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Eishockey: Das Lachen des zweiten Siegers

Eishockey

Das Lachen des zweiten Siegers

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    Das erste Autogramm des Olympiahelden bekam die Stadt Mindelheim: Patrick Reimer, der mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft im Februar die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen hatte, trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Sehr zur Freude von Bürgermeister Stephan Winter (rechts).
    Das erste Autogramm des Olympiahelden bekam die Stadt Mindelheim: Patrick Reimer, der mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft im Februar die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen hatte, trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Sehr zur Freude von Bürgermeister Stephan Winter (rechts). Foto: Bernd Feil/MIS

    Schließlich überwältigen Patrick Reimer doch die Gefühle. Nicht so, wie an jenem 21. Februar, als er mit seinem Siegtor in der Verlängerung gegen Schweden den Einzug des deutschen Teams ins olympische Halbfinale perfekt machte. Diesmal ist es kein lauter Jubel, sondern eher ein leises, emotionales Stocken in seiner Rede im Mindelheimer Rathaussaal.

    Er sei tatsächlich unvorbereitet, sagt Reimer, der im kleinen Rahmen von seiner Heimatstadt um Bürgermeister Stephan Winter für den Gewinn der olympischen Silbermedaille geehrt wird und sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen darf. Aber er wolle in diesem Rahmen all jenen danken, die immer für ihn da waren: „Meinen Eltern für die Unterstützung: Sie haben viel investiert in ihre Kinder und nie gemeckert“, sagte er – und erntete damit einige Lacher. „Gut, das mit dem nicht Meckern war vielleicht etwas gelogen“, sagt der 35-jährige Eishockey-Profi. Auch seiner Frau Anja, „die oft auf mich verzichten musste, allein zu Hochzeiten oder Festen ging“, und seinem Freundeskreis dankt Reimer ausdrücklich. „Wenn man gesehen hat, wie jeder bei diesem Turnier mitgefiebert hat, dann gibt das einem schon etwas zurück für die ganze Arbeit.“

    Mindelheim wird dank einer Fahne berühmt

    An vorderster Front waren sein Vater Franz, seine Frau Anja und sein bester Freund und Trauzeuge Felix Jäckle in Südkorea mit dabei. Sie waren es auch, die mit dem mittlerweile berühmten Mindelheim-Banner auf sich aufmerksam gemacht haben. „Da hat der Felix eine Riesenidee gehabt“, sagt Patrick Reimer. „Welche Reichweite das hatte, war mir gar nicht so bewusst.“ Sein Vater erinnert sich noch gerne an das Tor seines Sohnes gegen Schweden – auch wenn es ihn teuer zu stehen kam: „Das Siegtor hat viel gekostet. Denn eigentlich wollten wir nach dem Viertelfinale heimfliegen. Aber als sie dann gewonnen hatten und um eine Medaille spielten, haben wir umgebucht und unseren Aufenthalt eben verlängert. Bereut habe ich es aber nicht“, sagt Franz Reimer. „Das war einmalig.“

    Die Medaille liegt noch in einer Box

    Natürlich hat Patrick Reimer auch den materiellen Lohn für den Sensationserfolg von Pyeongchang mitgebracht. In einer tellergroßen Holzschale mit Deckel liegt sie, die Silbermedaille. Ordentlich schwer und mit einem ansehnlichen Durchmesser versehen, wird sie von den anwesenden Stadträten, Vereinsvertretern und Freunden genau unter die Lupe genommen. „Momentan ist sie noch in der Box, aber im neuen Haus werde ich schon ein schönes Plätzchen für sie finden“, sagt Reimer. Das „neue Haus“ steht übrigens in Mindelheim – für Bürgermeister Stephan Winter ein Zeichen, dass der Eishockey-Star „wieder ein waschechter Mindelheimer geworden ist“. Auch der Bart stehe ihm gut. „In den nächsten Tagen werden wir Patrick Reimer dann wieder in einer anderen Rüstung als dem Eishockey-Outfit sehen“, sagt Winter und spielt auf Reimers Engagement als Landsknecht im Fähnlein Ems beim Frundsbergfest an.

    Der Jugendtrainer platzt vor Stolz

    Winter kann auch einen Überraschungsgast präsentieren, der etwas über Reimers Anfänge auf dem Eis sagen konnte: Jogi Koch, Nachwuchskoordinator des ESV Kaufbeuren, war vor rund 30 Jahren Reimers erster Trainer beim ESVK. „Damals kam dieser kleine Junge, ziemlich schmal und etwas introvertiert. Doch als wir im Training dann gespielt haben, konnte man sehen, dass er etwas hat, das man nicht trainieren kann: Spielwitz, Instinkt und Schlitzohrigkeit“, sagt Koch. „Er konnte mit den Stärksten mithalten und hat sich auch nie etwas gefallen lassen. Nur beim DEB hat man das erst spät erkannt“, sagt Koch über den Rekordtorschützen der DEL. Als er das olympische Finale dann gegen Russland gespielt hatte, habe sich Koch voller Stolz gedacht: „So ein ganz kleines bisschen habe ich da auch mitgeholfen.“ Der ESVK sei jedenfalls „wahnsinnig stolz“ auf Patrick Reimer, sagte Koch und überreicht ihm ein aktuelles Trikot des ESVK. In diesem steckt in der neuen Saison übrigens ein Cousin von Patrick Reimer: Der 18-jährige Stürmer Marc Hofmann wechselt vom EV Füssen zum DNL-Team des ESV Kaufbeuren.

    Im Urlaub nach Moskau zur WM - mit dem Auto

    Ob auch Patrick Reimer das ESVK-Trikot noch einmal trägt? Das ist noch Zukunftsmusik. Erst einmal genießt er seinen Urlaub nach der DEL-Saison. Zuletzt war er mit seinem Mannschaftskollegen aus Nürnberg, Leonhard Pföderl, auf Roadtrip nach Moskau – um das WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko live im Stadion zu sehen. „Wir sind mit dem Auto am Dienstag los, kamen am Sonntag in Moskau an und haben am Sonntag das Spiel angeschaut. Am Montag ging es wieder zurück“, erzählt Reimer. 2700 Kilometer mit dem Auto, über Prag, Warschau und durch die Wälder Russlands – für eine 0:1-Niederlage. „Der Weg war das Ziel“, sagt Reimer lachend. Jetzt freut sich der Eishockeystar erst einmal auf das Frundsbergfest. „Das werden wir genießen“, sagt er.

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