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Champions League: Fahrt ins Rot-Weiße

Champions League

Fahrt ins Rot-Weiße

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    Da wär das Ding gewesen: der Henkeltopf, von zig Fotografen abgelichtet.
    Da wär das Ding gewesen: der Henkeltopf, von zig Fotografen abgelichtet. Foto: Axel Schmidt

    Schon kurz nach der Ankunft in München, als sich die Bayernfreunde ’95 Unterallgäu zu Fuß in Richtung Innenstadt aufmachten, bekam man ein Gefühl für das, was an diesem Samstag, diesem 19. Mai, los sein sollte: hupende Autos, die mit Fahnen bestückt waren, unzählige nach oben gereckte Daumen, noch mehr gewunkene Schals in Rot-weiß. München, 19. Mai 2012. Eine Stadt im Ausnahmezustand, bei bestem Kaiserwetter. Eine Stadt in Rot-weiß. Zwei Busse hatten die Bayernfreunde organisiert. Rund 75 Bayern-Fans machten sich auf in die Landeshauptstadt, um den Sieg des FC Bayern München gegen den FC Chelsea im Finale der Champions League zu feiern. Das war der Plan.

    Nicht alle Mitreisenden hatten eine Karte für das Endspiel, nur etwa 20 gehörten zu den Glücklichen. Der Rest wollte die Stimmung bei diesem einzigartigen Finale „dahoam“ genießen, sich das Spiel in großer Gemeinschaft in einem Biergarten ansehen und sich anschließend als „Könige Europas“ selbst auf der Leopoldstraße feiern.

    Doch zunächst muss so ein Spiel ja auch erst gewonnen werden. Mit kräftiger Fanunterstützung sollte das ja zu machen sein. München war an diesem Tag ein einziges Meer aus rot-weiß gewandeten Menschen. Mit „Mia san rot-weiß“ hatte sich die Marketingabteilung des FC Bayern München ein passendes Motto ausgedacht. Und bis auf die rund 30000 Chelsea-Fans, die so gar nicht in dieses Konzept passten, schienen alle Bewohner und Besucher Münchens mitzumachen.

    Im Biergarten des Augustiner-Kellers stimmten sich Bayern- und Chelsea-Fans schon einmal sangestechnisch auf das Finale ein. Der Punkt ging klar an die „Heimelf“, schon allein der schieren zahlenmäßigen Übermacht wegen. Trotz aller Rivalität – was diesen Tag zu einem Fußballfest machte, war die Tatsache, dass beide Fanlager zusammen feierten. Möge der Bessere eben am Ende gewinnen (nun ja, das steht rückblickend auf einem anderen Papier).

    Im Stadion war die Stimmung elektrisierend – und das lag nicht am Stargeiger David Garret, der vor dem Anpfiff noch ein Stück fidelte. Es standen sich eine blau-weiße und eine rot-weiße Wand gegenüber. Dazwischen viele „neutrale“ Besucher, die während des Spiels aber zumeist gelungenen FCB-Aktionen applaudierten. Als Thomas Müller in der 83. Minute die Partie zu entscheiden schien, brachen die Emotionen tausendfach in einem ohrenbetäubenden Jubel heraus. Die Ekstase dauerte jedoch nur fünf Minuten, dann schwappte sie wie von Geisterhand auf die Gegenseite.

    Der Rest ist schnell erzählt: Bangen vor und Hadern nach Robbens Strafstoßversuch, Hoffnung und grenzenlose Enttäuschung beim Elfmeterschießen. Was folgt, ist eine Ohnmacht, die ziemlich exakt der entsprach, die der Autor vor 13 Jahren im Camp Nou in Barcelona erlebt hatte. Und offenbar nicht nur er. Noch nie gingen wohl Tausende von Fußballfans derart still vom Stadion Richtung U-Bahn. Kaum ein Wort fiel, kaum jemand, der das Wie und Warum der Niederlage analysierte.

    Zur Leopoldstraße mussten die Bayernfreunde trotzdem – dort war der Abfahrtstreffpunkt. Auf dem Weg dorthin kam es zu ähnlichen Szenen wie am Vormittag: hupende Autos, johlende Fans, gewunkene Schals. Nur diesmal in Blau-weiß.

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