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Bogenschießen Pfaffenhausen: Bogenschießen: Auf den Spuren von Robin Hood

Bogenschießen Pfaffenhausen

Bogenschießen: Auf den Spuren von Robin Hood

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    Thomas Tasler (links) weist Marius Scheitle im Bogenschießen ein. Den linken Arm richtig zu drehen, sieht leichter aus, als es ist.
    Thomas Tasler (links) weist Marius Scheitle im Bogenschießen ein. Den linken Arm richtig zu drehen, sieht leichter aus, als es ist. Foto: Lenuweit

    Während es 80 Millionen Fußballtrainer gibt, kennen sich die meisten Deutschen in bestimmten Sportarten kaum aus. Aus diesem Grund schauen wir uns in unserer neuen Serie „Neuland“ nicht ganz alltägliche Sportarten an – und zwar hautnah.

    Die erste Randsportart bringt mich ein Stück weit zurück in meine Kindheit: Als Indianer im Fasching hatte ich immer Pfeil und Bogen dabei. Geschossen habe ich damit aber nicht – das soll sich nun ändern. Ich besuche ein Schnuppertraining in Pfaffenhausen, bei den Bogenschützen rund um den Vorsitzenden Bernd Kiehl. Auf einem knapp 9000 Quadratmeter großen Gelände neben der Baufirma Lutzenberger trainieren die Sportschützen mehrmals in der Woche. Ich merke schnell: Das sportliche Bogenschießen hat mit Indianerspielen wenig zu tun.

    Bevor es für mich an den Bogen geht, muss ich mich erst einmal aufwärmen; das zählt schon im Fußballtraining nicht gerade zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Fürs Bogenschießen müssen die Finger geschüttelt, die Oberarme gekreist und der Rücken gestreckt werden. Nachdem dieser Part endlich abgeschlossen ist – und ja, es sah stellenweise echt seltsam aus – nimmt sich Thomas Tasler, der eine C-Trainer-Lizenz besitzt, meiner an. Zunächst fragt er mich, was denn mein dominantes Auge sei. Verwirrt von der Frage antworte ich als Rechtshänder: „Ich denke mal rechts!“ Diese Vermutung überzeugt Thomas Tasler noch nicht richtig. Zur Absicherung muss ich mit den Händen ein Dreieck bilden und mit dem Auge durchschauen. Anschließend soll ich meine Hand zu meinem Gesicht ziehen – so könne man sehen, welche Seite dominant sei. Meine Vermutung bestätigt sich: Rechts ist meine dominante Seite.

    Die Pfaffenhausener Bogenschützen sind in der Region ein Begriff

    Nach einer kurzen Trockenübung ziehe ich den Arm- und Fingerschutz an und halte zum ersten Mal einen Bogen in der Hand. Ich bekomme sogar schnell Lob für meine Haltung: „Das sieht gut aus, hast du schon mal mit dem Bogen geschossen?“ Habe ich nicht. Vielleicht kommen mir aber meine wenigen Erfahrungen mit dem Luftgewehr entgegen – auch wenn die Pfaffenhausener Bogenschützen mir versichern, dass das ein komplett anderer Sport sei.

    Wichtig beim Umgang mit dem Bogen sind ein hüftbreiter Stand und eine gerade, stabile Körperhaltung. Den 22 Pfund schweren Bogen sollte man natürlich auch halten können – mit dem schwächeren Arm. Anschließend wird der Pfeil aus einem Köcher genommen und in die Sehne gespannt. Die Sehne muss dabei bis zum eigenen Kinn gezogen werden – soweit so gut. Wenn man die Sehne loslässt, entfaltet der Pfeil seine Kraft: Sie ist gewaltig. Pfeil für Pfeil geht es weiter: Zu Beginn schießen die Pfeile über ihr Ziel hinaus, doch relativ bald stecken sie schon in der Zielscheibe.

    Ein sehr gutes Gefühl – ich muss zugeben, dieser Sport macht echt Spaß! Thomas Tasler zeigt mir immer weitere Verbesserungen, zum Beispiel wie ich am besten meinen linken Arm drehe oder wie ich meinen Daumen und meinen kleinen Finger so halte, dass sie mich nicht stören. Schon bald wage ich mich an die 18-Meter-Entfernung. Auch hier treffe ich nach ein paar Tests relativ schnell die Scheibe. Ich werde etwas übermütig, will mich an einem anderen Bogen mit Visier versuchen. Doch nachdem ich bereits eine Stunde den Bogen mit der linken Hand gehalten habe, wackelt mein linker Arm immer mehr. Dazu kommt, dass der neue Bogen noch etwas schwerer ist. Meine Schussgenauigkeit wird wieder schlechter, mehr Pfeile gehen neben die Scheibe.

    Beim Bogenschießen werden ganz eigene Muskeln beansprucht

    Zum Schluss geht es für mich noch an den Compound. Das ist ein besonders moderner, aber auch komplizierter Bogen. Er beschleunigt die Pfeile besonders schnell und man benötigt nur kurz Kraft, um den Pfeil mit der Sehne anzuziehen. Danach ist trotz angezogener Sehne relativ wenig Kraft notwendig. Trotzdem treffe ich die Scheibe nicht mehr. Mein Selbstvertrauen, das ich mir bis dahin erarbeitet habe, schmilzt dahin.

    Immerhin muntert mich Thomas Tasler ein wenig auf: „Das ist völlig normal. Beim Bogenschießen werden ganz eigene Muskeln beansprucht!“ Er selbst und die anderen Schützen halten Bögen von mehr als 40 Pfund in der Hand – eine Leistung! Das Fazit meines Selbstversuches im Bogenschießen ist jedenfalls positiv – und Muskelkater hatte ich am nächsten Tag auch keinen.

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