Bei der Bundestagswahl im September blieb die CSU zwar mit großem Abstand die stärkste politische Kraft in der Region, gleichzeitig musste sie aber auch erhebliche Stimmenverluste hinnehmen. Andere dagegen verpassten den Einzug in den Bundestag – und jubelten trotzdem.
Im Wahlkreis Ostallgäu wurde Stephan Stracke mit deutlichem Vorsprung für eine vierte Amtszeit in den Bundestag gewählt. Er erreichte 38,8 Prozent der Erststimmen, vier Jahre zuvor waren es aber deutlich mehr gewesen, nämlich 49,2.
Auch bei den Zweitstimmen lag die CSU im Unterallgäu mit 32,7 Prozent mit weitem Abstand vorn. Im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren hat sie jedoch 10,3 Prozentpunkte eingebüßt – und damit ebenfalls mit Abstand so viel wie keine andere Partei im Wahlkreis Ostallgäu.
Im Wahlkreis Neu-Ulm gewann Alexander Engelhard von der CSU
Auch im Wahlkreis Neu-Ulm machte der CSU-Kandidat das Rennen: Nachdem die CSU dort Georg Nüßlein wegen der Maskenaffäre nicht mehr aufgestellt hatte, setzte sich der neue Kandidat Alexander Engelhard durch.
Daniel Pflügl aus Bad Wörishofen, der Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis Ostallgäu, verpasste den Einzug in den Bundestag zwar, freute sich aber über das beste Bundestagswahlergebnis seiner Partei. Pflügl, der auch Stellvertretender Bürgermeister von
Der Grünen-Kandidat jagt jetzt Mörder in München
Stattdessen will der Kriminalhauptkommissar beruflich durchstarten: Seit Oktober ist er Teil der Münchner Mordkommission. Im Wahlkreis Neu-Ulm zog Ekin Deligöz wieder über die Landesliste der Grünen in den Bundestag ein.
Für die SPD waren im Wahlkreis Ostallgäu Regina Leenders und im Wahlkreis Neu-Ulm Karl-Heinz Brunner angetreten, letzterer ohne Listenplatz. Beide schafften den Sprung nach Berlin nicht. Seiner Enttäuschung darüber machte
So schnitten die AfD und "Die Basis" im Unterallgäu ab
Die AfD hat sich in beiden Wahlkreisen als feste Größe etabliert. Während der Mindelheimer Stadtrat Christian Sedlmeir (Wahlkreis Ostallgäu) mit seinem Abschneiden zufrieden war, haderte Gerd Mannes jedoch damit, im Wahlkreis Neu-Ulm nur das drittbeste Ergebnis nach Engelhard und Brunner erreicht zu haben. Die neue Partei Die Basis, die sich aus der Kritik an den Corona-Maßnahmen speist, holte im Unterallgäu aus dem Stand ein Ergebnis von rund drei Prozent.
Susanne Ferschl von der Linken zog doch noch in den Bundestag ein
Die Linke im Wahlkreis Ostallgäu war schließlich ein weiteres Beispiel dafür, wie eng Freud’ und Leid nach einer Wahl zusammenliegen können. Ihre Partei erlebte ein Desaster und schaffte nicht einmal die Fünf-Prozent-Hürde. Trotzdem zog die Kaufbeurerin Susanne Ferschl erneut über die Landesliste in den Bundestag ein, weil ihre Partei ausreichend Direktmandate gewonnen hatte.
Deshalb darf Die Linke trotzdem Bewerberinnen und Bewerber gemäß ihres Zweitstimmenanteils in den Bundestag entsenden.
In Mindelheims Stadtteilen gingen sogar die Stimmzettel aus
Dass die Bundestagswahl für viele die spannendste seit 60 Jahren war, zeigte auch die Wahlbeteiligung. „So einen Zustrom habe ich lange nicht mehr erlebt“, sagte etwa Mindelheims Wahlleiter Hans-Peter Schneider. In den Mindelheimer Stadtteilen gingen sogar die Stimmzettel aus und mussten nachgeliefert werden.
Dabei hatten in Mindelheim bereits rund 5600 der mehr als 10.000 Wahlberechtigten Briefwahl beantragt – ein neuer Rekord. In Bad Wörishofen sah es ähnlich aus. In der größten Stadt des Unterallgäus wurden 6900 Briefwahlunterlagen ausgegeben. 70,3 Prozent gaben ihre Stimme per Brief ab. (mz)