Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Oktoberfest im eigenen Garten: so geht‘s

Unterallgäu

O'zapft is: So klappt der Fassanstich wie beim Oktoberfest

    • |
    • |
    Brauereichef Hans Roth zeigt, wie man ein Fass richtig ansticht.
    Brauereichef Hans Roth zeigt, wie man ein Fass richtig ansticht. Foto: Sandra Baumberger

    Wer sagt eigentlich, dass man das Oktoberfest nur auf der Münchner Theresienwiese feiern kann? Nachahmer gibt es inzwischen schließlich weltweit. Weshalb also nicht ein bisschen Oktoberfest-Stimmung nach Hause holen? In einer kleinen Serie zeigen wir, wie‘s geht.

    Am heutigen Samstag ist es so weit: Mit – im besten Fall – nur wenigen Schlägen wird Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter das Fass anstechen und mit dem traditionellen Ruf „O‘zapft is!“ das Oktoberfest eröffnen. Wer es ihm nachtun und auch daheim zünftig mit Bier vom Fass feiern will, für den hat Hans Roth, der Chef von Storchenbräu in Pfaffenhausen, einige Tipps, worauf es beim Fassanstich ankommt. Denn der, das weiß der Profi schon lange und seit Kurzem auch aus eigener Erfahrung, hat es mitunter in sich.

    Auch der Profi hat schon mal eine unfreiwillige Bierdusche genommen

    Immerhin ist nicht nur während des Brauvorgangs Druck im Kessel, sondern auch später im Fass. Und das macht sich eben bemerkbar, wenn der Zapfhahn nicht richtig sitzt, die Person am Zapfhammer zu zaghaft oder auch viel zu kräftig auf denselben schlägt oder das Fass auf dem Weg zum Fest so unsanft zu Boden gegangen ist wie später vielleicht der eine oder andere, der dem Bier zu eifrig zugesprochen hat. In all diesen Fällen nämlich kann sich das Bier durch die enthaltende Kohlensäure in ein beinahe explosives Gemisch verwandeln. Und so kam unlängst auch Hans Roth, der schon zig Fässer routiniert angestochen hat und beteuert, dass ihm so etwas wirklich noch nie passiert ist, in den zweifelhaften Genuss einer Bierdusche.

    Zu Roths Verteidigung sei gesagt, dass an besagtem Tag nicht nur das Fass unter Druck stand, sondern auch er: Er war bereits auf dem Sprung, um sich in größerer Runde ein Spiel der Fußball-Europameisterschaft anzuschauen, als er noch fix einer ebenfalls größeren Runde ein Fass auslieferte und – geht beim Profi ja fix – gleich selbst zum Hammer griff. In der Eile hatte er jedoch nicht bemerkt, dass sich der Gummi, der den Zapfhahn abdichtet, verkantet hatte und deshalb nicht dort saß, wo er sitzen sollte. Die Folge: Rund ein Viertel des Biers spritzte ihm entgegen, es gab kein Halten mehr.

    Kraftmeierei ist beim Bier-Anzapfen völlig fehl am Platz

    Damit das nicht passiert, geht man folgendermaßen vor: Zunächst zieht man den Dichtungsgummi vom Zapfhahn und legt ihn ins Zapfloch. Das befindet sich unten am Fass und ist nicht mit der Einfüllöffnung in der Mitte des Fasses zu verwechseln. Anzapfen kann man dort zwar auch, wird das Fass aber nicht leer bekommen. Anschließend kontrolliert man, ob der Zapfhahn geschlossen ist, und dreht ihn ein, bis man einen Widerstand spürt. Sitzt der Hahn gerade, schlägt man ihn mit wenigen wohldosierten Schlägen ein. Auch wenn der Hammer groß und nicht nur ein Hämmerchen sein sollte, ist Kraftmeierei völlig fehl am Platz, erklärt Roth: „Wenn man mit Gwalt draufhaut, wird das Fass gimpisch. Dann kann man das Bier fast nicht mehr ausschenken.“

    Öffnet man nun den Zapfhahn, fließt erst einmal Schaum – und dann schon nach wenigen Gläsern nichts mehr, weil sich im Fass ein Vakuum gebildet hat. Abhilfe schafft die sogenannte Pfeife, die man auf den Deckel schraubt. Sie lässt Luft ins Fass und sorgt dafür, dass der Gerstensaft wieder fließt. Auch die Fließgeschwindigkeit kann man über die Pfeife regulieren. Aber Obacht: Die Pfeife darf man erst dann ansetzen, wenn die ersten Halbe und damit der Druck aus dem Fass ist. Sonst schießt eine Bierfontäne aus dem Deckel.

    Das Bier aus dem Fass ist das gleiche wie das in den Flaschen, schmeckt aber trotzdem ein bisschen anders

    Doch wozu eigentlich der ganze Aufwand und das Risiko, sich bis auf die Knochen zu blamieren, wenn man das Bier doch genauso gut aus Flaschen ausschenken kann? „Weil‘s einfach zünftiger und ein Gruppenereignis ist“, findet Hans Roth. Und ein bisschen anders schmeckt das Bier aus dem Fass auch: Obwohl es aus dem gleichen Kessel kommt wie das Flaschenbier, hat es einen etwas höheren Kohlesäuregehalt – vor allem dann, wenn es mit einer professionellen CO2-Zapfanlage gezapft wird. Und Kohlensäure macht das Bier nicht nur spritziger, sondern ist auch ein Geschmacksträger. Ein weiteres Argument fürs Fassbier: Es ist in der Regel am frischesten, weil es sich um einen Saisonartikel handelt, der bei Storchenbräu in Pfaffenhausen wöchentlich frisch abgefüllt wird. Theoretisch ist es zudem ein wenig länger haltbar als das Flaschenbier, weil es im Fass vor Licht geschützt ist und deshalb weniger schnell altert.

    Bei den kleinen Partyfässchen, die es oft auch im Supermarkt gibt, ist der Zapfhahn schon integriert, man muss ihn einfach nur noch rausziehen. Das ist zwar praktisch, für Roth sind sie trotzdem keine Alternative. „Das ist Dosenbier.“ Und das ist für den 51-Jährigen, der durchaus auch andere Biere als seine eigenen probiert, einfach ein Unding. Dann doch lieber ein Bier aus der Flasche, das man übrigens auch so einschenken kann, dass es aussieht wie frisch gezapft: Dazu erst ein bisschen schneller einschenken, damit das Glas etwa je zur Hälfte mit Bier und Schaum gefüllt ist. Dann wartet man rund eine Minute, bis sich der Schaum gesetzt und verdichtet hat, und schenkt dann den Rest nach. Der Schaum wird so besonders feinporig. Hat man das Glas vor dem Einschenken zudem erst noch mit heißem und anschließend mit kaltem Wasser ausgespült, hält er sich besonders gut – und man kann getrost der Aufforderung „oans, zwoa g‘suffa“ folgen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden