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Eishockey: Patrick Reimer blickt zufrieden auf die Zeit in Kaufbeuren zurück

Eishockey

Patrick Reimer blickt zufrieden auf die Zeit in Kaufbeuren zurück

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    Patrick Reimer (links) fühlte sich von Anfang an wohl im Kreise der Mannschaft des ESV Kaufbeuren. Ende November endet jedoch sein Gastspiel bei seinem Ex-Verein. Dann kehrt der Mindelheimer wieder zu seinem DEL-Klub, den Nürnberg Ice Tigers, zurück.
    Patrick Reimer (links) fühlte sich von Anfang an wohl im Kreise der Mannschaft des ESV Kaufbeuren. Ende November endet jedoch sein Gastspiel bei seinem Ex-Verein. Dann kehrt der Mindelheimer wieder zu seinem DEL-Klub, den Nürnberg Ice Tigers, zurück. Foto: Benedikt Siegert

    Es war ein spektakulärer Coup, als der Eishockey-Zweitligist ESV Kaufbeuren die Rückkehr von Patrick Reimer verkündete. Von Anfang der 1990er Jahre bis 2004 spielte der heute 37-jährige Mindelheimer in Kaufbeuren, ehe er in die DEL wechselte und dort in den vergangenen 16 Jahren zu einer prägenden Figur wurde. In wenigen Tagen endet das Leihgeschäft und Reimer kehrt zu seinem DEL-Arbeitgeber, den Nürnberg Ice Tigers, zurück.

    Patrick Reimer, wie lange mussten Sie eigentlich überlegen, als das Angebot des ESV Kaufbeuren kam, Sie zumindest leihweise für einige Wochen unter Vertrag zu nehmen?

    Patrick Reimer: Ehrlicherweise ging das recht schnell. Auch, weil die Initiative von mir aus ging. Ich habe mich im Sommer schon in Kaufbeuren mit einer Trainingsgruppe fit gehalten. Zu Co-Trainer Sebastian Osterloh, den ich schon lange kenne und mit ihm auch noch zusammengespielt habe, habe ich ein gutes Verhältnis. Irgendwann habe ich ihn einfach gefragt, ob Interesse an einem Wechsel da wäre.

    Zumal die DEL immer noch pausiert und die neue Saison nun erst ab Mitte Dezember beginnt. Die DEL2 dagegen startete bereits Anfang November. Diese Chance konnte sich Kaufbeuren ja kaum entgehen lassen.

    Reimer: Es ging dann recht schnell, ja. Alles wurde recht unkompliziert gelöst. Insgesamt ist es eine super Sache.

    Allerdings mussten ja auch die Ice Tigers mitspielen. Gab es da keine Bedenken, dass Sie als Leihspieler vielleicht angeschlagen oder gar verletzt zurückkommen?

    Reimer: Nein, gar nicht. Dem Verein ist lieber, die Spieler haben Spielpraxis, halten sich fit und stehen im Wettkampf. Ich bin dem Verein jedenfalls sehr dankbar, dass er mir diese Möglichkeit gegeben hat.

    Sie wohnen mittlerweile wieder in Mindelheim und haben nun den Luxus, praktisch in der Nachbarschaft zu trainieren und zu spielen.

    Reimer: Absolut. Das ist schon toll, mit dem Auto zum Arbeitsplatz fahren und am Abend wieder zuhause sein zu können. Aber das hat sich jetzt auch erledigt.

    Sie sprechen die häusliche Quarantäne an, die Ihnen und Ihren Mitspieler wegen positiver Corona-Tests vor knapp zwei Wochen auferlegt wurde. Ihr Teamkollege Stefan Vajs hat sich einen Corona-Keller eingerichtet. Wie sieht es bei Ihnen aus?

    Reimer: In den Keller muss ich zum Glück nicht. Bei mir ist es das Dachgeschoss – mit Blick auf die Mindelburg. Da habe ich ein Bett, einen Schreibtisch und ein eigenes Bad. Das Essen kriege ich von meiner Frau an die Treppe gestellt. Ich lebe praktisch getrennt von meiner Familie.

    Weil auch die Spiele am Wochenende abgesagt sind, endet Ihre Zeit in Kaufbeuren nach nur drei Pflichtspielen. Am 1. Dezember kehren zu den Ice Tigers zurück. Trotzdem: Sportlich und emotional hatte die Rückkehr zum ESVK schon etwas, oder?!

    Reimer: Es war einfach überragend. Erst einmal natürlich war es toll, mit den Jungs in der Kabine zu sitzen und aufs Eis gehen zu können. Durch mein Training im Sommer kannte ich ja schon einige und hatte deshalb einen leichten Einstieg. Dann folgten die Testspiele und die ersten Punktspiele – es hat richtig Spaß gemacht. Ein Spiel durften wir sogar noch vor Zuschauern austragen (900 Zuschauer am 9. Oktober gegen den EV Füssen, Anm. d. Red.).

    Danach gab es nur noch Geisterspiele. In leeren Hallen wird auch erst einmal in der DEL gespielt werden. Wie geht man damit um?

    Reimer: Jeder, der früher gesagt hat, dass Fans keine Rolle spielen, dürfte nun merken, dass dem nicht so ist. Klar ist aber auch: Jeder geht aufs Eis, um zu gewinnen. Man gibt alles, auch wenn die Zuschauer fehlen. Man sieht gerade im Magenta-Cup (Vorbereitungsturnier, an dem acht DEL-Klubs teilnehmen, Anm. d. Red.), wie viel Spaß die Jungs alle haben und wie froh sie sind, wieder spielen zu dürfen.

    Kann es für bestimmte Mannschaften sportlich ein Nachteil sein, dass keine Fans zugelassen sind?

    Reimer: Es wird sicher etwas fehlen. Aber ob es für den einen oder anderen Klub ein Problem wird, seine Leistung abzurufen, glaube ich nicht. Jeder, der spielt, gibt alles, um nicht zu verlieren.

    Sie haben es in Kaufbeuren erlebt, wie schnell es in Quarantäne gehen kann und der Spielrhythmus unterbrochen ist. Wird das die größte Herausforderung für Spieler und Vereine?

    Reimer: Ich bin überzeugt davon, dass die Saison, wie sie geplant ist, machbar sein kann. Aber klar ist, dass man flexibel sein muss. Die Vereine müssen damit rechnen, dass immer etwas passieren kann. Eine normale Saison wird es nicht werden. Aber eine, in der es eine Chance für gewisse Teams gibt, zu überraschen. Das gilt auch für uns in Nürnberg.

    Ihr Bruder, Jochen (Torhüter beim ERC Ingolstadt, Anm. d. Red.), macht diese Gratwanderung nicht mit und hat kürzlich seine Karriere beendet. Hat Sie das überrascht?

    Reimer: Dadurch, dass er im Herbst seinen Vertrag verlängert hat, war ich etwas überrascht. Aber er ist tief in sich gegangen und hat sich diese Entscheidung auch nicht leicht gemacht. Letztlich hat er eine Entscheidung für sich und seine Familie getroffen und ist im Reinen mit sich. Das ist das Wichtigste.

    Wäre ein Karriereende auch bei Ihnen eine Option gewesen, wenn die Saison ausgefallen wäre?

    Reimer: Für mich war es nie ein Gedanke. Ich war überzeugt davon, dass es weitergeht. Letztlich habe ich ja auch zusammen mit der Spielervereinigung SVE (Patrick Reimer und der Kölner Moritz Müller sind deren Vorsitzende, Anm. d. Red.) dafür gekämpft, dass wir spielen dürfen. Ich muss aber zugeben, dass es mir schon schwergefallen ist, in der langen Spielpause mental dabei zu bleiben. Die Zeit beim ESV Kaufbeuren hat mir da extrem geholfen.

    Nach Ihrer befristeten Rückkehr zum ESV Kaufbeuren: Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere beim ESVK ausklingen zu lassen?

    Reimer: Nein, das ist keine Option mehr. Ich freue mich, dass es noch einmal geklappt hat, allerdings möchte ich meine Karriere in der DEL beenden. Sobald ich das Gefühl habe, dort nicht mehr mithalten zu können oder dass es einfach an der Zeit für etwas Neues ist, wird es das gewesen sein.

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