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Salgen-Hausen: Baustellenbesuch auf der neuen B16: Hausen bekommt seine Umfahrung

Die neue Umgehung wird oberhalb der Bahnstrecke verlaufen, deshalb wurden Dämme aufgeschüttet. In den Sommerferien wird dann die Brücke über die Bahnlinie gebaut.
Salgen-Hausen

Baustellenbesuch auf der neuen B16: Hausen bekommt seine Umfahrung

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    Rund acht Meter geht es steil in die Tiefe, dort, wo einmal die neue B16 verlaufen soll. Die Trasse für die neue Ortsumfahrung von Hausen ist bereits gut erkennbar, die geschotterte Straße beginnt zwischen der Forellenzucht und dem Ortsschild, geht stetig nach oben und endet dann im Nichts. Hier soll in nicht einmal zwei Jahren eine Brücke über die Bahngleise führen. Die ersten Arbeiten für diesen zweiten Bauabschnitt des Großprojekts haben gerade begonnen – die perfekte Zeit also für einen Baustellenbesuch.

    Insgesamt vier Brücken werden westlich von Hausen in den nächsten Monaten gebaut. Rund 16 Millionen Euro kostet das ganze Projekt, das die Einwohnerinnen und Einwohner vom Verkehr entlasten soll, der sich täglich durch den Ort schlängelt, und das gleichzeitig dafür sorgen soll, dass Autos, Lastwagen und Co. zügiger vorankommen. Die neue Umgehung wird über zwei Kreisverkehre an das Straßennetz angeschlossen: im Norden über den bestehenden Kreisverkehr beim Viehweidhof, im Süden durch einen neuen Kreisel vor dem Bahnhalt.

    Der Damm für die neue Umgehung von Hausen wurde aufgeschüttet

    Von dort aus führt die neue Straße zunächst über die Östliche Mindel und dann den Damm hoch, der bereits in einem ersten Bauabschnitt von September bis April aufgeschüttet worden ist. Rund 50.000 Kubikmeter Dammbaumaterial und 7200 Kubikmeter Frostschutzkies waren für den bis zu acht Meter hohen Damm nötig, wie Sarah Greif, Abteilungsleiterin im Staatlichen Bauamt Kempten, erläutert. Nahtlos gehen die Arbeiten jetzt mit den vier geplanten Brücken weiter: Die neue Umgehung überquert künftig die Östliche

    Das Hochwasser vor drei Wochen hat auch die Baustelle der Ortsumgehung erwischt. "Aber es ist schnell gekommen und schnell abgeflossen", sagt Greif. Rund eine Woche waren die Arbeiten beeinträchtigt, aber man habe das schon wieder hereingeholt, weil man stattdessen anderes erledigen konnte. "Wir haben keine Zeit verloren", sagt Andreas Müller von der Firma Gebauer, die die Bauoberleitung innehat. Dass man so gut im Zeitplan sei, liege auch daran, dass man auf der grünen Wiese baue, sagt Greif. "Man ist unabhängig und kann besser reagieren." Überraschungen wie beim Sanieren oder beim Bauen im Bestand gebe es kaum, zumal vorher alle möglichen Punkte – etwa ein benachbartes Bodendenkmal – im Planfeststellungsverfahren thematisiert worden seien.

    Umweltschutz war ein großes Thema bei der Planung der neuen B16

    Auch der Naturschutz war bereits vorab ein großes Thema. "Hier war ja bislang keine Straße, hier haben sich Tiere wohlgefühlt und jetzt kommen wir", sagt Greif. Damit Eidechsen nicht vom Gleis ins Baufeld gelangen, wurde ein Schutzzaun errichtet, der entlang der Bahngleise verläuft. Lerchenfenster wurden in anderen Feldern angelegt, um die Vögel zum Umzug zu bewegen. Und bei den beiden Brücken über die Gewässer wird es sogenannte Irritationsschutzwände geben, damit Fledermäuse nicht gegen die Autos krachen, sondern über die Brücke hinwegfliegen. Während der ganzen Arbeiten gibt es zudem eine Umweltbaubegleitung, die nur darauf achte, dass alles richtig läuft, erklärt Greif.

    Wenn heute eine Straße wie die neue B16 gebaut wird, versucht man, Bahnübergänge zu vermeiden – weil sie den Verkehr verzögern, aber auch, weil sie Gefahrenquellen sind. Die neue Umfahrung wird künftig über die Bahngleise führen. Doch auch darunter tut sich etwas. An der Bahnstrecke Mindelheim-Günzburg wird demnächst ebenfalls gebaut werden, kündigen Greif und Müller an: Den Bahnübergang an der Heinzenhofer Straße will die Bahn mit einer Schranke technisch sichern, zudem sollen Brücken und Gleise erneuert werden. All das geschieht in der sogenannten "Bahnsperrpause" in den Sommerferien. Züge werden dann nicht unterwegs sein, stattdessen viele Arbeiter und Maschinen. "Dann ist hier sehr viel los", sagt Greif. 

    Alle Arbeiten an der Straße laufen in enger Abstimmung mit der Deutschen Bahn. Dem Gemeinschaftsprojekt kommt zugute, dass die Pfaffenhausener Firma Lutzenberger sowohl den Auftrag des Amts als auch der Bahn erhalten hat. "Ein Glücksfall", sagt Greif. Schließlich seien die Arbeiten europaweit ausgeschrieben worden. 

    Vom Ortseingang führt die Trasse westlich an Hausen vorbei.
    Vom Ortseingang führt die Trasse westlich an Hausen vorbei. Foto: Melanie Lippl

    Den Damm konnten die Bauarbeiter bislang jedoch nicht ganz vollenden, weil der Zugführer sonst keinen freien Blick mehr auf die Heinzenhofer Straße hätte – und andersherum muss auch der Verkehr den herannahenden Zug sehen können. Erst wenn nach der Bahnsperrpause der Bahnübergang beschrankt ist, kann auch der Damm fertiggestellt werden. Die Unterbauten für die Brücken in Verbund-Fertigteil-Bauweise werden schon vorher auf Position gebracht, danach kann weiter an der Brücke gearbeitet werden, ohne den Ablauf auf den Gleisen zu stören. Der Plan ist, dass die Brücken bis Ende dieses Jahres fertig sind. "Rund acht Monate Bauzeit ist für den Umfang recht sportlich", urteilt Bauleiter Müller.

    2025 soll die Umfahrung von Hausen asphaltiert werden

    Abteilungsleiterin Sarah Greif ist aber zuversichtlich, dass ein nahtloser Übergang in den Streckenbau, also den Kreisverkehr und die Asphaltierung, spätestens Anfang 2025 klappt. Der neue Radweg wird in dieser Phase ebenfalls angelegt, er verläuft künftig westlich der Trasse unterhalb des Damms. 

    An der Mindel wurde bereits gebaut: Ein Absturz musste vorverlegt werden, damit er nicht direkt unter der neuen Brücke verläuft – das wäre für den Hochwasserschutz kritisch gewesen. Für die neue Brücke der B16 und des Radwegs über die Östliche Mindel wurde bereits die sogenannte Sauberkeitsschicht gemacht, also der Untergrund. Direkt daneben verläuft derzeit die Behelfsbrücke für den Baustellenverkehr, damit dieser nicht ständig durch den Ort fahren muss.

    Vier Brücken sind Bestandteil der Umgehung, unter anderem hier über die Mindel. Die Brücke links ist nur für den Baustellenverkehr, rechts davon ist bereits die Sauberkeitsschicht für die richtige Brücke gemacht.
    Vier Brücken sind Bestandteil der Umgehung, unter anderem hier über die Mindel. Die Brücke links ist nur für den Baustellenverkehr, rechts davon ist bereits die Sauberkeitsschicht für die richtige Brücke gemacht. Foto: Melanie Lippl

    Weil die neue Straße die Felder durchtrennt, läuft zudem parallel ein Flurneuordnungsverfahren. Das Amt für Ländliche Entwicklung hat bereits die Flächen analysiert, sie werden nach der Baumaßnahme neu aufgeteilt. "Das hat geholfen, dass die Grundstückseigentümer bereit waren, mitzumachen", sagt Greif. Grundsätzlich habe sie aber in Hausen viel Zustimmung für das Straßenbauprojekt erlebt, sagt die Abteilungsleiterin. Das ist nicht verwunderlich: Die Menschen aus Hausen haben schon lange für die Umfahrung gekämpft. Die bisherige B16 werde nach der Fertigstellung der Umgehung herabgestuft, womit die Gemeinde mehr Spielraum habe, etwas zu verändern, erläutert Greif. Und natürlich gibt es viel weniger Verkehr. "Das wertet auch das Ortsbild auf", sagt Bauleiter Müller.

    Ihr Ziel haben Andreas Müller und Sarah Greif fest im Blick: eine Verkehrsfreigabe der neuen B16 bis Ende des Jahres 2025. Dann soll das Großprojekt fertig sein, inklusive aller Details wie der Beschilderung. Bis dahin ist noch viel zu tun für die beiden und ihr Team.

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