Zwei Partner haben sich im Markt Pfaffenhausen zusammengetan, um eine Nahwärmeversorgung umzusetzen: Das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) und der Viehweidhof der Familie Kerler in Hausen haben gemeinsam eine Firma gegründet, die die Wärme aus der bestehenden Biogasanlage des landwirtschaftlichen Betriebs zu Institutionen und Privathaushalten bringen soll.
Angeschlossen werden an das Wärmenetz könnten in einem ersten Schritt die Grund- und Mittelschule Pfaffenhausen, die Einrichtungen des DRW mit Wohn- und Arbeitsstätten für Menschen mit Behinderung sowie das Seniorenzentrum St. Anna, das ebenfalls vom DRW getragen wird. Die Pläne gehen aber noch weiter: Auch Privathaushalte – von Osten her südlich der Bundesstraße 16 bis zur Bahnlinie – könnten in den Genuss der neuen Heizenergie kommen und perspektivisch könnten sogar weitere Teile von Pfaffenhausen erschlossen werden, heißt es in einer Pressemitteilung des DRW.
Schon 2022 wurde die Idee einer Nahwärmeversorgung öffentlich gemacht
Im Ortsteil Egelhofen ist die Nahwärme inzwischen Realität geworden. In Pfaffenhausen gibt es die Pläne für eine solche Versorgung ebenfalls schon länger: Bereits im Oktober 2022 fand eine von der Marktgemeinde und dem Viehweidhof organisierte Informationsveranstaltung statt, die die damaligen Pläne von Inhaber Alfons Kerler jr. öffentlich machte. Vorausgegangen waren Machbarkeitsstudien der Marktgemeinde sowie des Viehweidhofs, die positiv ausfielen. „Seitdem ist das in der Welt“, sagt Alfons Kerler und spielt damit auf das gesteigerte Interesse der Bevölkerung am Fortgang an. Verzögert wurde das Vorhaben jedoch durch den ausstehenden Förderbescheid, der mittlerweile aber vorliege.
Die Gutachter machten zudem auf die ökologische Sinnhaftigkeit aufmerksam, die besonders durch die gesicherte Wärmeabnahme der Anrainer verwirklicht werden müsse. Daraufhin kam neben den Schulen auch das Ringeisenwerk ins Spiel, das in Pfaffenhausen ebenfalls an der Klimaneutralität seiner Einrichtungen unter anderem mit einem Blockheizkraftwerk und Photovoltaik arbeitet und als Gesamtunternehmen 2022 seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht herausgegeben hat. Laut Thomas Roth, Leiter des Zentralbereichs Energie und Technik am Hauptsitz Ursberg, sei eine Teilnahme am Nahwärmenetz aus Sicht seines Unternehmens allerdings nur dann sinnvoll, wenn es sich an der zu gründenden Gesellschaft auf Augenhöhe beteiligen könne. „Das Dominikus-Ringeisen-Werk hat jahrzehntelange Erfahrung in neuen energetischen Technologien und in Nahwärmenetzen“, so Roth. „Das DRW in Pfaffenhausen gibt zudem seine Energieversorgung in die Hände der Gesellschaft und muss damit auch mitbeteiligt sein.“
Die Vorteile liegen für alle Beteiligten auf der Hand: „Das DRW könnte in Pfaffenhausen sofort klimaneutral werden und für Menschen mit Behinderung in den DRW-Einrichtungen wäre die Versorgung mit Wärme dauerhaft gesichert. Wir leisten auch einen Beitrag für die Einwohner von Pfaffenhausen, die bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Menschen mit Behinderung in ihre Gemeinschaft einbinden und die Einrichtung so mittragen“, sagt Michael Winter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DRW.
So soll die Nahwärme in Pfaffenhausen funktionieren
Alfons Kerler könnte seine auf rund acht Millionen Kilowattstunden Wärmeenergie ausgelegte und weitestgehend mit Gülle betriebene Biogasanlage energieeffizient nutzen – schon heute könnte die Anlage rund 400 Haushalte mit Wärme versorgen, heißt es in der Pressemitteilung. Angeschlossene Haushalte profitieren, indem sie ihre Heizung auf die Nahwärme umstellen. Dazu benötigten sie lediglich eine sogenannte Übergabestation. Neben dieser seien die überschaubaren Kosten durch die Anbindung des Hauses an das Netz zu kalkulieren. Wer umstelle, werde den gesetzlichen Anforderungen an das klimaneutrale Heizen gerecht und spare sich künftig beispielsweise die Kosten der Heizungswartung und des Schornsteinfegers wie beim Gas oder Öl. Bezahlt werde nur, was tatsächlich verbraucht werde, so die Gründer. Auch der Marktgemeinde, die ohnehin der gesetzlichen Auflage nachkommen muss, eine Wärmeplanung bis 2029 vorzulegen, käme das zugute.
Beide Geschäftspartner denken auch schon weiter: So könnte eine neue Hackschnitzelanlage den zusätzlichen Wärmbedarf in der kalten Jahreszeit abdecken. Wärmepumpen würden auch noch die Restwärme aus dem Substrat gewinnen, das bei der Vergärung in der Biogaslage anfällt. Die Anlage soll nach Vorstellung ihrer Betreiber so modern, energieeffizient und verlässlich wie nur möglich arbeiten und einen echten Stoffkreislauf bieten. Auch auf dem Gelände des DRW in Pfaffenhausen könnten kleinere biogasbetriebene Verstärkeranlagen entstehen, um langfristig allen interessierten Haushalten in Pfaffenhausen einen Anschluss anbieten zu können. Nächste Schritte sind nun die Gründung der Gesellschaft, die Klärung einiger Fragen auch mit den Fördergebern der Bundesförderung und die Gespräche mit der Marktgemeinde über die Erschließung des Wärmenetzes. „Da arbeiten wir sehr gut zusammen und stoßen auf sehr großes Wohlwollen“, heißt es unisono von den Geschäftspartnern. Geplant ist zudem eine gemeinsam mit der Gemeinde gestaltete Bürgerinformation, deren Termin man rechtzeitig bekannt geben wolle, wie es heißt. (mz)
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