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Mutter sagt aus im Prozess um totes Baby: „Seine Kinder waren sein Ein und Alles“

Mindelheim/Memmingen

Mutter sagt aus im Prozess um totes Baby: „Seine Kinder waren sein Ein und Alles“

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    Im Prozess gegen ihren Ex-Partner, der ihr Kind zu Tode geschüttelt haben soll, sagte nun die Mutter aus.
    Im Prozess gegen ihren Ex-Partner, der ihr Kind zu Tode geschüttelt haben soll, sagte nun die Mutter aus. Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)

    Als einen „ganz normalen Tag“ beschreibt die Mutter der verstorbenen Louisa (Name von der Redaktion geändert) den Samstag, an dem ihre Tochter wohl so schwer verletzt wurde, dass sie in der Nacht an ihren Verletzungen starb. Am dritten Tag des Prozesses gegen den Vater des Kindes kam nun erstmals die Mutter des Kindes zu Wort. Sie tritt auch als Nebenklägerin in dem Verfahren auf. Die Tante der Mutter sagte ebenfalls aus: Sie war die erste Person, der der Angeklagte von der Tat berichtete.

    Dem 43-Jährigen wird vorgeworfen, seine sechs Monate alte Tochter im November vergangenen Jahres so geschüttelt zu haben, dass das Kind an den Verletzungen starb. Wegen Totschlags muss er sich derzeit vor dem Landgericht Memmingen verantworten. Bereits am ersten Prozesstag sagte er aus, dass er seine Tochter an jenem Abend in der Wohnung in Mindelheim fallen ließ, nachdem ihm ein Schmerz in den Rücken geschossen war. Er habe das bewusstlose Baby daraufhin zweimal geschüttelt. Nachdem das Baby zu weinen begann, legte er es ins Bett und ging davon aus, dass alles wieder gut sei, sagte er vor Gericht.

    Der Mutter fiel am Abend der Tat nichts Ungewöhnliches auf

    Die Mutter des Kindes hat an diesem Abend nach eigener Aussage nichts von dem Vorfall mitbekommen. Als es zur Tat kam, war sie mit der älteren Tochter beim Einkaufen. Der 43-jährige Vater sollte Louisa in dieser Zeit bettfertig machen und ihr ein Fläschchen geben. Bei ihrer Rückkehr lag Louisa bereits im Bett und der Angeklagte hatte das Abendbrot für die Familie vorbereitet. Danach schauten sie gemeinsam mit der älteren Tochter einen Film.

    Ob der Vater denn nichts Besonderes gesagt hätte, als sie vom Einkaufen zurückkehrte, sich ungewöhnlich verhalten hätte, fragt Richter Bernhard Lang zum Abend der Tat. „Kein Wort, nichts“, antwortet die 31-Jährige darauf. Vor dem Schlafengehen habe sie noch einmal nach Louisa geschaut. „Ich habe auf das Bäuchlein geguckt“, erklärt die Mutter. Nachdem es sich regelmäßig hob und senkte, ging sie auch selbst schlafen.

    Dass ihre Tochter, die um 18.30 Uhr ins Bett gebracht wurde, bis etwa 8.30 Uhr durchgeschlafen haben soll, erschien ihr an jenem Sonntagmorgen zunächst nicht ungewöhnlich. Sowohl der Richter als auch Verteidiger Philipp Mohrschulz hakten dazu mehrmals nach. Auch Zeugen am zweiten Prozesstag hinterfragten bereits den bemerkenswert guten Schlaf des sechs Monate alten Kindes und hielten dies für unrealistisch. Die Mutter beteuert, dass Louisa einen „gesunden, guten Schlaf“ gehabt hätte.

    Die Mutter zum Morgen nach der Tat: „Als ich sie angefasst habe, war sie schon kalt“

    Erst, als die ältere Tochter gemeinsam mit dem Angeklagten das Mädchen wecken wollte, fiel auf, dass etwas nicht stimmt. „Man hat gleich gesehen, dass irgendwas nicht gepasst hat. Als ich sie angefasst habe, war sie dann schon kalt“, berichtet die Mutter. Der kurz darauf eingetroffene Notarzt konnte nur noch den Tod des Mädchens feststellen.

    Doch dass der Tod ihres Kindes durch Gewalteinwirkung und nicht durch einen Plötzlichen Kindstod eintrat, erfuhr die Mutter wohl erst Tage später durch die Ergebnisse der Obduktion und die Vernehmung durch die Kriminalpolizei. Louisa hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, zudem war der Schädel gebrochen sowie ein Arm und ein Schienbein. Wegen einer Verletzung des Armes war die Mutter wenige Wochen vor dem Tod des Mädchens beim Kinderarzt. Den Bruch des Schienbeins, der nach Aussage des Richters bereits drei bis vier Monate vor dem Tod passiert war, konnte sich die Mutter nicht erklären.

    Auch, dass ihr damaliger Partner und Vater des Kindes mutmaßlich schuld am Tod des Babys ist, kam erst sechs Tage nach dem Vorfall auf. Nach der Vernehmung durch die Kriminalpolizei holte die Tante den Angeklagten und die Mutter des Kindes vom Polizeirevier ab und brachte sie zu sich nach Hause. Der Angeklagte sei auf der Heimfahrt sehr still und ich sich sich gekehrt gewesen, dies sei aber typisch für ihn.

    Dass der sonst so liebevolle Vater diese Tat beging, passt für die Mutter nicht zusammen

    Während die Mutter kurz im Bad war, erzählte der Angeklagte nach mehreren Aufforderungen schließlich der Tante davon, dass er das Baby fallen gelassen hatte. Dies erzählte er auch der Mutter des Kindes, als diese zurückkam. Auf ihre Frage, warum er nicht früher etwas gesagt habe oder einen Arzt gerufen habe, habe er nur geweint, erzählt die Mutter.

    „Seine Kinder waren sein Ein und Alles. Deshalb passt das alles nicht zusammen für mich“, sagt die 31-Jährige vor Gericht. Er sei den Kindern gegenüber nie grob gewesen und wollte sich immer um das Baby kümmern, wenn er am Wochenende zu Hause war. Auch die Tante bestätigt in ihrer Aussage, dass sie nie etwas von aggressivem oder gewalttätigem Verhalten des Angeklagten gegenüber den Kindern mitbekommen hätte. Im Gegenteil: „Er ist einer, der würde sein letztes Hemd geben für seine Kinder.“ Dennoch bleiben auch für sie und die Mutter noch Fragen offen.

    Bereits in der kommenden Woche wird der Prozess fortgesetzt, um den Tod des Mädchens aufzuklären. An sieben weiteren Prozesstagen sollen noch mehr Zeugen und Gutachter zu Wort kommen, bevor ein Urteil gefällt wird.

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