Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Neue Solaranlage bei Bad Wörishofen: Sonne statt Erdgas

Bad Wörishofen

Bayerns größte Carport-Solaranlage entsteht am Skyline Park Bad Wörishofen

    • |
    Auf dem Gelände zwischen  B18 und A96 beim Allgäu Skyline Park entsteht Bayerns größte Carport-Solaranlage.
    Auf dem Gelände zwischen B18 und A96 beim Allgäu Skyline Park entsteht Bayerns größte Carport-Solaranlage. Foto: Bernd Feil

    Eigentlich wollte Ministerpräsident Markus Söder persönlich den Spaten in die Erde rammen, so bedeutsam ist das Projekt für Bayern. Vor der Baustelle hatten sich bereits Demonstranten mit Traktoren und anderen Gefährten positioniert, um Söder zu empfangen. Ein großes Polizeiaufgebot war ebenfalls vor Ort. Allerdings musste der Ministerpräsident am Montag erkrankt absagen. Dafür betonten andere Redner, dass Bayerns größte Carport-Solaranlage nun in Bad Wörishofen entsteht, direkt am Allgäu Skyline Park, Bayerns größtem Freizeitpark.

    Das Projekt vor den Toren des Skyline Parks wurde mit der Zeit immer größer. Anfangs wollte Parkchef Joachim Löwenthal nur deutlich mehr Parkplätze schaffen. Daraus wurde dann aber, unter Zutun des Stadtrates, ein Vorbildprojekt für ganz Bayern, das betonten gleich mehrere Redner. Der neue Parkplatz mit - laut Energiepark Anlagenbau GmbH - 2155 Stellplätzen entsteht zwischen der alten B18 und der A96, unmittelbar gegenüber dem Parkgelände. Der Parkplatz wird von der alten B18 aus angefahren. Auf dem Parkplatz werden Carports mit Solardächern entstehen. Den erzeugten Strom will der Park selbst nutzen. Kritisiert wurden zuletzt der Flächenverbrauch und die zusätzliche Belastung der Nachbarn in Kirchdorf. Löwenthal zeigte sich beim Spatenstich dankbar und bester Laune.

    "Im Freizeitpark geht es rauf und runter – wie in der Politik", scherzt Joachim Löwenthal

    "Im Freizeitpark geht es rauf und runter, manchmal dreht man sich im Kreis, wie in der Politik - nur im Freizeitpark macht das immer Spaß", scherzte er. Er dankte dem Stadtrat, der das Projekt ermöglicht habe. Zuletzt sei zu lesen gewesen, dass in Deutschland die Lichter ausgingen, sagte Löwenthal und ergänzte: "Wir sorgen dafür, dass es nicht so schnell dunkel wird." 

    Der Spatenstich wurde begleitet von Protesten mit Plakaten und Traktoren.
    Der Spatenstich wurde begleitet von Protesten mit Plakaten und Traktoren. Foto: Bernd Feil

    Dass der Skyline Park "nun zum Sunshine Park" werde, stellte anschließend Bayerns Europaminister Eric Beißwenger (CSU) fest. Man sehe in Bad Wörishofen einen „intelligenten Flächenverbrauch“, sagte der Minister. Neben der größten Carport-Solaranlage entstehe auch eine der größten E-Auto-Ladestationen Bayerns. Der Freistaat sei "schon jetzt PV-Champion", sagte Beißwenger. Auch bei der Windkraft wolle man nachlegen. Dass "uns da aber gerade die Bundeswehr einen Strich durch die Rechnung macht", kritisierte Landrat Alex Eder (FW). Hubschraubertiefflugübungsareale und Mindestradarführungshöhen waren da zuletzt die Probleme. 

    Landrat Alex Eder kritisiert, dass der Windkraft-Ausbau wegen der Bundeswehr schwerer werde

    Gerne würde man die flächensparenderen Windräder bauen, so Eder. Die Landwirte sähen Freiflächen-Solaranlagen "natürlich nicht nur mit großer Freude", berichtete Eder. Es geht um den Flächenverbrauch. Doch am Skyline Park sei eine Doppelnutzung gelungen. "Alleine mit Dachflächen ist die Energiewende nicht zu schaffen", betonte Eder. 

    Als "Aushängeschild für ökologische Energiegewinnung" bezeichnete Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) die Anlage. Der Freizeitpark ziehe viele Gäste an und er hoffe, dass das Projekt Nachahmer findet. Christian Barr, Vorstandsmitglied der Lechwerke, sieht die Region "gut aufgestellt für die Energiewende". Die Lechwerke werden den Solar-Carport ans Netz anschließen, am Umspannwerk Irsingen. "Das ist ein richtig starkes Projekt, weil hier der Strom endlich mal vor Ort genutzt wird", sagte Barr. Größter Abnehmer ist der Skyline Park. Der Rest des Stroms werde ins Netz eingespeist. 

    Solarparkbauer sehen große Chancen auf den Arealen der Atomkraftwerke

    Dass der Anschluss der Anlage eine Herausforderung sei, betonte Thomas Roth, der Geschäftsführer der Energiepark Anlagenbau GmbH, welche die Carports errichtet. Auf dem langen Weg nach Irsingen hätte man auch noch andere Abnehmer anschließen können, sagte er. Allerdings sei das gesetzlich verboten. Hier gebe es Nachbesserungsbedarf. Auch hätte die Anlage noch um ein Megawatt größer werden können. Doch näher an die Autobahn habe man nicht gedurft. Auch hier sieht Roth Spielraum. 

    Die Solar-Carports am Skyline Park liefern Strom, der für 3800 Haushalte reichen würde

    Die Anlage soll am 31. Juli 2024 ans Netz gehen und rund 9,6 Megawatt/Peak liefern. Mit rund 9,6 Millionen Kilowattstunden erzeugtem Strom pro Jahr könnte sie rechnerisch rund 3800 Haushalte versorgen, so Roth. Beim Leitungsbau nach Irsingen habe man sich letztlich mit den Stadtwerken Bad Wörishofen zusammengetan, die ebenfalls einen Anschluss ans Umspannwerk Irsingen bauen mussten. Die Kooperation lobte Roth ausdrücklich. 

    Gemeinsam mit Minister Eric Beißwenger (grauer Mantel) griffen die Ehrengäste zu den Spaten.
    Gemeinsam mit Minister Eric Beißwenger (grauer Mantel) griffen die Ehrengäste zu den Spaten. Foto: Bernd Feil

    Theoretisch könnten sich in die Anlage alle "einkaufen, die einen Wechselrichter haben", berichtete Energiepark-Gründer Joachim Engelhardt. An die anwesenden Politiker hatte er eine Botschaft: Wichtig seien nun Entbürokratisierung und eine Harmonisierung der Bauvorschriften. Zudem sollte es zum Beispiel Zinsermäßigungen geben, damit auch Private in erneuerbare Energien investieren können. "So könnte der Ausbau schneller vorangehen", glaubt Engelhardt. Vor allem auf den Arealen der Atomkraftwerke sieht er großes Potenzial. Dort seien die Netzanschlüsse schon vorhanden. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden