu 1 mitspielen durfte und nach der ersten Saison einen ordentlichen Mittelfeldplatz ergatterte. Zwischendurch kickte man auch gegen richtige Hochkaräter wie den FFC Wacker München. Einmal pfiff sogar Ex-Bayern-Profi Franz „Bulle“ Roth ein Spiel der Irsingerinnen.

    Vier Jahre später ging es jedoch nicht mehr mit der Eigenständigkeit und die Spielerinnen des SV Irsingen wechselten zum SV Salamander Türkheim. Dort spielte Vogel noch bis 1991 und wechselte danach – denn ohne Fußball geht schließlich nichts – in die Betreuerriege. Trainerin, Betreuerin, Mädchen für alles. „Probleme mit den Mädchen hatte ich nie“, sagt sie. Vom SV Salamander Türkheim und dem Bayerischen Fußballverband (BFV) wurde sie für ihre langjährigen Verdienste ausgezeichnet.

    Und doch kann auch sie nicht verhindern, dass der Boom, den der Mädchenfußball vor fünf, sechs Jahren erfahren hat, abebbt. „Viele Vereine, auch Türkheim, hat Probleme. Vielleicht ist die WM eine Chance, dass der Mädchenfußball wieder populärer wird“, hofft Vogel. Vor allem im B-Juniorinnen-Bereich sucht der SVS Nachwuchs. Die, die bereits in Türkheim spielen, sind jedenfalls begeistert von ihrem Sport und eine eingeschworene Gemeinschaft. Zum Eröffnungsspiel der WM zwischen Deutschland und Kanada (2:1) ist eine Gruppe gemeinsam nach Berlin geflogen. Renate Vogel war nicht dabei. Sie hatte mit der Saisonvorbereitung zu tun. Deshalb muss sie jetzt auch wirklich los: In Mattsies soll sie noch eine Spielerin für das Testspiel abholen, die vielleicht in Zukunft in Türkheim spielen möchte.

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