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Mindelheim: Wie es nach dem verheerenden Brand im Mindelheimer Hochhaus weitergeht

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Wie es nach dem verheerenden Brand im Mindelheimer Hochhaus weitergeht

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    Das Mindelheimer Hochhaus ist durch den Brand kurz vor Weihnachten so stark beschädigt worden, dass umfassende Sanierungsmaßnahmen nötig sind.
    Das Mindelheimer Hochhaus ist durch den Brand kurz vor Weihnachten so stark beschädigt worden, dass umfassende Sanierungsmaßnahmen nötig sind. Foto: Thorsten Bringezu

    Die Hoffnungen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Mindelheimer Hochhauses nach dem verheerenden Brand im Dezember bald wieder in ihr altes Leben zurückkehren können, haben sich zerschlagen. In der sechsten Etage des neunstöckigen Gebäudes war laut Polizei kurz vor Weihnachten der Akku eines E-Scooters explodiert, ein Brand und ein Großeinsatz waren die Folge. "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass das Gebäude bis auf Weiteres unbewohnbar bleiben wird", erklärt Florian Schuster, Geschäftsführer der Mindelheimer Wohn-Baugesellschaft (WBG), die das Haus verwaltet. Unserer Redaktion hat Schuster erläutert, was bereits getan worden ist und was noch getan werden muss, warum viele Bewohner ihre Wohnungen noch räumen müssen und wann die ersten Menschen im besten Fall wieder einziehen können.

    Die WBG verwaltet das gemeinschaftliche Eigentum im Haus in der Rosenstraße, für das sogenannte Sondereigentum, also die einzelnen Wohnungen, sind die Eigentümer selbst verantwortlich. Wie hoch der Schaden genau ist, steht bislang nicht fest, ein endgültiges Gutachten hat die Verwaltung noch nicht erhalten. Aber: "Die Abwicklung eines solchen großen Schadens ist selbst für unser Haus eine große Herausforderung", sagt WBG-Chef Schuster. Gleich nach dem Brand hat sich sein Team zusammen mit dem Ordnungsamt und vielen Helferinnen und Helfern darum gekümmert, diejenigen Menschen unterzubringen, die binnen einer Nacht plötzlich obdachlos geworden sind.

    Für die Bewohner des Hochhauses mussten schnell Unterkünfte gefunden werden

    Schuster zollt seinen eigenen Leuten, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt großes Lob: "Das Ordnungsamt hat wirklich eine herausragende Leistung erbracht, und es war hilfreich, dass wir unser Netzwerk mit zahlreichen Firmen im Landkreis einbringen konnten – so konnten sehr schnell Unterkünfte gefunden werden."

    Etwa die Hälfte der insgesamt 67 Menschen kam privat bei Bekannten, Freunden und Verwandten unter. Für 35 Personen hat die Stadt nach einer Bleibe gesucht. Ältere und gebrechlichere Personen zogen ins Caritas-Seniorenzentrum St. Georg in Mindelheim ein. Alleinstehende und Familien seien im Hotel Alte Post, im Hotel Lifestyle sowie im KAM-Hotel untergekommen, erläutert Julia Beck, die Sprecherin der Stadt. "Derzeit werden alle anfallenden Kosten von der Stadt

    Direkt nach dem Brand haben Experten der Gebäudeversicherung, Brandsanierer, Statiker, Chemiker und Architekten sowie die Hausverwaltung das Hochhaus besichtigt. Drei Tage nach dem Brand hätten bereits die Aufräumarbeiten und Absaugungen im Treppenhaus durch die Brandsanierer begonnen, schildert Florian Schuster. "Unsere Hausmeister haben bereits direkt nach Freigabe durch die Kripo die ersten Sicherungsmaßnahmen übernommen."

    Zwei Wohnungen wurden nach dem Feuer im Hochhaus geräumt

    Die Wohnung des mutmaßlichen Brandverursachers im sechsten Stock und die Wohnung direkt darunter wurden geräumt, um weitere Untersuchungen zu Standsicherheit, Sanitär, Elektro und Heizung zu ermöglichen, und die Hausmeister öffneten den Bewohnerinnen und Bewohnern noch einmal die Türen, damit sie so kurz vor Weihnachten wichtige Dinge aus ihren Wohnungen holen konnten.

    Ab dem fünften Obergeschoss sei eine Sicherheitssperre eingebaut worden, um das Gebäude in Weißbereich ("nicht kontaminiert") und Schwarzbereich ("kontaminiert") zu unterteilen, erläutert Schuster. Insbesondere die Wohnungen ab dem sechsten Stockwerk seien durch Feuer, Rauch und Feinstaub stark kontaminiert. Alle Stockwerke darunter seien in Teilen vom Löschwasser durchnässt. Hier wird derzeit die Feuchtigkeit gemessen, zudem laufen Trocknungsmaßnahmen. Der Aufzug ist nicht sanierungsfähig und muss ausgetauscht werden. All diese Maßnahmen gehen über die Gebäudeversicherung.

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    Im Mindelheimer "Hochhaus" hat es ein Feuer gegeben, mehrere Menschen mussten gerettet werden. Hier die Bilder aus der Einsatznacht.

    Nach den Einschätzungen der Fachleute sei es unumgänglich, dass alle Bewohner ab dem sechsten Obergeschoss ihre Wohnungen vollständig räumen müssen, erklärt Schuster. Nur so könnten die Brandsanierer die stark kontaminierten Wände, Decken und Böden fachgerecht reinigen und sanieren. Währenddessen dürfen die oberen Gebäudeteile ausschließlich in Schutzkleidung und mit FFP3-Masken betreten werden. "Wir haben die Bewohner darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche Gegenstände in diesen Wohnungen als kontaminiert gelten und daher besondere Vorsicht geboten ist."

    Warum die Bewohner nach dem Brand alte Elektrogeräte entsorgen müssen

    Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei alten Elektrogeräten: "Aufgrund der Brandfolgen wie Ruß und ähnlichen Rückständen besteht eine erhebliche Kurzschlussgefahr", erklärt Schuster. Diese Geräte dürften auf keinen Fall benutzt werden. In den meisten Fällen bleibe nur die Entsorgung, da eine professionelle Reinigung nicht nur schwierig, sondern auch unverhältnismäßig teuer sei. "Alle anderen Gegenstände sind ebenfalls kontaminiert und müssen entweder fachgerecht gereinigt oder entsorgt werden", so Schuster.

    Die entstehenden Kosten, etwa für Inventar oder die alternative Unterbringung, werden nur von der Hausratversicherung der Bewohnerinnen und Bewohner übernommen. Das Problem: "Es gibt leider zahlreiche Bewohner, die keine derartige Versicherung haben", sagt Schuster. "Hier zeigt sich wieder, wie wichtig eine solche Versicherung ist beziehungsweise wäre!" Schuster hält es deshalb für sehr hilfreich, dass die Stadt Mindelheim ein Spendenkonto für die Brandgeschädigten eingerichtet hat. Bisher sind rund 15.000 Euro eingegangen. "Diese Spendengelder kommen den Betroffenen abhängig vom Grad der Bedürftigkeit zu", erklärt Stadtsprecherin Beck, die im Namen der Betroffenen allen Spenderinnen und Spendern herzlich dankt.

    Immerhin ein paar gute Nachrichten hat WBG-Chef Schuster noch: "Der Statiker hat uns mittlerweile mitgeteilt, dass die Standsicherheit des Gebäudes nicht beeinträchtigt ist." Zudem laufe die Heizung wieder, und es finden in den Wohnungen in den Stockwerken eins bis fünf Trocknungsmaßnahmen statt. Alle Wohnungen bekommen einen E-Check, und da die Heizung wieder läuft, werden nun die sanitären Einrichtungen geprüft, damit wieder Wasser im Haus verfügbar sein kann.

    Die ersten Menschen können vielleicht Ende März wieder im Hochhaus einziehen

    Wenn alle Sachverständigen grünes Licht geben, "können vielleicht einige Bewohner in den Stockwerken eins bis fünf Ende März wieder einziehen", gibt Schuster eine vorsichtige Schätzung ab. Bewohnerinnen und Bewohner der Etagen sechs bis neun müssen hingegen "noch eine sehr lange Zeit warten, bis diese wieder bewohnbar sind". Die Stadt Mindelheim sucht deshalb immer noch nach Wohnraum, der auch längerfristig angemietet werden kann.

    Das Spendenkonto der Stadt hat die IBAN DE49 7319 0000 0040 6111 40 (VR Bank Memmingen eG).

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