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Salgen: Erst Schicksalsschlag, dann Lockdown: Hochzeitsglück im dritten Anlauf

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Erst Schicksalsschlag, dann Lockdown: Hochzeitsglück im dritten Anlauf

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    Beim dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Tanja und Helmut Hörmann (mit Tochter Patricia) haben 2023 geheiratet.
    Beim dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Tanja und Helmut Hörmann (mit Tochter Patricia) haben 2023 geheiratet. Foto: Sarah Fitz Fotografie

    So richtig entspannt war Tanja Hörmann erst am Tag danach. Zu groß war die Befürchtung, dass doch noch etwas passieren könnte, das ihr den Hochzeitstag vermiest. Denn schon bei den beiden vorangegangenen Versuchen war es mit der großen kirchlichen Feier schiefgegangen. Beim ersten Mal war es ein schwerer Schicksalsschlag, der die Hochzeit platzen ließ, beim zweiten Mal der erste Corona-Lockdown, und das jeweils nur wenige Tage vor dem Termin. Ein drittes und letztes Mal wollte es das Paar aus Salgen 2023 noch einmal probieren - und es hat geklappt mit dem Heiraten! Auch wenn die Hochzeit teils ganz anders war als ursprünglich geplant.

    "Ich wollte nie mit Kind heiraten", sagt Tanja Hörmann zum Beispiel. Da müsse man sich ständig kümmern, könne nicht so unbesorgt feiern, habe sie früher einmal gedacht. Dabei lief alles total unkompliziert und sie ist heilfroh, dass ihre dreijährige Tochter Patricia den Tag im Mai miterleben durfte, dass sie als Blumenmädchen einen Einsatz hatte, von dem die Kleine auch im Winter noch mit leuchtenden Augen spricht. Dieses Familienglück hat für die Hörmanns eine ganz besondere Bedeutung.

    Am Hochzeitstag brachte Tanja Hörmann ihre Tochter tot auf die Welt

    Denn am 19. Oktober 2019 war es unvorstellbar. Eigentlich hätten Tanja und Helmut Hörmann an diesem Tag vor den Traualtar treten sollen. Knapp zwei Drittel ihrer Schwangerschaft hatte die Braut schon hinter sich. Alles war geplant, perfekt vorbereitet, schließlich hatte die Erzieherin wegen des Berufsverbots im Kindergarten genügend Zeit, die kirchliche Trauung und die Feier danach zu organisieren. Doch zwei Tage vor dem Termin setzen Schmerzen ein. Tanja Hörmann kommt ins Krankenhaus, sie bleibt unter Beobachtung. Statt zu heiraten, bringt sie am geplanten Hochzeitstag ihr Kind tot zur Welt. Ein Mädchen: Pia.

    Die Nachricht erschüttert Freunde und Familie. Diese kümmern sich darum, allen abzusagen: Pfarrer, Chor, Bus, Friseur, Wirtschaft, Gästen und und und ... Für die Hörmanns eine große Erleichterung, auch, weil so gleich jeder erfuhr, was passiert war, und sie ihre Geschichte nicht immer wieder von Neuem erzählen mussten.

    Das Paar plant den nächsten Hochzeitstermin am 21. März 2020. Es war ja schon alles organisiert, nur das Liedheft wurde mit dem neuesten Datum überklebt. Und dann kam Corona. Fünf Tage vor der geplanten Trauung ging Bayern in den Lockdown. "Ich habe Rotz und Wasser geheult", sagt Tanja Hörmann. "Ich war so ead." Sie ist in diesem Moment so sauer, dass sie niemanden anrufen will, das Lokal nicht, den Chor nicht, die Kirche nicht. Stattdessen melden die sich bei ihr, um ihr die Absagen zu erteilen. Es durfte ja nichts mehr stattfinden.

    Unter Corona-Bedingungen wollten die Hörmanns nicht kirchlich heiraten

    Tanja und Helmut Hörmann ist klar: Mit Masken, weniger Gästen und unter ständig wechselnden Corona-Bedingungen wollen sie nicht heiraten. Sie legen die Hochzeitsplanung erst mal auf Eis, wollen "warten, bis der Schmarrn rum ist", wie Helmut Hörmann sagt. Im November kommt Tochter Patricia auf die Welt - zwar vier Wochen zu früh, aber alles ist in Ordnung. Die Zeit vergeht, Patricia lernt laufen, Corona wird alltäglich.

    2022 denkt Helmut Hörmann nicht mehr viel an die Hochzeit, als ihn seine Frau noch einmal darauf anspricht. Sie wollen es noch einmal wagen, ein letztes Mal, wie sie beschließen: Sollte es wieder nicht klappen, gibt es keine große Feier mit 70 Gästen, sondern nur eine Trauung mit dem Pfarrer im kleinsten Kreis.

    Als Hochzeitstag legen sie den 6. Mai 2023 fest. In den mehr als vier Jahren seit den ersten Planungen hat sich einiges geändert: Neue Freunde sind hinzugekommen, mit anderen Leuten hat man inzwischen weniger Kontakt. Die Gästeliste wird angepasst. Das Lokal hat gewechselt, der Pfarrer, der Fotograf. Das bereits 2018 gekaufte Kleid ist geblieben - trotz mehrfacher Änderungen wegen der Schwangerschaft. Für Tanja Hörmann bleibt es ihr Traumkleid: "Wie Jeans und T-Shirt", so angenehm habe es sich angefühlt, schwärmt die 34-Jährige.

    Beim dritten Versuch hat es mit dem Heiraten geklappt

    Beim ersten Termin vor vier Jahren herrschte Vorfreude, beim zweiten das Gefühl "jetzt kann nichts mehr passieren", beim dritten Termin im Mai dieses Jahres denkt sich der 36-jährige Helmut Hörmann nur: "Mir egal, was passiert, wir ziehen es durch!" Der Tag startet mit dem Friseurtermin, es folgen das Fotoshooting und das Mittagessen mit der Familie, bei dem Tanja Hörmann keinen Bissen herunterbekommt vor lauter Aufregung. Es geht vor den Traualtar, in einem Gottesdienst, der an den beiden nur so vorbeifliegt: Als sie als Mann und Frau aus der Kirche kommen, setzt die Erleichterung ein: "Jetzt wird sich nur noch gefreut und Spaß gehabt!"

    Eine perfekte Organisation ist an diesem Tag anders als beim ersten Mal nicht mehr so wichtig. Es geht darum, alles zu genießen, worauf man schon zweimal verzichten musste. Die Hochzeit schenkt dem Paar und seinen Gästen unvergessliche Momente: den Auftritt der Teeniegarde, die Tanja trainiert, zum Beispiel. Den Moment, als Helmuts Hose bei der Schuhplattler-Einlage reißt. Oder die Unterbrechung des vorher einstudierten Eröffnungstanzes durch die kleine Patricia, die die Tanzfläche stürmt. Es gibt kein Hochzeitsfoto, auf dem die Hörmanns nicht anstecken mit ihrer Freude und ihrem Glück. Noch heute muss Tanja Hörmann lächeln, wenn sie die Bilder anschaut: "Aller guten Dinge sind drei", sagt sie.

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