Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Erinnerung an einen Perfektionisten

Lokalsport

Erinnerung an einen Perfektionisten

    • |

    Der damals 35-jährige gelernte Möbel- und Kunsttischler soll im stündlichen Wechsel mit dem italienischen Seitenwagen-Meister Giuseppe Dal Toe und Vittorio Brambilla über Distanzen von zehn bis 1000 Kilometer Geschwindigkeits-Weltrekorde fahren. Statt eines Beifahrers liegt im Ausleger der vorgeschriebene Ballast von 60 Kilogramm. In der 1000ccm-Klasse schraubt das Trio die Rekorde nach oben: Auf der 10-Kilometer-Strecke werden 186 km/h gemessen, nur Bruchteile schneller sind sie über die 100 Kilometer. Nach sechs Stunden liegt der Schnitt trotz Fahrerwechsel, Tanken und Reparaturarbeiten immer noch bei 140 km/h.

    Schon früh ist Auerbacher vom Motorradrennsport fasziniert

    Bis nach Monza war es allerdings ein langer Weg, an dessen Beginn Georg Auerbacher mit 17 Jahren die ersten Rennen in München-Riem und Stuttgart-Solitude noch mit dem Fahrrad besucht. 1951 bestellt er sich sein erstes BMW-Motorrad. Mit einer BMW R 50 geht Auerbacher zum ersten Mal in Garmisch-Partenkirchen bei einem Rennen an den Start. Allerdings tendiert der Bad Wörishofer immer mehr zum Seitenwagen-Rennen. So baut der Tüftler kurzerhand seine BMW-Maschine in eine Sidecar-Maschine um und fährt damit fortan Rennen.

    1966 stößt der junge Mechaniker Josef Ried aus Kammlach zu Auerbachers Team. "Der Schors war immer geradlinig, sehr ehrgeizig und ein Perfektionist", erinnert sich Josef Ried, der ihn sechs Jahre lang quer durch Europa begleitet, von Schottland bis Spanien, von Holland in die Tschechoslowakei. "Ich habe immer den Urlaub geopfert und bin dann halt nach den Rennen gleich wieder über Nacht nach Hause gefahren."

    Auerbacher selbst war zu diesem Zeitpunkt schon Profi und verdiente mit Startgeldern seinen Lebensunterhalt. "Verglichen mit den Gehältern heute waren das Peanuts. 800 DM gab es als Startgeld, und davon musste er seine Beifahrer, Mechaniker und Ersatzteile bezahlen", erzählt Ried. So sei Auerbacher recht sparsam gewesen: "Er hatte für ein gutes Motorenteil mehr übrig, als für Essen." Das spüren zuweilen auch seine Seitenwagen-Beifahrer. "Die werden zu fett", lautet oftmals seine Begründung, wenn die "Kugellager-Suppe", eine Brühe mit Backerbsen, auf den Tisch kommt. Er selbst hält sich mit Klimmzügen in der Garage und, als Bad Wörishofer wenig erstaunlich, mit Wassertreten fit.

    Ein schwerer Unfall beendet Auerbachers Karriere

    Der Erfolg gibt ihm recht, Auerbacher zählt in den späten Sechziger Jahren zu den besten Seitenwagen-Piloten der Welt. Nur zum WM-Titel reicht es nicht ganz, drei Mal wird er WM-Zweiter. "Den Werksfahrern war er materiell einfach unterlegen", erklärt Ried. Auerbachers Traum, als erster bayerischer Weltmeister auf einem bayerischen Motorrad Weltmeister zu werden, erfüllt sich nicht: Ein schwerer Unfall beendet seine Karriere vorzeitig.

    Zum Verhängnis wird ihm die 13. Meile der berühmt-berüchtigten Tourist Trophy auf der Isle of Man, die schon viele Todesopfer gefordert hat. Am Abend des 1. Juni 1972 verliert Auerbacher im Training in einer Linkskurve die Kontrolle über das Gespann, die schwere Maschine rast in eine Böschung. Die Lenkung habe blockiert, sagen einige, die Bremse, sagen andere. Während Rutherford den schweren Unfall heil übersteht, erleidet Auerbacher schwere Kopfverletzungen. Er überlebt, liegt aber fast vier Wochen bewusstlos im Krankenhaus. Unter den Nachwirkungen der Verletzung leidet der Unterallgäuer bis zuletzt. Am 14. März 2006 stirbt er im Alter von 73 Jahren in der Nähe seines Pflegeheims bei Lindenberg bei einem tragischen Unfall.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden