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Frauenfußball: Aus und vorbei – und jetzt?!

Frauenfußball

Aus und vorbei – und jetzt?!

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    Aus der Traum: Lena Goessling, Alexandra Popp und Simone Laudehr (v. l.) sind nach der 0:1-Niederlage gegen Japan enttäuscht. Nicht nur, dass die Titelverteidigung nicht mehr möglich ist, auch die Olympia-Qualifikation ist futsch.
    Aus der Traum: Lena Goessling, Alexandra Popp und Simone Laudehr (v. l.) sind nach der 0:1-Niederlage gegen Japan enttäuscht. Nicht nur, dass die Titelverteidigung nicht mehr möglich ist, auch die Olympia-Qualifikation ist futsch. Foto: Foto: Hannibal/dpa

    Mindelheim Die Zahlen lügen nicht: Mit 0:1 unterlag die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im WM-Viertelfinale Außenseiter Japan. Eine Niederlage mit Folgen. Nicht nur, dass auch die Olympischen Spiele im kommenden Jahr ohne die deutschen Fußballerinnen vonstatten gehen, auch der durch die Heim-WM erhoffte Fußballboom dürfte einen gehörigen Dämpfer erhalten. Zumal die Zahlen auch hier deutlich machen, dass der Frauen- und Mädchenfußball auf dem Rückzug ist.

    Betrachtet man die Statistik zum Frauen- und Mädchenfußball in Schwaben (siehe Grafik) wird deutlich, dass es schon in der vergangenen Saison weniger Mannschaften im Spielbetrieb gab, als noch vor zwei, drei Jahren. Der Boom, der paradoxerweise mit der Männer-WM 2006 eingesetzt hatte, scheint vorbei und wird wohl auch nicht mehr so schnell einsetzen. Das glaubt man sogar beim Bayerischen Fußballverband (BFV). Alexandra Albrecht, die BFV-Kreisbeauftragte für den Frauenfußball im Allgäu, bezweifelt, sieht skeptisch in die Zukunft – auch wenn sie andere Gründe als die aus deutscher Sicht verkorkste WM anführt: „Der Geburtenrückgang ist das größte Problem. Das merken wir gewaltig, wie übrigens die Buben auch.“ Sie habe es schon vorher bezweifelt, dass die WM einen Boom auslösen würde. „Die Mädchen, die Fußball spielen wollen, kommen auch so – unabhängig davon, wie weit Deutschland bei der WM kommt.“

    Ähnlich sehen es auch die Vertreter einiger hiesiger Vereine, die Frauen- und Mädchenfußball anbieten. Renate Vogel vom SV Salamander Türkheim weiß, dass junge Fußballerinnen nicht auf den Bäumen wachsen. Sie müssen gefunden und gefördert werden. Für ihre B-Juniorinnen, die eben erst in die Bezirksoberliga aufgestiegen sind, hat sie vier Neuzugänge. „Wir haben ein Sichtungsspiel gegen Schwaben Augsburg organisiert. Das hat den Mädchen so gut gefallen, dass sie nun zu uns kommen“, sagt sie. Man könne sich in Türkheim zwar nicht beschweren, muss aber dennoch um den Nachwuchs kämpfen. „Schließlich gibt es einige Vereine um uns herum, die auch Spielerinnen suchen“, sagt Vogel.

    Deutlicher wird das Problem schon ein paar Kilometer weiter westlich sichtbar: Der FSV Kirchdorf hat für einen bestimmten Jahrgang nicht genügend Spielerinnen, sodass er nicht an der Verbandsrunde teilnehmen kann. Stattdessen spielt der FSV mit einer altersmäßig bunt zusammengewürfelten Mannschaft in einer Freizeitliga. Genau diese Teams werden derzeit vom BFV umworben. „Es wurde im Allgäu nun eine Kreisklasse eingeführt“, sagt Alexandra Albrecht. Bislang gab es nur eine Kreisliga, die sich von Sonthofen bis Auerbach erstreckte. Die Kreisklasse soll kleinere und leistungsschwächere Mannschaften auffangen und den Vereinen dennoch die Möglichkeit geben, unter dem Dach des BFV einem geregelten Spielbetrieb nachzugehen. „Das ist der richtige Ansatz. Wir hoffen, dass diese Vereine dann auch weiterhin im geregelten Spielbetrieb teilnehmen“, so Albrecht.

    In Loppenhausen und Auerbach wollen sich die Vereine nach eigenen Angaben nicht beschweren, was den Nachwuchs angeht. Zwar haben auch sie keinen Aufschwung in Sachen Mädchenfußball bemerkt. Dennoch können sie weiterhin Mannschaften für den Spielbetrieb stellen. „Wir haben eine D- und B-Jugendmannschaft sowie eine Damenmannschaft. Für diese Altersgruppen haben wir genügend Spielerinnen“, sagt Daniela Weiher, Abteilungsleiterin Frauenfußball beim SV Auerbach. Von einem Boom, wie er von der WM erhofft wurde, hat sie jedoch nichts mitbekommen.

    Ein Team mit Spielerinnen aus sieben Ortschaften

    Karin Matzka, Vorsitzende des FC Loppenhausen, sieht das Problem im Geburtenrückgang. Im vergangenen Jahr gab es in Loppenhausen noch eine C- und eine B-Juniorinnen-Mannschaft. Die C-Jugend musste abgemeldet werden, die B-Jugend spielt nur noch auf Kleinfeld. „Es sind zwar weniger Kinder da. Die, die kommen, sind aber mit Feuereifer dabei.“ Zudem hat sich in den vergangenen Jahren auch eine Konkurrenz in der Nachbarschaft entwickelt: die Spielgemeinschaft zwischen dem TSV Kirchheim und dem TSV Pfaffenhausen gibt es seit 2010. In der kommenden Saison kicken Mädchen aus sieben Ortschaften (Kirchheim, Pfaffenhausen, Obergessertshausen, Westernach, Mindelzell, Thannhausen, Balzhausen) in der B-Jugend. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit der WM-Euphorie kann Trainer Dieter Jaut (Kirchheim) ausschließen: „Die einzelnen Vereine haben keine eigene Jugendmannschaft in dieser Altersgruppe mehr“, sagt er. Deswegen seien sie zur Spielgemeinschaft Kirchheim/Pfaffenhausen gekommen. Aus sieben (Orten) mach eins (Team) – auch hier gilt: Zahlen lügen nicht.

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