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Schlingen: "Es muss etwas passieren": Kritik an Hängepartie beim Dorfgemeinschaftshaus

Schlingen

"Es muss etwas passieren": Kritik an Hängepartie beim Dorfgemeinschaftshaus

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    In Schlingen stehen gleich mehrere größere Projekte an. Eines davon ist das Dorfgemeinschaftshaus, über das auch bei der Bürgerversammlung leidenschaftlich debattiert wurde.
    In Schlingen stehen gleich mehrere größere Projekte an. Eines davon ist das Dorfgemeinschaftshaus, über das auch bei der Bürgerversammlung leidenschaftlich debattiert wurde. Foto: Heinrich

    „Seit zehn Jahren tun wir rum, baut doch endlich,“ diese Worte von Franz Kurz für die er viel Beifall erhielt, fassten die Stimmung der Schlingener Bürgerinnen und Bürger auf der Bürgerversammlung am besten zusammen, als es um das geplante Dorfgemeinschaftshaus ging. Doch nicht nur bei diesem großen Thema herrscht in Schlingen Unzufriedenheit, wie sich zeigte. 

    Wie Bürgermeister Stefan Welzel erklärte, seien die Planungen alle abgeschlossen gewesen, als die Eigentümer des Jagdhofes, Familie Steinhauser, auf die Stadt zugekommen sei, um über die Zukunft des noch bestehenden Restaurants zu sprechen. Es seien verschiedene Vorschläge unterbreitet worden, einer davon war die Idee, das Dorfgemeinschaftshaus in den Jagdhof zu integrieren. Für den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses gebe es einen Zuschuss von 300.000 Euro vom Amt für ländliche Entwicklung, vom Landwirtschaftsministerium käme ebenfalls diese Summe dazu, so Welzel in seinen Ausführungen. Ob diese Zusagen auch für den Jagdhof gelten, konnte er nicht sagen. „Entsprechende Anfragen sind gestellt.“ Ein externes Architekturbüro müsse erst einmal klären, welche Variante – Neubau oder Jagdhof – die günstigere sei. Der Jagdhof ist derweil weiter in Betrieb. 

    Welzel sprach sich auch dafür aus, über eine mögliche Vernetzung mit Stockheim nachzudenken, deren Planungen durch das Aus für die Dorferneuerung nun auf Eis liegen würden. Der Vorsitzende des Musikvereins Schlingen, Wolfgang Tröber, fasste sichtlich genervt die Verhandlungen der vergangenen Jahre zusammen, die endlosen Gespräche und Planungen – ihm sei es mittlerweile egal, wo das Dorfgemeinschaftshaus hinkomme, nur müsse endlich etwas passieren. Auch der Vorsitzende des Schützenvereins, Johannes Windrath, forderte schnelles Handeln. „Es muss etwas passieren! Das ganze Dorf braucht ein Dorfgemeinschaftshaus, von der Stadt sollte jetzt eine wegweisende Entscheidung getroffen werden.“ Sebastian Schön stellte in diesem Zusammenhang die Frage, wie die Zukunft des Kindergartens aussehen werde und ob es nicht sinnvoll wäre, bei einer Planung auf dem Jagdhof-Areal auch an die Integration des Kindergartens zu denken. Eine Antwort auf die Frage blieb Welzel schuldig, er betonte lediglich, dass ihm der Kindergarten in Schlingen wichtig sei und man in diesem Jahr am Gebäude verschiedene bauliche Maßnahmen durchgeführt hätte.

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    Elfmeterturnier, Festtag, viel Musik: Drei Tage lang hat der SV Schlingen sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Gute Laune war dabei garantiert.

    Bei der anschließenden offenen Diskussion wies Wolfram Wagner auf Netzrisse im Asphalt „Im Zwiernet“ hin, der seit Jahren fehlende Ausbau des Schleipfwegs und der südlichen Raiffeisenstraße wurde ebenfalls bemängelt. Welzel verwies darauf, dass es im Straßenausbau eine Prioritätenliste des Stadtrates gäbe. Für Gelächter sorgte seine Ankündigung, für die Straße zwischen Schlingen und Frankenhofen eine gute Lösung zu entwickeln. Der schlechte Zustand der Straße ist seit Jahrzehnten ein Dauerthema bei jeder Bürgerversammlung. Beifall gab es dagegen für Welzels Zusage, dass im kommenden Jahr die Wasserleitung zwischen Bad Wörishofen und Schlingen erneuert werde; hier gab es in der Vergangenheit immer wieder Rohrbrüche. Auch der Glasfaserausbau könne in Schlingen bald realisiert werden, so Welzel. Walter Windrath wollte wissen, ob im Zusammenhang mit dem angekündigten Glasfaserausbau alle Straßen wieder aufgerissen würden. Welzel erklärte, dass die Kabel in erster Linie unter dem Bürgersteig gelegt würden, punktuell müsse man die Straße natürlich aufreißen. 

    Die Frage nach den Zinstauschgeschäften der Stadt Bad Wörishofen sorgt für leicht gereizte Stimmung

    Werner Filser bemängelte, dass der Graben von der Riedener Straße bis zum Kanal zugewuchert sei, auch das Biotop an der Degenhartstraße sei „eine Schande“. Martin Hollmann vom Bauamt entgegnete, dass man Gräben und Biotope der Natur überlassen solle, ein Eingriff sei nicht erwünscht. Die Frankenhofener Brücke könnte etwas Farbe vertragen, so ein Bürger. Für leicht gereizte Stimmung beim Bürgermeister sorgte die Anfrage von Herbert Stork, der nach dem aktuellen Stand der Zinstauschgeschäfte fragte. „Als ich das letzte Mal nachfragte, gab es ein Minus von einer Million. Wie sieht es heute aus?“ Welzel gab die Frage an den kommissarischen Kämmerer der Stadt Bad Wörishofen, Patrick Marxer weiter. „Mein Aufgabenbereich ist so groß, dass ich das jetzt nicht weiß“, so seine Antwort. Welzel räumte ein, dass es zwar Kursschwankungen gebe, aber die Stadt zu null Prozent spekulativ unterwegs sei. Bad Wörishofens damaliger Kämmerer Tim Hentrich hatte bei der Bürgerversammlung in Schlingen 2022 erklärt, dass die Stadt 2007 solche Verträge abgeschlossen und seitdem etwa 950.000 Euro Plus gemacht habe. Dieses Geld sei auch der Stadt zugeflossen. Wolle man jetzt aus dem Vertrag für die Zinstauschgeschäfte aussteigen, müsste man eine Million Euro zahlen, führte Hentrich damals aus. Da die Verträge aber noch bis 2035 liefen, sei dies nur ein hypothetischer Wert, da die Stadt nicht die Absicht habe, zu verkaufen.

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    „Das sind Spekulationsgeschäfte“, konterte Stork. „Ihre Antwort dazu war bisher nichts als blabla“, hakte Hans Filser nach. „Ich komme ebenso wie

    Die Personalsituation im Rathaus und vor allem die langen Wartezeiten im Bürgerbüro, die von einigen Bürgern angesprochen wurden, seien dem erhöhten Verwaltungsaufwand durch die Geflüchteten geschuldet gewesen, gehörten nun aber der Vergangenheit an, so Welzel auf die Beschwerde mehrerer Bürger. 

    Alexander Siebierski kritisiert den "Eindruck der Geheimniskrämerei" gegenüber den Bürgern

    Alexander Siebierski, dem Welzel zunächst nicht das Wort erteilen wollte, da dieser kein Bürger von Schlingen sei, durfte dann doch reden, nachdem er deutlich gemacht hatte, dass die Angelegenheit auch die Schlingener Bürer betreffe. Er beantrage die umgehende Einrichtung eines regelmäßig erscheinenden Amtsblattes, das identisch auch auf der Website gepflegt wird und idealerweise auch in Form eines Newsletters von den Bürgern abonniert werden kann. „Derzeit entsteht der Eindruck der Geheimniskrämerei“, so Siebierski, „vor allem auch im Hinblick auf die vielen in nicht-öffentlicher Sitzung gefassten Beschlüsse.“ Diesen Vorwurf wies Welzel energisch zurück, räumte allerdings ein, dass der Aspekt einer Bekanntmachungsplattform zu berücksichtigen sei. Überlegungen dazu habe es bereits gegeben. 

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