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Eishockey: Wer soll den Silberhelden beerben?

Eishockey

Wer soll den Silberhelden beerben?

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    Drei Jahre lang stand Marco Sturm (hinten) an der Bande der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Unter seiner Regie holte das Team die Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang – und feierte damit den größten Erfolg des deutschen Eishockeys.
    Drei Jahre lang stand Marco Sturm (hinten) an der Bande der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Unter seiner Regie holte das Team die Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang – und feierte damit den größten Erfolg des deutschen Eishockeys. Foto: Peter Kneffel/dpa

    So ein bisschen kann sich Franz Döring in die Situation seines Namensvetters Franz Reindl hineinfühlen. Denn es ist noch nicht lange her, da stellte Gert Woll überraschend sein Traineramt beim ESV Türkheim zur Verfügung – und der Sportliche Leiter des ESV Türkheim (Döring) stand von heute auf morgen ohne Trainer für „seine“ erste Eishockeymannschaft da. Ein ähnliches Schicksal ereilte nun den Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl.

    War es bei Franz Döring „nur“ der Trainer der Bezirksligamannschaft, der kurz vor dem Saisonstart aus persönlichen und beruflichen Gründen sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, war es bei Franz Reindl der „Held von Pyeongchang“: Nationaltrainer Marco Sturm eröffnete Reindl vor wenigen Tagen, dass er seinen Vertrag beim DEB bis 2022 nicht erfüllen und stattdessen mit sofortiger Wirkung in die nordamerikanische Profiliga NHL wechseln werde. Der Architekt des Silbermedaillen-Märchens von Pyeongchang wird Co-Trainer beim Schlusslicht der NHL, den Los Angeles Kings. „Den Schritt kann ich voll und ganz nachvollziehen. Vor allem, weil er sich die NHL immer offen gehalten hat. Es war nur eine Frage, wann er dorthin geht“, sagt Franz Döring. Er hofft nun, dass man sich auch beim DEB schon im Vorfeld einen „Plan B“ erdacht hat und nun nach dem Deutschland-Cup am Wochenende, bei dem Sturm noch ein letztes Mal an der Bande der Nationalmannschaft steht, nicht ohne eine echte Alternative zu Sturm dasteht.

    In Türkheim übernahm einer aus den eigenen Reihen

    Bei Döring selbst ging es damals alles recht schnell in Sachen Nachfolge. Zunächst übernahm der bisherige Co-Trainer Michael Fischer die Aufgabe von Gert Woll. Rund eine Woche nach Wolls Abschied wurde mit Bernd Schönhaar der neue Trainer vorgestellt. Einer aus den eigenen Reihen. Ein Türkheimer, der viele der Spieler bereits aus den Jugendmannschaften, die er trainiert hat, kennt. „Er war – und ist – die beste Lösung“, sagt Döring.

    Wer nun die beste Lösung bei der Nachfolge von Marco Sturm aus seiner Sicht sein könnte? „Puh, da habe ich im Moment erst einmal keine Idee. Ich würde mir einen jungen deutschen Trainer wünschen“, sagt Döring. Ein Name, der ihm einfällt, ist in der Region gut bekannt: Andreas Brockmann, Trainer des ESV Kaufbeuren. „Der hat viel Erfahrung und viel Ahnung“, sagt Döring. Allerdings ist Brockmanns DEL-Zeit schon einige Jahre her: Von 2008 bis 2011 trainierte er die Nürnberg Ice Tigers.

    Ein Fußballmanager mit erfolgreicher Eishockey-Vergangenheit

    Einen anderen Vorschlag macht Andreas Nuffer, Trainer des Eishockey-Landesligisten EV Bad Wörishofen. „Mein Favorit wäre Ralph Krueger“, sagt Nuffer. Der Deutsch-Kanadier trainierte von 1998 bis 2010 die Schweizer Nationalmannschaft. „Er hat in dieser Zeit aus einem B-Team eine Mannschaft gemacht, die nun zu den Top-Acht der Welt gehört“, sagt Nuffer. Nach seiner Tätigkeit als Schweizer Nationaltrainer wechselte Krueger nach Nordamerika zu den Edmonton Oilers , wo er zunächst als Assistenztrainer, von 2012 bis 2013 dann als Cheftrainer arbeitete. Er war damit der erste deutsche Cheftrainer in der NHL. Nach Nuffers Meinung stünde Krueger dem DEB gut zu Gesicht, nicht nur seiner 45 Länderspiele wegen: „Das ist einer, der pusht die Mannschaft ohne Ende.“

    Das Problem: Krueger ist derzeit gebunden. Der 59-Jährige sitzt im Management des englischen Fußballklubs FC Southampton.

    Nuffers Trainerkollege aus Türkheim, Bernd Schönhaar, weiß, was der zukünftige Nationaltrainer mitbringen muss: „Der Bezug zu den Spielern muss in einer solchen Situation da sein.“ Das spielte bei seiner Entscheidung, den Trainerposten beim ESV Türkheim vor einigen Wochen zu übernehmen, die Hauptrolle. „Ich kenne viele Spieler schon aus dem Nachwuchsbereich, bin fast immer bei den Spielen der ersten Mannschaft im Stadion“, sagt Schönhaar.

    Ähnliches müsse für Sturms Nachfolger gelten. „Der neue Trainer muss wissen, was in der DEL los ist“, sagt Schönhaar. Das sieht auch Nuffer so: „Es muss ein Trainer sein, der einen guten Draht in die DEL und die DEL2 hat. Er muss die Trainer dazu bringen, dass sie junge deutsche Spieler einsetzen. Denn wir haben genügend Talente – die brauchen nur ihre Eiszeiten.“

    Wer letztlich Sturms Nachfolger wird – er tritt ein schweres Erbe an. Und er sollte dieses nicht nur verwalten, sondern die Mannschaft möglichst weiterentwickeln.

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