So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich sind auch ihre Gärten: Vier MZ-Redakteurinnen und -Redakteure berichten in unserer neuen Serie über das, was sie rund ums Gartenjahr bewegt – und was sich in ihren Gärten bewegt.
Genug gejammert! Nur weil wir immer weiter über Regen, Kälte und Schnecken klagen, wird der Sommer ja auch nicht besser. Also schauen wir doch einfach mal, was uns der Garten gerade bietet und freuen uns an dem, was da ist. Wir sind schließlich mittendrin in der Blüte- und Wachstumszeit. Jeden Tag kann man auf dem Rundgang durch den Garten neue Blüten entdecken. Auch das letzte Mickerpflänzchen kommt jetzt endlich in Schwung und die grünen Tomaten lassen die Vorfreude wachsen.
Bei der Runde durch den Garten ist die kleine Schere immer dabei
In diesen Wochen beginnt mein Tag regelmäßig mit einer Runde durch meinen Topfgarten. Mit dabei sind eine Tasse Kaffee, das Handy für spontane Fotos und die kleine Gartenschere, falls etwas sofort wegmuss. Die verblühten Callas zum Beispiel stören den Auftritt der weißen Königslilien. Übrig bleibt ihr üppig grünes Laub, das im Hintergrund nicht weiter auffällt. Dafür kommen der Muskatellersalbei und der Feldrittersport hervor und plötzlich sieht diese zufällige Zusammenstellung aus, als hätte ich sie von langer Hand geplant.
Bei den Lilien liegen Pracht und Elend heuer sehr nah beieinander. Ein Topf hat sich zum Schnecken-Eldorado entwickelt und das, was die Schleimer übrig lassen, treibt jedem Blumenfreund die Tränen in die Augen. Dafür stehen gleich nebenan prächtige Orientlilien, die völlig unversehrt vor sich hin blühen und ihren schweren Duft verströmen. Obendrüber entfaltet der Oleander seine ersten Blüten und schon bald werden seine blassrosa Windrädchen die ganze Krone des Hochstämmchens überziehen. Vergessen scheinen die schweren Wochen im April, als er – eh schon arg zerzaust – aus dem Winterquartier kam und dann auch noch mit Spätfrösten zu kämpfen hatte.
Die Bananenstaude bedankt sich für ihre Rettung aus dem Supermarkt
Gute Nachrichten auch aus dem Geranienregal. Das seltene Exemplar aus der Spezialgärtnerei hatte zwar den Winter überlebt, dann aber divenhaft herumgezickt, mit gelbem Laub und dürren Stielen den sterbenden Schwan gegeben, um jetzt doch noch frisch auszutreiben. Sogar eine Knospe habe ich schon gesehen. Grünende Dankbarkeit auch aus dem Bananenkübel. Die Staude hatte im Supermarkt einen Schlag bekommen und dabei zwei ihrer drei Blätter eingebüßt. Das, was übrig war, sah aus wie ein Fall für den Kompost und war deshalb stark reduziert. Aus Mitleid griff ich zu und pflanzte den grün-braunen Strunk in einen größeren Topf, wo dann auch dank des Regens ein kleines Wachstumswunder seinen Lauf nahm. Die Banane ist jetzt rund einen Meter hoch und sobald es mal wieder ein paar Tage etwas wärmer ist, schiebt sie ein neues Blatt hervor. Ich bin schon sehr gespannt, wie sie am Ende der Saison aussehen wird.
Im kleinen Hochbeet wird gerade meine Faulheit belohnt. Einjährige Blumen habe ich dort im Frühjahr ausgesät, um Lücken in den Töpfen und Kästen zu füllen. Manches ging auf, manches blieb weg. Verpflanzt habe ich nur sehr wenige Jungpflanzen und jetzt steht dort ein wild blühendes Durcheinander aus pinken Zinnien, orangefarbenen Quastenblumen und Klatschmohn, der gerade mein besonderer Liebling ist. „Amazing Grey“ heißt die Samenmischung und die Farben der seidigen Blüten sind wirklich eine Schau. Grau, Violett und Altrosa passen zwar nicht so recht ins sommerlich-bunte Durcheinander, die Blumen sind aber ein rundherum ungewöhnlicher Blickfang.
Neu in meinen Blumentöpfen sind in diesem Sommer die Ruhmeskrone und das Elefantenohr. Beide sind aus unscheinbaren Knollen herangewachsen und bei beiden hat das Wachstum lange auf sich warten lassen. Aber nun schlingt die Ruhmeskrone ihre Triebe am Spalier entlang und wer die gelb-roten Blüten sieht, weiß auch sofort, woher der etwas hochtrabende Name kommt. Drei Blüten gab es schon, und ich hoffe, da steckt noch mehr drin.
Was alles in einer Knolle steckt, lässt auch beim Elefantenohr staunen. In vielen afrikanischen Ländern wird die Taro-Knolle als wichtiger Stärkelieferant angebaut und gegessen. Bei uns geht es eher um den Zierwert der riesigen grünen Blätter, auf denen Tau- und Regentropfen glitzern wie kleine Edelsteine. Sobald die Temperatur stimmt, kommen immer neue Elefantenohren aus der Erde und jedes wird etwas größer als sein Vorgänger – auch da darf man gespannt sein auf mehr.
Auch wenn dieser Sommer noch Luft nach oben hat, so bietet er doch auch jetzt schon genug Grund, sich zu freuen und von der gesparten Gießarbeit habe ich dabei noch nicht einmal gesprochen. Genießen Sie also die Sommertage und lassen Sie die Schnecken nicht auch noch Ihre Freude am Garten auffressen.
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