Es ist eine exklusive Bleibe mit wechselvoller Geschichte zu Füßen von Neuschwanstein: Schloss Bullachberg. Ein namhaftes Unternehmen wie der Sportwagenhersteller Porsche durfte das Gebäude auf einer Anhöhe bei Schwangau (Kreis Ostallgäu) schon sein Eigen nennen.
Seit 2012 ist Elisabeth von Elmenau dort Schlossherrin. Doch bald könnte die Immobilie, die 1904 entstand, einen neuen Eigentümer haben: Denn von Elmenau will sich von dem Bauwerk trennen, hat sie im Gespräch mit unserer Redaktion angekündigt. Der Kaufpreis ist noch nicht bekannt.
Schloss Bullachberg in Schwangau steht zum Verkauf: Es gibt mehrere Interessenten
Die 68-Jährige stellt aber klar: „Es ist noch nicht verkauft. Es gibt mehrere Interessenten, aber es werden noch Gutachten erstellt. Das kann dauern und auch ein Verkauf ist dann noch nicht sicher.“ Sie betont aber: „Ich habe keinen Zeitdruck. Ich stehe auch in Kontakt mit der Gemeinde, die gerne einen neuen Eigentümer hätte, der bleibt und eine gewisse Beständigkeit hat.“ Mittelfristig möchte von Elmenau wieder zurück in ihre alte Heimat, an den Ammersee, wo Tochter Rebecca Mack von Elmenau lebt. Das Haus bei Schwangau sei „zu groß für mich alleine“.
Dort hat sie mehrere Jahre eine kleine Bio-Landwirtschaft betrieben. In all der Zeit „habe ich mich hier schon wohlgefühlt“, blickt die Adelige zurück. „Wenn ich könnte, würde ich das Haus so mitnehmen“, ergänzt sie lachend. Den Alpsee werde sie vermissen, in dem sie regelmäßig schwimme. „Von Ende Mai bis November mache ich das.“ Eine ihrer großen Leidenschaften ist das Theater.
„Über all die Jahre habe ich hier mit meiner Tochter das Hoftheater etabliert. Zuletzt haben wir ’Die Wütenden’ aufgeführt.“ Eines habe ihr allerdings gefehlt: „Ich würde gerne einmal wieder die Theater in München besuchen.“ Von Schwangau aus sei der Weg zu weit, vom Ammersee sei sie schneller in der Landeshauptstadt.
Schloss Bullachberg diente als Flüchtlingsherberge
Ein Anliegen war ihr auch, Flüchtlingen zu helfen. „Das habe ich bereits 2015 begonnen und im März 2022 kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs weitergeführt“, berichtet sie. Zunächst seien 14 Ukrainer bei mir gewesen, heute seien es noch drei. „Außerdem ermögliche ich jungen Schulabgängern und Studenten aus aller Welt, vier bis sechs Wochen bei mir kostenlos zu wohnen und zu essen – dafür helfen sie mir vier Stunden am Tag bei der Arbeit im und am Schloss.“ Beim Mittagessen könne es passieren, dass vier bis fünf Nationen am Tisch sitzen.
„Was ich nicht vermissen werde, sind die Massen an Touristen in Hohenschwangau“, sagt von Elmenau. „Die Situation dort ist unzumutbar und man sollte sie ordnen. Es ist mir unverständlich, warum dieses Chaos seit Jahrzehnten toleriert wird.“
Das ist das Schloss Bullachberg in Schwangau
- Der Bau entstand 1904 nach den Plänen des Architekten und Hofbaurates Eugen Drollinger, dem letzten Baumeister König Ludwigs II. Das Haus diente als Sommersitz für den Münchner Unternehmer Emil Papenhagen, der die Villa bis in die 1920er Jahre nutzte.
- Das Schloss Bullachberg hat 19 Räume auf insgesamt sechs Ebenen. Die Gesamtfläche des denkmalgeschützten Gebäudes beträgt 1300 Quadratmeter, 900 davon sind Wohnfläche. Hinzu kommen Stallungen, Scheune und Betriebsgebäude. Zum Schloss gehören 18 Hektar Land.
- Das Gebäude war ab 1928 im Besitz der Familie von Thurn und Taxis, bis 1995 wohnte sie selbst dort. Pläne der Familie, ein Hotel mit Golfplatz zu bauen, wurden nie verwirklicht.
- 2006 erwarb der Sportwagenhersteller Porsche das Schloss. Der neue Vorstand des Unternehmens verkaufte das Grundstück 2012 an Elisabeth von Elmenau, die insgesamt vierte Eigentümerin des Hauses.