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Salgen: Wofür sich diese Unterallgäuerin als Bio-Königin einsetzte

Salgen

Wofür sich diese Unterallgäuerin als Bio-Königin einsetzte

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    Carina Bichler aus Salgen ist überzeugt von der Nachhaltigkeit des ökologischen Landbaus. Sie hilft gerne bei der Ernte auf dem elterlichen Hof mit.
    Carina Bichler aus Salgen ist überzeugt von der Nachhaltigkeit des ökologischen Landbaus. Sie hilft gerne bei der Ernte auf dem elterlichen Hof mit. Foto: Emmenlauer

    Dieser jungen Frau ist es ein Anliegen, Landwirte und Verbraucher zu überzeugen, dass Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln für die Umwelt, aber auch für einen selbst elementar wichtig ist. Carina Bichler aus Salgen war zwei Jahre lang bayerische Bio-Königin und damit Botschafterin der Bio-Branche. Vor Kurzem dankte sie ab, so haben es die Statuten der Verbände vorgesehen. Im Gespräch mit der MZ berichtet sie, wie es um die biologische Landwirtschaft steht.

    Auf Bioland-Hof in Salgen aufgewachsen

    Seit dem Jahr 1987 wird der elterliche Hof in Salgen nach den Bioland-Richtlinien bewirtschaftet. „Es war ein längerer Prozess, die Tschernobyl-Katastrophe war mit ausschlaggebend“, erzählt die 29-Jährige. Sie selbst war damals noch nicht geboren, wuchs also später auf einem reinen Biohof auf und hat die Philosophie dahinter von klein auf mitbekommen. Und sie kann sich heute mit ihr vollends identifizieren. „Ich will meinen Nachkommen einen lebenswerten Planeten hinterlassen“, sagt sie.

    Als Bio-Königin hatte sie die Gelegenheit, bei Vorträgen, Veranstaltungen und Messen andere von Bio-Produkten zu überzeugen. Etwa 90 Termine waren es bundesweit. Doch die Mühe habe sich gelohnt, sagt Bichler. So konnte sie etwa mit Politikern sprechen und dabei die Interessen der Biolandwirte vorbringen.

    Bio-Königin hat Agrarökonomie studiert

    Ihre Passion als Bio-Botschafterin kommt nicht von ungefähr und endet mit dem Ende der Amtszeit als Bio-Königin keineswegs. Die studierte Agrarökonomin arbeit in Augsburg beim Verband Bioland und berät Landwirte. Denn: Der Wechsel von der konventionellen zur ökologischen Bewirtschaftung bedeutet für jeden Landwirt eine Herausforderung. Mindestens zwei Jahre beträgt die Umstellungszeit, in der sich etwa die Böden von der vorherigen Bewirtschaftungsart erholen. Während dieser Zeit ergeben sich finanzielle Einbußen, da die Erzeugnisse noch nicht als „bio“ verkauft werden dürfen.

    Gerade zeichne sich ab, dass sich die ökologische Landwirtschaft in der Krise bewährt, sagt Bichler. Verbraucher kaufen bewusster ein, besuchen Wochenmärkte oder Hofläden und kochen zu Hause selbst. Viele Menschen achten dabei auf das Bio-Siegel. „Hieraus kann man schon schließen, dass viele Leute auch außer Haus gerne Bio essen würden – leider ist das noch viel zu selten möglich.“

    Deutschland importiert Bio-Produkte aus dem Ausland

    Auch wenn der Verbraucher-Trend zu immer mehr Bio geht, in der Landwirtschaft hierzulande macht die Bio-Anbaufläche derzeit nur etwa zehn Prozent aus. „Bisher importieren wir viele Bio-Lebensmittel. Das ist schade, wir könnten viel mehr Bio produzieren und so für den Umweltschutz vor unserer Haustüre sorgen“, sagt Bichler.

    Positiv sieht sie, dass laut einer Studie 98 Prozent der Menschen mindestens einmal im Jahr in den Supermärkten zu einem Bioprodukt greifen. Bio-Lebensmittel seien längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Preisfrage sei bei vielen Menschen nicht mehr so relevant wie noch vor ein paar Jahren.

    Trend geht zur gesunden und nachhaltigen Ernährung

    Immer mehr Verbraucher achten auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung, sagt Bichler. „Bio kostet mehr, weil Bio in der Produktion teurer ist. Dafür entstehen viel weniger externe Kosten, für die sonst die Allgemeinheit aufkommen muss, wie zum Beispiel für die Reinigung des Trinkwassers.“

    Das gesetzlich verankerte Ziel bis 2030 ist ein Anteil von 30 Prozent in der bayerischen Landwirtschaft. Um dieses zu erreichen seien die Bio-Verbände unter anderem auf die Mithilfe der großen Handelsketten angewiesen. „Wir müssen aber aufpassen, dass es kein Preisdumping gibt.“ Dass eine Kooperation funktionieren kann, zeige das Beispiel der Kette Lidl mit Bioland. Auch die Mithilfe von öffentlichen Einrichtungen sei gefragt. „In Kantinen, Krankenhäusern und Mensen gibt verhältnismäßig noch viel zu wenig Bio.“

    Carina Bichlers Credo: bio, regional und saisonal

    Nicht nur das Bio-Thema alleine liegt Bichler am Herzen. „Die beste Orientierung für den Einkauf bieten drei Punkte: bio, regional und saisonal.“ Zu wissen, welche Produkte zur entsprechenden Jahreszeit vor Ort geerntet werden und sie dann frisch etwa auf Märkten zu kaufen, könne auch kulinarisch eine Bereicherung für den eigenen Speiseplan sein.

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