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Eishockey: Ein Leben lang rot-gelb

Eishockey

Ein Leben lang rot-gelb

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    Der ESV Kaufbeuren im Dezember 1961 (von links): Spielertrainer Xaver Unsinn, Joseph Machenschalk, Reinhold Rief und Kapitän Fredl Hynek. Letzterem hat Manfred Kraus sein neues Buch über den ESVK gewidmet.
    Der ESV Kaufbeuren im Dezember 1961 (von links): Spielertrainer Xaver Unsinn, Joseph Machenschalk, Reinhold Rief und Kapitän Fredl Hynek. Letzterem hat Manfred Kraus sein neues Buch über den ESVK gewidmet. Foto: Archiv Allgäuer Zeitung

    Schon im Wohnzimmer deutet alles darauf hin, dass hier ein Eishockeyfan wohnt: Zwei Eishockeytore stehen einander gegenüber, kleine Schläger aus Plastik und ein Fanghandschuh liegen darin. „Mein Sohn“, sagt Manfred Kraus und lacht. Der Sprössling hat es ja schließlich nicht gestohlen. Die Faszination für den schnellen Kufensport hat er vom Vater mitbekommen. Seit fast 50 Jahren besucht der 57-jährige Lehrer nun schon regelmäßig Spiele des ESV Kaufbeuren.

    Seine Erinnerungen an die rot-gelben Jahrzehnte am Berliner Platz, die vielen legendären Spiele in der Bundesliga, DEL und nun der DEL2 hat Kraus bereits vor fünf Jahren in seinem Buch „Augenblicke – Leidenschaft ESVK“ niedergeschrieben. Nun folgt sein zweites Machwerk mit dem Titel „Ein Leben lang“. Auch das beschäftigt sich natürlich mit dem ESV Kaufbeuren und seiner Geschichte, allerdings nun aus einer anderen Perspektive.

    Während sein Erstlingswerk aus der Sicht eines Fans geschrieben wurde, lässt Kraus in seinem zweiten Buch nun hauptsächlich ESVK-Legenden und Persönlichkeiten zu Wort kommen. „Es ist unglaublich, wie viele Anekdoten, Geschichten und auch wie viel Wissen bei diesen Gesprächen zutage kamen“, sagt Manfred Kraus.

    Getroffen hat er unter anderem die beiden Gründungsmitglieder Fritz Sturm und Ludwig „Luggi“ Schuster. „Das hatte etwas vom Festhalten von Zeitgeschichte“, sagt Kraus. Denn eine umfassende Chronik über den ESV Kaufbeuren gibt es bis heute nicht. So erfuhr er etwa von Fritz Sturm, dass der ESVK im Winter 1947/48 wohl deutschlandweit das erste internationale Freundschaftsspiel nach dem Zweiten Weltkrieg ausgetragen hat. Gegner war der EHC Belb aus dem Kanton Bern, 5:5 hat man sich getrennt – nachdem man noch in der Nacht zuvor gemeinsam den Eisplatz vom Schnee befreit hatte.

    Überhaupt scheinen die ESVK-Legenden regelrecht froh gewesen zu sein, Manfred Kraus ihre Geschichten und Erinnerungen erzählen zu können. Am eindrucksvollsten fand der Autor die Begegnung mit Alfred „Fredl“ Hynek. Jenem „Biable“, dem sie bei dessen ersten Auftritten gleich zwei Schulterpolster unter das Kaufbeurer Trikot anzogen, damit er auf dem Eis mehr hermachte. „Ich habe ihn getroffen, als er schon sehr von seiner schweren Krankheit gezeichnet war“, sagt Kraus über den am 1. Mai 2016 gestorbenen Hynek. „Ich habe viele schöne Stunden mit ihm verbracht und dabei gemerkt, wie auch ihm das gefällt, alles noch einmal erzählen zu können.“ Hyneks Traum sei es gewesen, das neue Stadion noch besuchen zu können. Doch daraus wurde letztlich nichts.

    Ihm, dem er letztlich auch das Buch gewidmet hat, und den anderen ESVK-Legenden will Kraus mit diesem Buch auch eine Art Denkmal setzen, in der Rubrik „Auf ein Wort“ interviewt er ehemalige Spieler wie Fritz Sturm, Dieter Medicus, Paul Geddes oder Uli Hiemer. Denn: „Es ist nicht gerade die Stärke des ESVK, seine Helden zu ehren“, merkt er kritisch an. Seiner Meinung müsste der Allgäuer Traditionsverein, der Spieler wie Didi Hegen, Stefan Ustorf oder Patrick Reimer herausgebracht hat, dies viel stärker in die Waagschale werfen: „Was hat denn Bietigheim im Vergleich dazu zu bieten?“, fragt er.

    Nicht einmal ein moderneres Stadion hat der Konkurrent aus Baden-Württemberg mittlerweile voraus. Denn mit der neuen Erdgas-Schwaben-Arena hat der ESVK nun auch ein neues Schmuckkästchen zu bieten. Die Geschichte des Neubaus, von der Sperrung des alten Stadions über den Bürgerentscheid bis hin zum letzten Spiel im „Sehnsuchtsort Berliner Platz“ nimmt in Kraus’ Buch ebenfalls einen großen Platz ein. „Nach fast einem halben Jahrhundert geht es bei mir und dem Berliner Platz nun auseinander“, sagt Kraus. Aber: „Das neue Stadion war schon lebensnotwendig für den Verein. Und ein bisschen Komfort tut auch ganz gut.“ Zwar habe sich das erste Spiel vor ein paar Wochen angefühlt, wie ein Auswärtsspiel. „Aber es wird unsere neue Heimat werden. Man muss sie erst etwas kennen lernen.“

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