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Eishockey: Ein Mindelheimer spricht über das Tor seines Lebens

Eishockey

Ein Mindelheimer spricht über das Tor seines Lebens

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    Patrick Reimer (schwarz-gelbes Trikot) stochert den Puck in der Verlängerung des olympischen Viertelfinals zum 4:3-Sieg ins schwedische Tor. Schwedens Torwart Viktor Fasth (links) und Viktor Stalberg (rechts) versuchen erfolglos, den Mindelheimer zu stoppen.
    Patrick Reimer (schwarz-gelbes Trikot) stochert den Puck in der Verlängerung des olympischen Viertelfinals zum 4:3-Sieg ins schwedische Tor. Schwedens Torwart Viktor Fasth (links) und Viktor Stalberg (rechts) versuchen erfolglos, den Mindelheimer zu stoppen. Foto: Joel Marklund/dpa

    Patrick Reimer, widersprechen Sie mir, wenn ich sage, dass Sie vor genau einem Jahr das Tor Ihres Lebens geschossen haben?

    Patrick Reimer: Nein, das war es, ganz klar. Ein Tor zu schießen durch das Deutschland ins Halbfinale bei Olympia einzieht, ist etwas ganz Besonderes. Ich denke noch oft und gerne daran zurück.

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    Beschreiben Sie das Tor zum 4:3-Sieg gegen Schweden im Viertelfinale doch noch in Ihren Worten.

    Reimer: Ich habe gesehen, dass Yasin (Ehliz, Anm. d. Red.) die Scheibe ins schwedische Drittel führt. Dann bin ich von außen in die Mitte gelaufen und habe gehofft, dass er die Scheibe in die Mitte legt. Die kam dann auch an und ich hatte nur noch einen Verteidiger vor mir. Ich hatte Platz und wollte das Ding einfach nur reinmachen.

    Dann hatte erst einmal der Videoschiedsrichter das Wort.

    Reimer: Ich war erst ganz überrascht, als die Jungs aufgehört haben zu jubeln. Aber mir war klar, dass das Tor zählen muss. Trotzdem hofft und bangt man. Man weiß ja nie.

    Vor dem Spiel war lange nicht klar, ob Sie überhaupt mitwirken können.

    Reimer: Ich habe mir im Hals-Nackenbereich einen Nerv eingeklemmt. Der Schmerz strahlte in die Schulter aus, dass ich kaum schlafen konnte. Jeder weiß, dass Eishockeyspieler viel wegstecken können, aber das war schon heftig. Ich habe dann im Spiel gegen die Schweiz auf der Tribüne mitgefiebert. Ich wollte nicht, dass das Schweden-Spiel in der Vorrunde mein letztes olympisches Spiel sein sollte.

    Wann war dann klar, dass Sie gegen Schweden dabei sind?

    Reimer: Am Spieltag habe ich noch auf dem Eis trainiert. Sogar da war es noch schwierig. Aber ich dachte mir, mit dem Adrenalin vor dem Spiel wird das schon. Und dann hat es auch geklappt. Nach dem Spiel gingen die Schmerzen dann wirklich weg. Der Nerv hat wohl zur Ruhe gefunden.

    Es folgte das Halbfinale gegen Kanada, das für viele das vielleicht beste Spiel bei diesem Turnier war.

    Reimer: Der Sieg gegen Schweden hat uns natürlich Auftrieb gegeben. Und wir wollten die Medaille, wir wollten gewinnen. Wir hatten dann sicher auch das nötige Scheibenglück. Wenn ich an Frank Maurers Tor durch die Beine denke ...

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    Im Finale war das Scheibenglück am Ende dann bei den Russen.

    Reimer: Kann man so sehen. Wir hatten bis dahin ein Penaltyschießen und zwei Verlängerungen gewonnen. Diesmal verließ uns das Glück 50 Sekunden vor Schluss. In der Verlängerung kam dann auch noch meine Strafzeit dazu, dann war es vorbei. Wenn man den Spielverlauf anschaut, war es vielleicht auch verdient.

    Die Russen waren am Ende auch einigermaßen erleichtert.

    Reimer: Wenn man auf die russische Bank geschaut hat, dann hat man schon gesehen, dass die wussten, was ihnen blüht, wenn sie ohne die Goldmedaille heimkommen. Das wäre dann ein Volkstrauertag gewesen. Man hat auch gemerkt, dass sie uns nach dem Spiel deutlich mehr respektiert haben.

    Das deutsche Eishockey war auf einen Schlag konkurrenzfähig. Das merkte man auch in dieser Saison: Red Bull München kam ins Europapokalfinale. Auch Sie waren mit den Nürnberg Ice Tigers erstmals in der CHL vertreten, sind aber nach der Gruppenphase ausgeschieden.

    Reimer: Es lief mal hui, mal pfui. Im letzten Spiel hätte uns ein Punkt gefehlt, aber dann haben wir gegen Rouen daheim verloren. Wir haben es nicht gebacken bekommen. Den Münchnern aber habe ich dann schon die Daumen gedrückt.

    Ein weiteres Highlight war der Spengler-Cup in Davos. Hätten Sie nicht irgendwann lieber die Beine hochgelegt?

    Reimer: Ach wo, es war toll, dass ich beim Spengler-Cup auf meine alten Tage noch einmal dabei sein konnte. Den kennt jeder. Eine Einladung zu diesem Turnier ist nicht selbstverständlich.

    In der Liga läuft es für Sie und Nürnberg nicht wirklich rund.

    Reimer: Aber ich bin mir sicher, dass wir Platz zehn halten und dann in die erste Play-off-Runde einziehen werden. Dann schauen wir, was kommt. Wir werden bereit sein, denn das Viertelfinale war vor der Saison das Ziel.

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