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Salgen: Wie ein Partykeller in Salgen zur Software-Bude wurde

Salgen

Wie ein Partykeller in Salgen zur Software-Bude wurde

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    Jens Schlatmann (links) und Robin Mattis (rechts) tüfteln seit rund einem Jahrzehnt im ehemaligen Partykeller von Familie Mattis und gründeten nun ihre erste eigene Software-Firma.
    Jens Schlatmann (links) und Robin Mattis (rechts) tüfteln seit rund einem Jahrzehnt im ehemaligen Partykeller von Familie Mattis und gründeten nun ihre erste eigene Software-Firma. Foto: Kathrin Elsner

    „In der sechsten Klasse habe ich als erstes Projekt eine Hausaufgaben-Website für meine Freunde und mich programmiert, auf der wir die Lösungen austauschen konnten“, erzählt Robin Mattis mit einem spitzbübischen Lächeln. Seitdem ist der Partykeller der Familie beschlagnahmt und zur Software-Bude umfunktioniert. Mit Jens Schlatmann gründete der 22-Jährige nun die erste eigene Firma.

    „Wir sind irgendwann draufgekommen, dass man gründen muss, wenn man Geld verdienen will“, sagt Robin Mattis und nippt an seinem Latte Macchiato. Schon als Teenager haben er und Jens Schlatmann unzählige Wochenenden bis in die frühen Morgenstunden im ursprünglichen Partykeller der Familie verbracht und am Computer getüftelt. Nur durch eine Tür vom Vorratsraum getrennt, der sie auch heute noch mit Wasser, Chips und Tiefkühlpizza versorgt. „Die beiden haben so viele Stunden im Keller verbracht, wir haben oft geschimpft“, erinnert sich Mama Andrea Mattis schmunzelnd. Auch an Schultagen sei ihr Sohn nach der Schule sofort im Keller verschwunden und nicht selten bis Mitternacht dort geblieben.

    Die erste App des Salgeners und seines Kollegen war ein Haushaltsbuch

    Das Gründerteam lernte sich im Jahr 2013 online über das Spiel „Minecraft“ kennen. Kurze Zeit später reiste der heute 23-jährige Jens Schlatmann das erste Mal aus Amberg in der Oberpfalz nach Salgen. Schnell wurde aus der Freundschaft ein Team, das Spaß daran entwickelte, etwas Neues zu erschaffen. „Man fängt mit einer leeren Datei an und baut sich aus dem Nichts etwas zusammen“, sagt Robin Mattis, der Technikkopf des Teams, fasziniert. Als diverse gemeinsame das Portal „Mindelheim macht Musik“, auf dem sich Musiker der Region austauschen konnten, folgten.

    „Wir sind Serientäter“, sagt Jens Schlatmann lachend, in den vergangenen Jahren hätten sie viel ausprobiert. „Wie designt man sowas, wie optimiert man die Bedienerfreundlichkeit, wie bringt man eine App auf den Markt und wie realisiert man den Support – wir haben viel gelernt“, verrät der Betriebswirtschafts-Student, der sich in den letzten Zügen seines Studiums in Nürnberg befindet. Auch Robin Mattis hat das Informatik Studium in München bald geschafft. Mit diesen Studiengängen stehen den beiden eigentlich die Türen zu hochbezahlten Jobs regelrecht offen, oder? „Der finanzielle Anreiz, sich in ein gemachtes Nest zu setzen, ist keine Option“, findet Robin Mattis, der als Gründer besonders die Freiheit schätzt, etwas Eigenes aufzubauen. „Etwas Eigenes, was man selbst geschaffen hat, groß zu machen“, sei ihre Motivation, darin ist sich das Gründerteam einig.

    Die App zur Arbeitszeiterfassung war der Beginn ihrer Firma

    Wie gut, dass Jens Schlatmann im September vergangenen Jahres nach Salgen kam, um seine Kenntnisse der Softwareentwicklung zu vertiefen. „Wir saßen im Keller und nachts um halb eins ist mir das Urteil über die Arbeitszeiterfassung eingefallen“, erinnert sich Robin Mattis – die Pflicht von Arbeitgebern zur Einführung eines digitalen Systems könnte in Zukunft zur Realität werden. Die spontane Idee der jungen Männer: Eine einfache Lösung zur digitalen Arbeitszeiterfassung für kleine und mittelständische Unternehmen schaffen, „quasi einen Stundenzettel in der App“. Sie legten noch in derselben Nacht los. Jens Schlatmann setzte die App auf, Robin Mattis programmierte. Zwei Tage und zwei Nächte später präsentierten sie den ersten Prototypen am Frühstückstisch, nach nur drei Wochen gab es den ersten Live-Test in einer kleinen Firma. 

    Keine zwei Monate nach der Idee gründeten sie im November 2022 ihr Firma „illo Tech Software GmbH“. Dass sie gemeinsam an der Uni erste Gründungserfahrungen sammeln konnten, sei ein wichtiger Schritt gewesen, erzählen sie dankbar. Woher das „illo“ im Firmennamen kommt, wissen sie selbst nicht mehr, „es stand schon seit Jahren fest, dass unsere Firma mal so heißen soll, falls wir gründen“, sagt Robin Mattis, der für alle technischen Belange zuständig ist. Jens Schlatmann kümmert sich um die Konzeption und den Vertrieb. Den Funktionsumfang ihrer App „MyTimeTracker“ haben sie inzwischen erheblich erweitert, auch eine Weboberfläche und ein Tablet-Terminal, an dem man am Firmeneingang „stempeln“ kann, sind dazugekommen.

    „Die Bandbreite der Unternehmen, die sich für unser Produkt interessieren, ist immens“, verrät Jens Schlatmann, das positive Kundenfeedback mache am meisten Spaß. „Wenn wir mit unserer Lösung anderen Menschen helfen, war es die viele Freizeit wert, die wir da reingesteckt haben“, ergänzt Robin Mattis. Langfristiges Ziel der Gründer ist es, mit „MyTimeTracker“ in Vollzeit selbstständig zu sein.

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