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Eishockey: Dieser Sportler wird von Rotkäppchen und Werwölfen beschützt

Eishockey

Dieser Sportler wird von Rotkäppchen und Werwölfen beschützt

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    Andreas Nick steht seit fast 13 Jahren im Tor des Eishockey-Landesligisten EV Bad Wörishofen. Hier präsentiert der Kaufbeurer eine Auswahl seiner Torwartmasken, die ihn durch die Karriere begleitet haben.
    Andreas Nick steht seit fast 13 Jahren im Tor des Eishockey-Landesligisten EV Bad Wörishofen. Hier präsentiert der Kaufbeurer eine Auswahl seiner Torwartmasken, die ihn durch die Karriere begleitet haben.

    „An der Maske soll man nicht sparen“, lautet das Credo von Andreas Nick. Der 35-jährige Kaufbeurer ist Torhüter des Eishockey-Landesligisten EV Bad Wörishofen und hütet sämtliche Masken seiner bisherigen Karriere wie ein Sammler. Schließlich haben sie ihn seit seiner Kindheit begleitet – und immer wieder vor größeren Verletzungen bewahrt.

    Angefangen hat Nicks Liebe für den Eishockeysport bereits im Vorschulalter. Sein drei Jahre älterer Bruder stand ebenfalls in Kaufbeuren auf dem Eis und zog den kleinen Andreas mit. „Mit drei Jahren habe ich in der Eislaufschule des ESVK angefangen. „Dort war ich im falschen Moment recht clever“, erzählt er. Bei den Abschlussspielen habe er sich immer auf die Knie fallen lassen und mit dem Schläger verhindert, dass der Puck ins Tor ging. „Da haben alle gesagt: ’Boah, der ist gut. Der muss Torwart werden’“, erzählt er.

    Die Torwartmaske fand Andreas Nick schon immer cool

    Hinzu kam die Sache mit der Maske. „Torhüter hatte immer so coole Helme. Das wollte ich dann auch“, sagt Nick. Prompt stellte er sich ins Eishockeytor – und blieb dann auch: Andreas Nick stand über Jahre im Tor der einzelnen ESVK-Nachwuchsmannschaften und feierte mit den Schülern und Junioren sogar zwei deutsche Meisterschaften.

    2005 wechselte er zum ERC Ingolstadt in die DEL. Mit einer Förderlizenz ausgestattet spielte er zugleich für den EHC München in der Zweiten Liga. Der Weg zum Profi war geebnet, doch Nick war Realist. „Ich wusste, dass man als Eishockeyprofi nicht unbedingt reich wird“, so der zweifache Familienvater. Ein Torhüter-Kollege habe ihm einmal erzählt, wie furchtbar es sich anfühlte, nach der aktiven Karriere als 35-Jähriger noch eine Lehre zu machen. „Da sitzt du in der Berufsschule neben Mitschülern, die deine Kinder sein könnten“, habe dieser gesagt. So weit wollte es Andreas Nick nicht kommen lassen.

    Trotz einiger Angebote entschied sich Nick für einen "normalen" Beruf

    Obwohl er nach seiner Zeit beim ERCI und in München noch genügend Angebote von anderen Klubs gehabt habe, entschied er sich gegen das Profigeschäft und stattdessen für einen „normalen“ Beruf. Er studierte Maschinenbau in Kempten. Doch statt danach als Ingenieur zu arbeiten, zog es den Kaufbeurer zur Polizei. „Da wollte ich schon immer hin“, sagt er heute. Ein Bürojob sei nichts für ihn gewesen. Das habe er schnell gemerkt: „Von drei Mal Training pro Tag ging es plötzlich zehn Stunden an den Schreibtisch vor den PC. Das war nichts für mich“, sagt er. Heute ist er bei der Polizei in München, sein „Revier“ ist der Hotspot Hauptbahnhof und Theresienwiese. „Da wird’s nicht langweilig“, sagt Nick.

    Andreas Nick ist seit Jahren ein sicherer Rückhalt für den EVW.
    Andreas Nick ist seit Jahren ein sicherer Rückhalt für den EVW.

    Doch wie landet ein offenbar mit größerem Talent gesegneter Torhüter beim EV Bad Wörishofen, wo die Oberliga sportlich durchaus machbar wäre? „Ich wollte nach meiner Zeit in Ingolstadt eigentlich zum ESVK zurück. Aber das wäre mit meinem Studium in Kempten problematisch geworden. Auch andere Vereine kamen nicht infrage“, so Nick. Über einen ehemaligen Mitspieler kam der Kontakt zum EVW zustande. „Volker Kollmeder hat mir den Verein als familiär vorgestellt. Das hat mir gefallen und tut es immer noch“, sagt der Torhüter.

    Seit einigen Jahren steht Nick im Tor des EV Bad Wörishofen

    Seitdem hütet es das Tor des Landesligisten, sofern Arbeitgeber, Familie und Körper mitspielen. Mit dem Beruf ist Eishockey gut vereinbar – er steht sogar im Tor der Polizei-Nationalmannschaft. Die Familie ist ebenso Eishockey begeistert wie Nick selbst: Seine Mama näht so manche Löcher in den EVW-Trikots, seine Frau ist bei den Spielen als Sanitäterin und Fotografin im Einsatz und sein Erstgeborener ist so etwas wie das Maskottchen der Mannschaft. „Er darf auch in die Kabine oder fährt bei Auswärtsspielen im Bus mit.“

    Auf der rechten Seite von Andreas Nicks Helms sind Werwölfe zu sehen.
    Auf der rechten Seite von Andreas Nicks Helms sind Werwölfe zu sehen.

    Bleibt noch der Körper. Der ist beim Eishockey-Torhüter speziell geschützt: Schoner und die Maske sollen ihn vor den Hartgummigeschossen schützen. „Ein Puck wiegt 160 Gramm und kann in der Landesliga bis zu 140 km/h schnell ankommen“, erklärt Nick. Da muss eine Maske viel abfedern. Das macht sie dank ihrer Form, die die Energie beim Einschlag auf den ganzen Helm verteilt. Trotzdem trug Nick auch hier schon Platzwunden davon, als der Puck die Gitterstreben zerbrach. „Das ist ein halber Zentimeter Edelstahl. Aber ein Puck kann diesen eindrücken.“

    Alle drei, vier Jahre kommt eine neue Maske dazu

    Spätestens dann sollte man seine Maske erneuern. Ansonsten empfiehlt Nick, sich alle drei, vier Jahre eine neue Maske zu kaufen. Dieser obligatorische Ausrüstungsgegenstand aus einem Carbon-Kevlar-Geflecht kostet bis zu 900 Euro – nackt. Hinzu kommen dann noch die mittlerweile schon obligatorischen Airbrush-Bilder. „Ein Torhüter will damit bestimmte Symbole zeigen, die einem wichtig sind: Verein, Familie, Herkunft etwa“, sagt Nick. Sein aktueller Helm ist ein kleines Kunstwerk. Er wollte die Vereinsfarben des EVW (rot-blau) ebenso integriert haben wie das Wappentier (Wolf) und seine Familie.

    Die linke Seite ziert Rotkäppchen, in deren Korb ein kleiner Wolf sitzt.
    Die linke Seite ziert Rotkäppchen, in deren Korb ein kleiner Wolf sitzt.

    Ein Airbrush-Künstler aus Tussenhausen hat sich dieser Wünsche angenommen. Heraus gekommen ist eine Mischung aus Rotkäppchen und einer Werwolffamilie. Auf der Rückseite finden sich dann die Handabdrücke von Nicks Frau und seinen beiden Söhnen. Diesen Luxus, immerhin auch mehrere Hundert Euro teuer, gönnt sich Andreas Nick. An der Maske soll man eben nicht sparen.

    Weitere Teile der MZ-Serie "Maskenträger" gibt es hier:

    Türkheims Frühaufsteher in Sachen Gesundheit

    Titos coole Bilderwelt: Ein Airbrush-Künstler aus Tussenhausen

    Spurensicherer Kai Kitzinger hat für jeden Tatort die passende Maske parat

    Der Herr der Bienen: Ohne Maske wird’s schmerzhaft

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