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MZ-Beetgeschichten: Die Eisheiligen sind vorbei: Nur die Harten dürfen in den Garten

MZ-Beetgeschichten

Die Eisheiligen sind vorbei: Nur die Harten dürfen in den Garten

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    Es ist immer wieder faszinierend, wie aus einem winzigen Samenkorn binnen zwei bis drei Monaten richtige Pflänzchen entstehen - und nur kurze Zeit später kann schon geerntet werden.
    Es ist immer wieder faszinierend, wie aus einem winzigen Samenkorn binnen zwei bis drei Monaten richtige Pflänzchen entstehen - und nur kurze Zeit später kann schon geerntet werden. Foto: Melanie Lippl

    Jedes Jahr ist anders – das merkt man vor allem dann, wenn man es im Garten mitverfolgt. Mal herrscht eine gefühlt ewige Dürre, mal regnet es wochenlang, mal sprießt alles wunderbar, mal machen sich alle möglichen Schädlinge über Obst, Gemüse und Blumen her. 2024 möchten wir Sie mitnehmen in unser persönliches Gartenjahr. Vier Redaktionsmitglieder der MZ, die gerne Zeit im eigenen Garten verbringen, berichten, was sie dort machen und erleben, sie schreiben – natürlich mit einem gewissen Augenzwinkern – von persönlichen Erfolgserlebnissen und Niederlagen. Heute geht's ums Auspflanzen, oder anders gesagt: Nur die Harten dürfen in den Garten.

    Es ist diese eine Sache am Gärtnern, die mich jedes Jahr wieder von Neuem begeistert und fasziniert. Aus einem winzigen Samenkorn, oft gerade mal einen Millimeter groß, manchmal sogar noch winziger, entsteht über eine sehr kurze Zeit eine Pflanze, die Früchte trägt, die man essen kann. Oft sind es sogar so viele Früchte, dass man sie eben gar nicht mehr alle essen kann, sondern sie verschenken oder irgendwie verarbeiten und haltbar machen muss. Ein Luxusproblem, das ich gerne habe. Doch wie kommt es überhaupt so weit?

    Alles beginnt im tiefsten Winter, wenn beispielsweise an von der Sommersonne gewärmte Tomaten noch gar nicht zu denken ist. Dann setzt man die winzigen Samen in die Erde. Es erscheint ein Baby, ein Keimling, aus dem eine immer größere Pflanze wird - und wer Spaß dabei hat, der züchtet gleich doppelt so viele, um dann immer zwei zusammenzubauen zu einer veredelten Pflanze, wie ich es dieses Jahr wieder getan habe. 

    Auf den Garten müssen die Tomaten erst mal vorbereitet werden

    Anschließend beginnt eine Übergangsphase, die nicht zu unterschätzen ist - und in der ich es manchmal bereue, nicht jeden Tag im Homeoffice arbeiten zu können. Rentnerinnen und Hausmänner haben es da deutlich leichter, sie sind daheim und können schnell auf jede Wetterlage reagieren: Ich rede vom Abhärten. Denn klar ist: Nur die Harten dürfen in den Garten. Und damit sie hart werden, müssen sie trainieren. Schon drinnen streife ich regelmäßig leicht mit der Hand über die Pflänzchen - das soll den Wind simulieren und die Tomaten stabiler machen. Und schön ist es irgendwie auch.

    Wer seine Pflanzen, die bislang nur das Licht von der Fensterbank kannten, zu plötzlich hinausstellt, riskiert das, was uns Menschen an einem schönen Frühlingstag auch passieren kann. Sonnenbrand! Gerade, wenn die Erde zu trocken und das Töpfchen zu klein ist, kann das schnell gehen. Also kommt der Pflanzenkindergarten erst mal in den Schatten und dann von Tag zu Tag mehr ins Sonnenlicht. Denn eigentlich mögen Tomaten und Co. das ja ziemlich gerne. 

    Der gute Gärtner verhätschelt seine Tomaten auch gerne mal

    Haben sie sich erst einmal dran gewöhnt, dann sollte man sie am besten gar nicht mehr aus der Sonne lassen. Sprich: Man darf/muss/kann/soll sie täglich ums Haus tragen, je nachdem, wo sie am meisten Licht abbekommen. Zumindest, wenn man genügend Zeit dafür hat und auch selbst daheim ist ... Ach ja, kalte Nächte finden Tomaten - und gerade Gurken - übrigens gar nicht prickelnd. Also rein damit oder zumindest in einen geschützten Raum ... was tut man nicht alles für die Kleinen. Der Blick auf den Wetterbericht ist jetzt täglich Pflicht (und trotzdem passiert es auch mir immer wieder, dass es Pflänzchen oder Früchte verhagelt, denn meist kommt das Unwetter gleich am Tag des Auspflanzens).

    Denn irgendwann ist es so weit: Die Eisheiligen sind vorbei und für uns Gärtnerinnen und Gärtner heißt das, dass es jetzt richtig losgehen kann. Auspflanzen! Die Kindergartenkinder kommen in die Schule. Normale Tomaten darf man beim Einpflanzen ruhig tiefer setzen (dazu einfach die untersten Blätter abknipsen und Erde darüber): Wo noch ein Stängel ist, wachsen dann bald schon weitere Wurzeln, die die Tomate versorgen - und stabiler wird sie dadurch auch. Veredelte Pflanzen sollten nicht tiefer eingegraben werden, weil sonst die Wildtomate von unten wieder austreibt - und die wollen wir ja nicht. Ein bisschen Dünger, ein Stab zum Stabilisieren dazu und dann heißt es: Kontrolle. "Der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen", heißt ein alter Spruch aus der Hallertau. Die Tomate steht ihm da an sonnigen Tagen in nichts nach. Bei der täglichen Kontrolle gilt es, die frischen Triebe hochzubinden und zu stabilisieren. Mindestens genauso wichtig ist es, die Geiztriebe in den Blattachseln auszubrechen, sie kosten die Tomate nur Kraft, die sie ja lieber in ihre Früchte stecken soll.

    Dünger gibt den Tomaten Kraft

    Und wenn wir schon beim Thema "Kraft" sind: Meine Tomaten bekommen neben Sonne, Wasser und viel Liebe auch regelmäßig eine Portion Dünger. Schon ins Pflanzloch gebe ich etwas davon, später dann jede Woche ins Erdreich um die Tomate herum. Mein Tipp: Verzichten Sie auf Blaukorn und nehmen Sie lieber Naturdünger: Kompost oder Pferdemist zu Beginn der Saison, sich langsam zersetzendes Hornmehl oder Hornspäne, alles geht prima und ein Überdüngen ist quasi nicht möglich. Ich persönlich mag für die Hochphase auch Dünger mit Guano - ist zwar etwas teurer, riecht nicht so gut, aber hat eine tolle Wirkung und ist sehr ergiebig.

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