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Bad Wörishofen: Schachturnier: Diese Frau hat ein großes Ziel

Bad Wörishofen

Schachturnier: Diese Frau hat ein großes Ziel

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    Gulmira Dauletova ist nicht nur aufgrund ihres roten Pullovers ein Farbtupfer beim Internationalen Chessorg-Schachfestival in Bad Wörishofen. Die 31-jährige Kasachin gehört zu den besten Spielern des Turniers und liebäugelt mit einem Platz unter den Top-Fünf.
    Gulmira Dauletova ist nicht nur aufgrund ihres roten Pullovers ein Farbtupfer beim Internationalen Chessorg-Schachfestival in Bad Wörishofen. Die 31-jährige Kasachin gehört zu den besten Spielern des Turniers und liebäugelt mit einem Platz unter den Top-Fünf. Foto: Axel Schmidt

    In fünf Minuten beginnt die nächste Spielrunde beim Schachfestival in Bad Wörishofen. Doch von Aufbruchstimmung oder gar Nervosität ist bei Gulmira Dauletova nichts zu spüren. Die 31 Jahre alte Kasachin trinkt in aller Ruhe ihr Wasser im Café des Kurhauses aus und erzählt dabei noch, wie sie ihr dreijähriger Sohn im vergangenen Jahr auf ein Turnier in London begleitet hat. „Mit den Gedanken war ich da nicht beim Schach, sondern auch bei ihm“, erzählt die zierliche Frau mit den langen dunklen Haaren und den rot lackierten Fingernägeln.

    In Bad Wörishofen zählt Dauletova zu den Besten

    In Bad Wörishofen ist Gulmira Dauletova durchaus eine Ausnahmeerscheinung: Nicht nur, weil sie eine Frau ist – nur etwa ein Zehntel der rund 300 Teilnehmer sind weiblich, wie Organisator Jürgen Wempe sagt –, sondern auch, weil sie zu den topgesetzten Spielern gehört. Sie ist Internationaler Meister bei den Frauen (WIM) und ihre Elo-Zahl beträgt seit einigen Tagen 2302.

    Damit hat sie den Sprung zur Großmeisterin geschafft. „Ausgerechnet am internationalen Frauentag“, freut sie sich. Sie ist zum ersten Mal beim Internationalen Schachfestival in Bad Wörishofen am Start. „Ich war zuvor nur einmal in Deutschland. 2008 bei der Schacholympiade in Dresden“, sagt sie. Mit dem Frauenteam Kasachstans belegte sie damals Rang 45. Im Gedächtnis ist ihr die perfekte Organisation geblieben – und das Wetter: „Es war sehr kalt damals.“

    Das Spiel der Könige ist sehr populär in Kasachstan

    Was ihr vom Turnier in Bad Wörishofen im Gedächtnis bleibt? „Es gibt hier viele alte Menschen. Bei uns zuhause in Kasachstan spielen draußen viele Kinder“, sagt sie. Oder sie spielen Schach. Denn das Spiel der Könige ist sehr populär in Kasachstan. Es gebe eigene Schachschulen und Akademien, erzählt sie. „Eltern investieren eine Menge, damit ihre Kinder das Schachspiel erlernen.“ Wenn sich dann ein gewisses Talent herauskristallisiert, dann wird derjenige auch von der Regierung gefördert.

    Dann aber müssen die Schachspieler auch Ergebnisse liefern. Gulmira Dauletova etwa gewann schon mehrere Medaillen bei diversen asiatischen Wettbewerben, wurde asiatischer U18-Meister und gewann bei der Schacholympiade 2014 im norwegischen Tromsø die Bronzemedaille im Einzel und Platz sechs mit der Mannschaft. „Bei offiziellen Turnieren herrscht schon Druck. Da steht man durchaus unter Stress“, sagt die 31-Jährige, die seit ihrem vierten Lebensjahr Schach spielt.

    Ihr Ziel: unter den besten fünf Schachspielern zu sein

    Hier in Bad Wörishofen sei das anders. „Da spiele ich nur für mich. Das ist entspannter“, sagt sie. Ihr Ziel ist es, am Ende unter die Top-Fünf zu kommen. Als Favoriten auf den Turniersieg sieht sie die beiden russischen Großmeister Evgeny Vorobiov und Vladimir Burmakin. Ob sie gegen die beiden, die das Tableau aktuell auch anführen, auch noch antreten muss, steht noch nicht fest. In der ersten Runde musste sie nämlich ein Remis gegen den an Nummer 69 gesetzten Manfred Harringer akzeptieren. „Da war ich etwas überrascht“, gesteht sie.

    Abends sei sie die Paarung via Skype mit ihrem armenischen Trainer noch einmal durchgegangen, wie sie das nach jeder Runde macht. Wenn diese Analyse erledigt ist, hat sie Feierabend. Am nächsten Tag bereitet sie sich am Vormittag etwa eine Stunde auf die nächste Spielrunde vor, dann geht sie gerne spazieren, „um den Kopf frei zu kriegen“. Dabei trifft sie dann auch Schachkollegen. Man kennt sich in der Szene, lädt sich gegenseitig zu Turnieren ein. „Schachspieler sind sehr nett“, sagt sie.

    Schach ist nur ihr Nebenjob

    Das Turnier in Bad Wörishofen nimmt sie als eine Art Trainingslager an. Zuletzt habe sie ein internationales Turnier in Serbien absolviert, im April folgt die nationale Meisterschaft in Kasachstan, ehe es im August dann zur nächsten Schacholympiade nach Russland geht. Auch wenn es sich nicht so anhört, Schach ist nur ihr „Nebenjob“, sagt Dauletova. Sie arbeitet sonst beim kasachischen Schachverband in der Verwaltung. An ihrem „Nebenjob“ liebt sie das Reisen. So führte sie das Schachspiel schon quer durch Asien und Europa. „Ich würde gerne zu 100 Prozent Schach spielen“, sagt sie. Ein Profi sein, ähnlich, wie ihr Idol Garri Kasparow.

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