Herr Wolff, Sie sind Bad Wörishofen seit Jahrzehnten in vielfältiger Weise verbunden, wie beobachten Sie den Wandel in Bad Wörishofen über die Jahre hinweg?
CHRISTIAN WOLFF: Ich bin mit dem Ort sehr vertraut, nicht zuletzt deshalb, weil meine Mutter hier einige Jahre lebte. Seit Jahrzehnten bin ich regelmäßiger Gast in der Kneippstadt, als Schauspieler stand ich schon oft auf der Bühne des Kurhauses, als Klassik-Fan besuche ich, wann immer es mir möglich ist, das Festival der Nationen. Ganz besonders am Herzen liegt mir jedoch die alpenländische Weihnacht. Bad Wörishofen ist für mich immer ein Highlight des Jahres. Ich habe natürlich die Entwicklung von Wörishofen mitverfolgt. Der städtebauliche Charakter hat sich ebenso gewandelt wie die Gästestruktur; für mich ist das keine Überraschung, weil ich dies auch in anderen Gegenden in Deutschland beobachte. Dass sich der Kneipp-Tourismus zurückentwickelt hat, führe ich auch darauf zurück, dass die nachwachsenden Generationen - wie so oft - mit vielen Dingen der Älteren nichts mehr anzufangen wissen. Ich komme sehr viel rum, Bad Wörishofen ist für mich immer wieder ein sehr schöner Ort.
Sind die vielen Reisen nicht sehr anstrengend für Sie? Jeden Tag ein anderer Ort zwischen Hamburg und München?
WOLFF: Ich mache das ja nicht immer, ich finde es nicht schlimm, wobei man über die Anreisen mit Bahn oder Flugzeug in Deutschland nicht zu reden braucht. Was ich in diesen letzten Jahren vor allem bei der Bahn erlebt habe, glaubt mir keiner. Ich fahre auch gerne mit dem Auto, aber mit 86 Jahren sind mir mehr als vier Stunden am Steuer zu anstrengend.
Für alle, die Sie für Ihre körperliche und geistige Fitness bewundern, gibt es da einen guten Rat?
WOLFF: Körperlich halte ich mich mit ausgedehnten Spaziergängen fit. Früher hatten wir noch ein Schwimmbad im Haus, das fehlt mir schon. Natürlich kommt einem der Beruf des Schauspielers für die geistige Flexibilität entgegen, aber das ist es nicht allein. Man muss neugierig bleiben und sich informieren, was in der Welt passiert. Ich lese viel und gerne und habe ja auch immer wieder neue Rollen zu lernen. Entscheidend für mich ist die innere Einstellung, neugierig zu sein und positiv auf das Leben zu blicken. Sich im Alter zurückzuziehen und nur noch auf dem Bänkchen vor dem Haus zu sitzen, ist der falsche Weg.
Sie sind bekannt durch unzählige Fernseh- und Bühnenrollen, die meisten jungen Schauspieler setzen auf die sozialen Medien, um bekannt zu werden. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
WOLFF: Das Internet ist gut, aber ich bin nicht direkt ein Freund davon. Ich bin auch nicht in den sozialen Netzwerken vertreten, da hat sich unser Beruf unglaublich gewandelt. Bei vielen Nachwuchsschauspielern spielt Begabung eine untergeordnete Rolle. Wichtig sind Klicks und Follower auf irgendwelchen Kanälen. Teilweise ist es traurig, was sich da so abspielt. Ich will nicht alles verteufeln, aber muss ich mein gesamtes Leben öffentlich machen? Ich sehe das sehr kritisch, ebenso den Umgang mit der künstlichen Intelligenz. Das ist in der Tat so ziemlich das Einzige, wovor ich wirklich Angst habe, weil ich glaube, dass die künstliche Intelligenz irgendwann einmal das Ende unserer Welt bedeuten wird, weil wir sie nicht mehr beherrschen und sie sich verselbstständigt. Die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder sieht für mich nicht gerade erfreulich aus. Wenn ich Woche für Woche irgendwo lese oder höre, was KI wieder gemacht hat, frage ich mich schon, wie blöd wir eigentlich sind, dass wir das zulassen. Es geht halt immer nur um Geld.
Umso wichtiger ist es, positive Signale zu setzen, was Ihnen mit der alpenländischen Weihnacht zweifellos gelingt.
WOLFF: Unser Weihnachtskonzert gibt es seit 30 Jahren und das nahezu unverändert. Das ist doch ein Zeichen dafür, dass wir die Menschen berühren, dass sie genau diese Botschaft suchen. Wenn ich auf der Bühne sitze und in die Reihen der Menschen schaue, sehe ich, dass viele ganz verklärt sind. Wenn es uns gelingt, sie in eine vorweihnachtliche oder weihnachtliche Stimmung zu bringen in dieser nicht gerade unkomplizierten Zeit, dass sie ihre Sorgen für ein paar Stunden vergessen und etwas von der Stimmung mit nach Hause nehmen, dann ist das doch etwas Wunderschönes. Im Michel in Hamburg waren über 2000 Menschen drin, diese die ganze Zeit zu sehen, und zu erleben, wie sie am Schluss gejubelt haben, das macht schon was mit einem. Da lohnt sich der Aufwand, den weiten Weg vom Süden bis nach Hamburg anzutreten.
Und wie sieht das private Weihnachtsfest bei Familie Wolff aus?
WOLFF: Das Weihnachtsfest bei uns ist sehr friedlich, etwas zu friedlich, da meine Frau und ich allein sind. Kinder und Enkel kommen erst nach Heiligabend. Am ersten Feiertag lese ich traditionell in dem Sternerestaurant meines leider verstorbenen Freundes Heinz Winkler weihnachtliche Texte. Und natürlich hoffen wir für alle Kinder auf weiße Weihnachten!
Der gebürtige Berliner Christian Wolff ist ein vielseitiger Schauspieler, der als Förster Martin Rombach in der Serie Forsthaus Falkenau einem breiten Publikum bekannt wurde. Wolff lebt heute mit seiner Frau Martina Handloser im Chiemgau und gehört zu den treuen Gästen des Festivals der Nationen in Bad Wörishofen. Am Mittwoch, 18. Dezember, ist Wolff um 19.30 Uhr mit der „Alpenländischen Weihnacht“ im Kursaal von Bad Wörishofen zu Gast. Wolff als Erzähler wird begleitet von den Regensburger Domspatzen, dem Blechbläsersextett Ensemble Classique und einer Harfenistin. Karten für den vorweihnachtlichen Abend gibt es unter anderem bei der Mindelheimer Zeitung in Bad Wörishofen (Telefonnummer 08247/35035) und Mindelheim (08261/991375)

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