Hochsommer im Topfgarten ist nicht die allerbeste Zeit. Viele Blumen haben ihre beste Zeit schon hinter sich, ein paar Zinnien, Schmucklilien, Dahlien und die nimmermüden Petunien sorgen noch für Farbtupfer, aber die ganz große Pracht ist vorbei. Was jetzt zählt, ist der grüne Dschungel, der sich zwischen den Töpfen und Kästen gebildet hat. Das Eisenkraut, das sich selbst aussät und an den seltsamsten Stellen hervorkommt, lässt seine lila Blüten über dem Grünzeug schweben. Eine Geranie hat zwar wenig geblüht, dafür aber mit langen Trieben auch den Nachbartopf erobert und die Prunkwinden sind über zwei Meter hoch, prunken aber eher mit Laub als mit bunten Blumen. Blickfänge sind die unzähligen Blüten am Oleander und die riesigen Bananenblätter, die sich bei der Wärme der letzten Wochen fantastisch entwickelt haben und denen man beim Wachsen fast zusehen konnte. Irgendetwas hatte ich auch an den Fuß der Banane gepflanzt, es ist allerdings im wuchernden Grün untergegangen.
Kritisch betrachtet könnte man von einem wilden Durcheinander sprechen, ich finde meine Topftropen im Unterallgäu großartig. Dass sich hier und da auch ein paar Brennnesseln durchgemogelt haben, stört überhaupt nicht und die Schmetterlinge werden es mir danken.
Als besonders dankbar haben sich in diesem Sommer auch die rankenden Dreimasterblumen gezeigt, mit denen ich den hässlichen Regenwassertank verstecken wollte. Die Pflänzchen standen schon früher immer auf den Fensterbänken bei meiner Oma. Jedes abgebrochene Stückchen schlug im Wasserglas schnell Wurzeln und so wurden die Ableger immer großzügig verteilt.
Auch als Andenken an meine Oma habe ich in den vergangenen Jahren eine kleine Dreimaster-Sammlung angelegt. Die Blätter sind je nach Sorte grün-weiß oder grün-gelb gestreift, andere rosa überhaucht oder auch silbrig und dunkellila.
Mit einem Blättervorhang verdecken die Pflanzen das Regenfass
In diesem Frühjahr hatte ich dann Ableger in hängende Pflanztaschen am Regenwassertank gesetzt. Es hat ein bisschen gedauert, bis sich die Pflanzen im feuchten Schatten wirklich wohlgefühlt haben, aber als der Knoten nach ein paar Wochen geplatzt war, legten sie so richtig los.
Mittlerweile wuchern die verschiedenen Sorten fröhlich vor sich hin und weben ein buntes Blätterbild vor der weißen Plastikwand. Dabei erweist sich gerade die kleinste Sorte als der größte Wucherer. Die großblättrige mit den pinken Streifen hält sich dagegen etwas zurück, setzt eher einzelne Akzente. Die mexikanische Sorte in dunklem Lila ist nicht wahnsinnig üppig, aber trotzdem kaum zu übersehen. Auch Oma wäre sehr zufrieden, obwohl sie von „Vertical Gardening“, wie die hängenden Gärten ja neudeutsch heißen, bestimmt noch nie etwas gehört hatte.
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