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Schlingen: Frust in Schlingen nach Stadtratsdebatte um das Dorfgemeinschaftshaus

Schlingen

Frust in Schlingen nach Stadtratsdebatte um das Dorfgemeinschaftshaus

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    Der Gasthof Goldenes Rössle in Schlingen war lange Zeit ein Ankerpunkt des Dorflebens. Das Gebäude soll abgerissen und durch ein Dorfgemeinschaftshaus ersetzt werden.
    Der Gasthof Goldenes Rössle in Schlingen war lange Zeit ein Ankerpunkt des Dorflebens. Das Gebäude soll abgerissen und durch ein Dorfgemeinschaftshaus ersetzt werden. Foto: Markus Heinrich

    Wolfgang Tröber ist hörbar frustriert. "Wenn das jetzt nicht kommt, kommt es wahrscheinlich nicht mehr", sagt er. Gemeint ist das Dorfgemeinschaftshaus in Schlingen. Es schien auf einem guten Weg zur Verwirklichung zu sein, bis sich in der ersten Haushaltsberatung Stimmen regten, welche die Finanzierung des Projektes infrage stellten. 

    "Klar, es gab eine Kostensteigerung", sagt Tröber. Das aber liege auch an der großen Photovoltaikanlage, die fast das ganze Dach des geplanten Neubaus einnehmen soll. "Die Anlage bringt dafür dann 20 Jahre lang Erträge, das sieht irgendwie keiner", sagt Tröber, der mit seinem großen Engagement für das Dorfgemeinschaftshaus mit den Jahren zum Gesicht des Projekts wurde. Kürzlich erst saß er mit einer kleinen Bad Wörishofer Delegation mit Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zusammen. Es ging um die Frage, ob Kaniber dem Dorfgemeinschaftshaus einen erhöhten Zuschuss gewährt. Möglich ist das. Entschieden ist es noch nicht. Das wäre laut Tröber nun der nächste Schritt. 

    Man sei nicht vorgewarnt worden, kritisieren Wolfgang Tröber und Johannes Windrath

    Dass aus dem Projekt nun ein Wackelkandidat wurde, habe alle Beteiligten in Schlingen überrascht, sagt Tröber. Vorgewarnt habe sie niemand. Das kritisiert auch Johannes Windrath. Er ist der Vorsitzende des Schützenvereins von Schlingen und ebenfalls tief im Projekt Dorfgemeinschaftshaus engagiert. "Wir haben das aus der Zeitung erfahren", sagt Windrath. "Da hätten wir uns schon gewünscht, dass man uns vorher informiert." 

    Tröber ärgert sich. "Wenn das jetzt nichts wird, dann brauchen wir auch keine Wahlkampfveranstaltung mehr", sagt der Vorsitzende des Musikvereins Schlingen. "Ich dachte eigentlich, so was gibt es nur in der Bundespolitik", dass man Wahlversprechen mache, die dann nicht eingehalten würden. Seit 20 Jahren gehe das nun schon so, beklagt Tröber. Nun wähnte man sich endlich auf der Zielgeraden. "Auch bei der Bürgerversammlung in Schlingen hat das Projekt niemand infrage gestellt", sagt er. Was Tröber ebenfalls sauer aufstößt: Seit der ersten Haushaltsberatung habe sich niemand aus dem Stadtrat bei ihm gemeldet. Dafür einige Bürger aus Schlingen. "Es waren keine positiven Reaktionen dabei", berichtet Tröber. Ähnliches erzählt Johannes Windrath. "Enttäuschung fasst es am konkretesten zusammen", sagt er zu den Reaktionen im Ort. 

    Der Haushalt der Stadt Bad Wörishofen soll am 29. März beschlossen werden

    Der Stadtrat hat das Dorfgemeinschaftshaus nicht aus dem Haushalt gekippt. Beschlossen ist der Etat aber noch nicht. Das soll in der nächsten Sitzung am Mittwoch, 29. März, passieren. Aber auch das wäre keine Garantie für die Umsetzung in diesem Jahr. Das hatte Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) bereits deutlich gemacht. Der Rathauschef will aber auch die Tür nicht schließen. Noch stehen wichtige Entscheidungen aus, zum Beispiel zur Fördersumme. Darauf hofft auch Windrath. "Wir haben eine Menge ehrenamtlicher Arbeit da reingesteckt", erinnert er. Das Dorfgemeinschaftshaus ist das letzte Projekt der Dorferneuerung und eines der wichtigsten. "Der Kanal in Kirchdorf oder die Erweiterung der Schule sind ja Projekte, die nicht erst seit vorgestern im Gespräch sind", sagt der Vereinsvorsitzende zu den finanziellen Herausforderungen der Stadt. 

    Dass 800.000 Euro für das Kurhaus-Café ausgegeben wurden, kommt in Schlingen nicht gut an

    Natürlich seien die Schlingener auch bereit, mit Eigenleistungen zu helfen. Dazu müsse man aber erst einmal erfahren, was eigentlich möglich ist. Ähnlich argumentiert auch Tröber. Er verweist zudem auf das gerade frisch sanierte Kurhaus-Café von Bad Wörishofen. "An anderer Stelle gibt man das Geld mit vollen Händen raus", kritisiert er die rund 800.000 Euro teure Kur. "Und da, wo man es dringend braucht, stellt man es infrage", sagt Tröber. 

    Was wäre, wenn das Dorfgemeinschaftshaus vorerst nicht kommt? "Keine Ahnung, ich weiß es nicht", sagt Tröber. "In unserem Proberaum geht es aber einfach nicht mehr weiter, da müssen wir eigentlich raus", sagt er zum Zustand der Räumlichkeiten. "Wenn das jetzt nicht kommt, kommt es wahrscheinlich gar nicht", befürchtet Tröber. Diese Sorge treibt auch Johannes Windrath um. "Man sollte das jetzt zu Ende bringen", sagt er. 

    Das Dorfgemeinschaftshaus in Schlingen soll nach einer aktuellen Schätzung der Stadtverwaltung rund 4,1 Millionen Euro kosten. Geplant ist der Abriss des alten Gasthofs Goldenes Rössle und ein Neubau an der gleichen Stelle. 

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