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MZ-Serie "Kunstpause": Der Schwan brachte sie nach ihrem Unfall zur Malerei zurück

MZ-Serie "Kunstpause"

Der Schwan brachte sie nach ihrem Unfall zur Malerei zurück

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    Der Schwan namens Phoenix war das erste Bild nach einer mehrjährigen Zwangspause, das Maximiliane Ruttmann wieder malte.
    Der Schwan namens Phoenix war das erste Bild nach einer mehrjährigen Zwangspause, das Maximiliane Ruttmann wieder malte. Foto: tisch

    Der Schwan „Phoenix“ verhalf ihr zum Neustart – wie „Phoenix aus der Asche“ erhebt er sich in dem Gemälde, zeigt sich in seiner ganzen elegant-filigranen Schönheit: Für Maximiliane Ruttmann war dieser Schwan ein Symbol – aber beginnen wir am Anfang der Geschichte.

    Maximiliane Ruttmann wurde in Prag geboren und ist in Oberösterreich aufgewachsen. Sie lernte Textildesign, doch als sie fertig war, lag diese Branche in der Nachkriegszeit brach. Hier zeigte sich zum ersten Mal, was ihr Leben bestimmen sollte: ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit sowie eine schier grenzenlose Neugier, Neues zu erlernen.

    Maximiliane Ruttmann arbeitete als Anzeigenleiterin für verschiedene Zeitschriften

    Sie arbeitete zwei Jahre als Grafikerin für Alfa Romeo und entwarf Anzeigen. Schließlich zog sie von Wien nach München und stand bald vor einer neuen Herausforderung: die Verlagsbranche wandelte sich, Anzeigen wurden nicht mehr von Hand gezeichnet, sondern digital erstellt. Wieder sagte sich die Wahlmünchnerin, die doch eigentlich Künstlerin war, dass es Zeit für Veränderung war und arbeitete sich in die neuen Techniken ein, für Zeitschriften wie Madame, Vogue, Cosmopolitan, Focus und Focus Money. Viele Jahre war sie Anzeigenleiterin, eine Aufgabe, die ihren beruflichen Höhepunkt darstellte. Nebenbei pflegte sie ihr neues Hobby, das Reiten, und blieb doch stets der Malerei verbunden.

    Mit großer Hingabe malte sie Pferde und stellte die Bilder in dem Reiterhof aus, in dem ihr Pferd stand. Bald konnte sie sich vor Aufträgen kaum retten. Tierporträts in altmeisterlicher Ölmalerei-Technik wurden ihre Leidenschaft. In den wenigen Bildern, die sie selbst noch hat, etwa die Bilder ihrer eigenen Pferde, ist es stets so, als würden die Tiere aus den Bildern sprechen. „Alle Besitzer haben ihre Tiere immer erkannt, alle waren zufrieden“, erzählt sie und dass es ja genau darum gegangen sei: den Besitzern eine lebendige Erinnerung an ihre Tiere zu erschaffen.

    Die frischgebackene Rentnerin freute sich auf Zeit zum Malen - doch dann passierte ein Unfall

    Als Maximiliane Ruttmann in Rente ging, freute sie sich darauf, ihre ganze Zeit dem Malen zu widmen, denn das Reiten war nach einem schweren Reitunfall leider nicht mehr möglich. Inzwischen war sie mit ihrem Mann nach Mindelheim gezogen, in ein hübsches Haus mit einem Atelier im Dachgeschoss. Wieder forderte das Leben sie heraus: Bei einem Sturz zerschnitt sie sich die Sehnen und Nerven der rechten Hand, drei Finger blieben gefühllos, an Malen war nicht mehr zu denken. „Das war ein wirklich schwerer Schlag“, sagt sie, „mir war klar, dass ich mir etwas anderes suchen musste.“ Wenn sie spricht, spürt man in jedem Satz eine Lebenstüchtigkeit und unbeugsame Energie.

    Sie studierte Semester „Vorderasiatische Archäologie“ als Gasthörerin in München, strahlend erzählt sie davon. 2017 war es Christel Klemenjak, die sie fünf Jahre nach dem Unfall geradezu gedrängt hat, es doch einfach zu versuchen mit dem Malen. Mehr als schiefgehen könne es nicht. Die Künstlerin in ihr wollte es, die Sorge zu scheitern ließ sie zögern, „doch Christel hat nicht locker gelassen.“ Einfach ein paar Pinselstriche zu wagen, nein, das hätte nicht zu ihr gepasst. Maximiliane Ruttmann wählte den Schwan als Objekt ihres ersten Gemäldes nach fünf Jahren Pause – und gab ihm den Namen „Phoenix“.

    Corona konnte ihrer Schaffenskraft nichts anhaben

    Das Bild ist wunderbar, repräsentiert es doch in einer brillanten Detailliertheit alles, was das Leben von Maximiliane Ruttmann auszeichnet: der genaue Blick und die Beobachtungsgabe, die innere Ruhe und Eleganz, Schönheit, Energie. Maximiliane Ruttmann hat im Moment nicht genug Bilder für eine Einzelausstellung, aber wer weiß, was in den nächsten Monaten passiert. Ihre Schaffenskraft ist ungebrochen.

    Wer sich einen kleinen ersten Eindruck über ihre Bilder machen möchte, findet Flyer der Künstlerin am Eingangsbereich des Forums. Interessierte können sich außerdem per E-Mail an sie wenden: maximiliane.ruttmann@t-online.de.

    Hier geht es zu den bislang erschienenen Folgen der MZ-Serie "Kunstpause":

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