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Pro und Contra: Public Viewing beim Fußball: Gefühl wie im Stadion oder der blanke Horror?

Pro und Contra

Public Viewing beim Fußball: Gefühl wie im Stadion oder der blanke Horror?

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    Für die einen ist Public Viewing während der Fußball-EM ein Muss, andere schauen die Spiele lieber auf dem heimischen Sofa an.
    Für die einen ist Public Viewing während der Fußball-EM ein Muss, andere schauen die Spiele lieber auf dem heimischen Sofa an. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Pro: Public Viewing ist pures Leben

    Die Fußball-Nationalmannschaft ist wieder das "Lagerfeuer der Nation". Millionen von Fans fiebern bei jedem EM-Spiel ihres Teams mit. Im Stadion, zu Hause vor dem Fernseher, in der Kneipe - oder eben beim Public Viewing auf öffentlichen Plätzen. Nun ist Letzteres nicht das, was es eigentlich verspricht: Denn die wörtliche Übersetzung wäre die "öffentliche Aufbahrung", eine Leichenschau also. 

    Dass man im deutschsprachigen Raum darunter jedoch seit gut 20 Jahren das gemeinsame Fußball-Gucken vor großen Leinwänden versteht, weiß mittlerweile jedes Kind. Und im Gegensatz zu einer öffentlichen Aufbahrung ist Public Viewing bei Fußballspielen das pure Leben. Es ist das Stadionerlebnis des kleinen Mannes: Wer keine Karten für ein EM-Spiel hat, erfährt beim Public Viewing nahezu dieselbe Bandbreite der Emotionen, wie sie auch im Stadion herrschen. Nur deutlich günstiger. 

    Vor einer Leinwand wird genauso angefeuert, gefachsimpelt, geschimpft - und am Ende im besten Fall gemeinsam gejubelt. Mit möglicherweise wildfremden Menschen, die man nicht zwingend im eigenen Wohnzimmer bei einem Spiel zu Gast haben möchte. Den klugscheißenden Taktik-Nerd, der von abkippenden Neunern und Packing-Werten spricht, genauso wenig, wie die pubertierende 16-Jährige, die den Jamal Musiala "sooo süüüüß" findet und bei jedem Ballkontakt des deutschen Nationalspielers ist Ekstase verfällt. 

    Im Stadion und beim Public Viewing kann man sich die Platznachbarn nicht immer heraussuchen. Zugegeben, eine Schattenseite des gemeinsamen Mitfieberns. Wichtig ist aber ohnehin auf dem Platz. Und hier hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in den vergangenen Wochen und Monaten wieder zu dem entwickelt, was sie einmal war: das "Lagerfeuer der Nation". Und wer sitzt schon gerne alleine an einem Lagerfeuer?! (Axel Schmidt)

    Contra: Privat Viewing für alle!

    Wer Stadionfeeling beim Fußballspiel braucht, der sollte auch ins Stadion gehen! Wer glaubt, dies beim Public Viewing zu finden, wird schnell merken: Nee, das ist dann doch etwas anderes ... Emotionen, gut und schön. Nur: Wer will das denn, wenn er eigentlich in aller Ruhe ein Fußballspiel angucken will? Ich nicht! Laut, bunt, sexy - das mag beim Public Viewing willkommen sein. Schwitzende und müffelnde Sitz- oder Stehnachbarn gehören aber leider auch dazu. Ebenso wie lange Schlangen vor den Getränkeständen, und für das Gegenteil muss man(n) sich dann auch wieder in die Reihe stellen und warten. 

    Ganz übel wird es dann vor dem Anpfiff, wenn sich angetrunkene Menschen in ihren Deutschland-Trikots erheben und die Nationalhymne mitsingen wollen - aber schon nach der ersten Zeile nicht mehr weiterwissen. Und dabei noch strammstehen, die rechte Hand aufs Herz und die linke Hand an die Hosennaht? Echt jetzt? 

    Nein danke, ich genieße den Fußballabend lieber im sehr kleinen Kreis, in aller Ruhe im heimischen Garten, werfe ein paar leckere Würste auf den Grill, genieße das kühle Bierchen und freue mich auf Verlängerung und Elfmeterschießen. Das ist Genuss in seiner puristischen Form - lieber Privat Viewing statt Public Gröling!

    Für nerdiges Fußballer-Möchtegern-Halbwissen kann ich immer noch einen WhatsApp-Chat starten und ein paar Kumpels aus der Reserve locken. Das hilft dann eine Weile über das aufkommende Gefühl der Einsamkeit hinweg. Aber nur bis kurz nach Spielende - irgendeiner findet garantiert irgendeinen Grund, um hupend und kreischend und Fahnen schwenkend durch die Gegend zu brettern. Das nennt sich dann Autokorso und ist genauso nervtötend wie Public Viewing. Mindestens! (Alf Geiger)

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