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Eishockey: Eishockey-WM: Ein Bad Wörishofer ist mittendrin in der Blase

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Eishockey-WM: Ein Bad Wörishofer ist mittendrin in der Blase

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    Arbeitsplatz 1: Thomas Schurr in einem der beiden WM-Stadien in Riga.
    Arbeitsplatz 1: Thomas Schurr in einem der beiden WM-Stadien in Riga. Foto: Thomas Schurr

    Das Grundsätzliche gleich vorweg: Thomas Schurr findet es „sehr wichtig, dass die Eishockey-WM auch unter diesem Aufwand und Umständen stattfindet“. Es sei ein Signal an alle Eishockeyfreunde, dass alles gemacht werde, damit der Eishockeysport präsent bleibt. Auch in Zeiten einer Pandemie. Auch in Zeiten, in denen die Fans seit über einem Jahr kein Stadion mehr von innen sehen durften. Auch in Zeiten von sogenannten Blasen, in denen sich Sportler, Trainer und Funktionäre während eines Wettbewerbs aufhalten müssen. In genau so einer Blase nämlich befindet sich der Bad Wörishofer Thomas Schurr seit vergangenem Wochenende.

    Der ehemalige DEL-Schiedsrichter ist Teil des offiziellen Betreuerstabs für die Schiedsrichter bei dieser Eishockey-Weltmeisterschaft. Etwas sperrig lautet seine Bezeichnung „Officiating Coach“. Seine Aufgabe besteht darin, die Schiedsrichter (das Team#17) auf die WM vorzubereiten und auf den Regel- und Auslegungsstandard des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) bei dieser WM einzuschwören.

    Schurr und Co. betreuen 36 Schiedsrichter

    Thomas Schurr und fünf Kollegen betreuen insgesamt 36 Schiedsrichter, die aus 14 Nationen stammen. „Wir sollen eine Umgebung schaffen, damit die Schiedsrichter ihre beste Leistung zeigen können, um das Spiel fair und sicher zu machen“, beschreibt Schurr das übergeordnete Ziel.

    So nah und doch so fern: Dieser Blick aus dem elften Stock des Hotels wird während der Eishockey-WM alles sein, was der Bad Wörishofer Thomas Schurr von der sehenswerten Innenstadt Rigas sehen wird. „Ich bin auch wegen der Eishockey-WM hier“, sagt er pragmatisch.
    So nah und doch so fern: Dieser Blick aus dem elften Stock des Hotels wird während der Eishockey-WM alles sein, was der Bad Wörishofer Thomas Schurr von der sehenswerten Innenstadt Rigas sehen wird. „Ich bin auch wegen der Eishockey-WM hier“, sagt er pragmatisch. Foto: Thomas Schurr

    Doch wie ist das in einer Blase möglich? So ganz ohne Ablenkung, wie einem Stadtbummel, einem gemeinsames Abendessen und so weiter? „Von der Stadt werde ich sehr wahrscheinlich nur die Türme und Dächer der Innenstadt vom Hotel aus sehen“, sagt Thomas Schurr. „Der Blick aus dem Meeting-Raum im elften Stock unseres Hotels ist so etwas wie ein Lichtblick. Ansonsten herrschen bei uns wie bei den Spielern strenge Regeln. Wir bewegen uns nur im Hotel und im Stadion, wo wir mit dem Bus hinfahren.“

    Das lettische Nationalgericht hat der Bad Wörishofer noch nicht probiert

    Schon für die Einreise nach Lettland waren eine sechstägige Selbstquarantäne ebenso notwendig, wie drei negative PCR-Testergebnisse. Im Hotel in Riga folgte dann erneut eine dreitägige Selbstisolation. Und erst nach zwei weiteren negativen PCR-Testergebnissen durfte man das Hotelzimmer verlassen und zumindest im Meeting-Raum essen. Ein typisches lettisches Nationalgericht wie Ligsdinas, mit Eiern oder Pilzen gefüllte Fleischpflänzchen, hat er dabei zwar noch nicht probieren können, „aber dafür schon Borschtsch gegessen“.

    Arbeitsplatz 2: Im Meeting-Raum des Hotels werden die Spiele aufbereitet.
    Arbeitsplatz 2: Im Meeting-Raum des Hotels werden die Spiele aufbereitet. Foto: Thomas Schurr

    Seit dem 21. Mai waren dann Besprechungen in Präsenz möglich – und der Arbeitsalltag bekam einen neuen Rhythmus. Wenn die WM am Freitag beginnt, besteht Schurrs Aufgabe darin, die Spiele mit den Referees vor- und auch nachzubearbeiten. „Wir müssen Bewertungen schreiben und auch Trends, die sich abzeichnen, an die Teams weitergeben“, sagt Schurr. Je nachdem, wie viele Spiele pro Tag stattfinden, kann ein Arbeitstag von 10 bis 23.30 Uhr dauern. Und das wird bis zum Finale so sein, denn Schurrs Anwesenheit bei der WM ist nicht an das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft gekoppelt.

    Deutsches Team im Halbfinale? Das wäre eine Überraschung

    Dem deutschen Team traut der Bad Wörishofer das Viertelfinale zu. Mehr dürfte als Überraschung gelten, schließlich fehlen Trainer Toni Söderholm die NHL-Stars Leon Draisaitl, Tim Stützle und Marc Michaelis. Den Titel werden, nach Schurrs Ansicht, wieder die großen Eishockeynationen unter sich ausmachen.

    Beeindruckt ist der Bad Wörishofer in Riga auch vom Engagement der Gastgeber. „Alle Helfer sind sehr engagiert, sodass es eine sehr gute WM werden kann“, sagt er. Immerhin musste Lettland vor wenigen Wochen erst den Part als alleiniger Gastgeber der WM übernehmen. Co-Gastgeber Belarus (Weißrussland) wurde Mitte Januar vom IIHF die WM entzogen. Offiziell wegen Sicherheitsbedenken. Letztlich dürften es eher politischer und vor allem wirtschaftlicher Druck gewesen sein, der die Funktionäre zum Umdenken veranlasst hatten.

    Zumindest zu Beginn der WM werden die Fans fehlen

    Somit ist Riga nun alleiniger Gastgeber und wird die WM nun in zwei Hallen, der Arena Riga und dem Olympic Center, austragen. „Die beiden Arenen sind nach meinem ersten Eindruck gut ausgestattet“, sagt Schurr. „Schade, dass keine Zuschauer vor Ort sein dürfen.“ Schließlich gelten die Letten als eishockeyverrückt.

    „Bei den vergangenen Weltmeisterschaften haben die lettischen Fans immer für sehr viel Stimmung in den Hallen gesorgt“, erinnert sich Schurr.

    Nach aktuellem Stand wird die WM aufgrund der Inzidenzzahlen in Lettland mit Geisterspielen starten. Womöglich werden im Lauf des Turniers dann aber doch, zumindest lettische, Fans zugelassen. Schurr ist sicher: „Wenn dann die Letten noch im Turnier sein sollten, dann brechen die hier die Halle ab.“

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