Bürgermeister Stephan Winter hat sich zu dem Thema auf der Ortshauptversammlung der CSU im Hotel Stern geäußert. Seit 2015 ist eine Fläche im Mindelheimer Stadtwald im Osten der Stadt als sogenanntes Windvorranggebiet durch den Regionalen Planungsverband Donau-Iller ausgeflaggt. Die Fläche gehört der Stadt Mindelheim. Die Stadt habe damit eine besondere Verantwortung, aber auch eine besondere Chance, sagte Winter.
Ohne Stadt Mindelheim wird sich kein Windrad drehen
Der Rathauschef ließ keine Zweifel daran aufkommen, wer am längeren Hebel sitzt. "Ohne dass die Stadt Grund zur Verfügung stellt, wird es dort kein Windrad geben", sagte Winter. Bekanntlich gibt es mehrere Interessenten, die auf dem Areal Windkraftanlagen errichten wollen. Bis zu vier solcher Anlagen können dort gebaut werden. Die neue Generation solcher Anlagen hat eine Nabenhöhe von 165 bis 175 Meter. Jede dieser Windkraftanlagen hat eine Gesamthöhe von 250 Metern.
Stephan Winter machte auch die Dimension des Stromertrags deutlich. Jede Anlage kann sechs bis sieben Megawatt Strom produzieren. Gut 3500 Haushalte können mit einer Anlage mit Strom versorgt werden. Bei gut 6500 Haushalten in Mindelheim "wäre das ein großer Schritt hin zu Energieautarkie der Stadt", sagte Winter.
Jede Windkraftanlage kostet bis zu zehn Millionen Euro
Gewaltig sind allerdings die notwendigen Investitionen. Jede Windkraftanlage kostet zwischen neun und zehn Millionen Euro bei einer Lebensspanne von 20 Jahren. Bei vier Anlagen rechnet Winter also mit 36 bis 40 Millionen Euro. "Da brauchen wir Partner", machte der Bürgermeister deutlich. Die Fraktionssprecher der im Stadtrat vertretenen Gruppierungen haben Anforderungen an die möglichen Investoren formuliert. Der gesamte Stadtrat hat sich Anfang Februar in einer nicht öffentlichen Klausursitzung mit dem Thema befasst. Die Stadt fordert demnach Einflussmöglichkeiten bei der Vermarktung des Stroms. Gedacht wird dabei an einen eigenen Windstromtarif für alle Mindelheimer Bürger und Unternehmen.
Die Stadt will die Fläche nicht verkaufen, sondern verpachten. Denkbar ist auch eine gemeinsame Gesellschaft, sagte Winter. Die Stadt fordert auch mehr als einen Wind Cent. Sie möchte wirtschaftlich beteiligt werden. Und es soll eine Bürgerbeteiligung geben. Denn davon erhofft sich der Bürgermeister eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Denn eines sei klar: Die Anlagen werden zu sehen sein und das Landschaftsbild verändern. Wie diese Bürgerbeteiligung konkret aussieht, darüber machte Winter keine näheren Angaben.
Der Bürgermeister hat einen klaren Favoriten unter den möglichen Investoren
Bei der Photovoltaik-Freiflächenanlage im sogenannten Gleisdreieck ist es der regionale Energieversorger VWEW, der zum Zug kommt. Die Stadt hat hier den Bebauungsplan rechtskräftig gemacht. Im Frühjahr 2024 soll die Anlage in Betrieb gehen und Strom für 3500 Haushalte liefern. Eine Windkraftanlage liefert also auf einem Bruchteil der Fläche genauso viel Strom, machte Winter deutlich.
Die Bürgerbeteiligung bei der PV-Anlage ist eher eine auf zehn Jahre befristete Geldanlage zu einem festen Zins von zwei bis drei Prozent plus möglichem Bonus. Mindelheimer Bürgerinnen und Bürger können sich mit Beträgen zwischen 500 und 5000 Euro beteiligen. Nach dem Stadtratsbeschluss am 27. März will die Stadt dann rasch Gespräche mit den möglichen Investoren aufnehmen. Winter ließ aber schon anklingen, wer sein Favorit ist. Da die Stadt Gesellschafter der VWEW ist und Jahr für Jahr eine Million Euro zum Betrieb der Bäder und des Forums aus Kaufbeuren überwiesen bekommt, möchte er das Unternehmen zumindest eingebunden wissen. "Wir wollen dauerhaft an den Einnahmen profitieren", sagte Winter. Das sei klüger als an der Steuerschraube zu drehen.