Erst vor Kurzem hat die Mindelburg wieder einmal Schlagzeilen gemacht: Kulturamtsleiter Christian Schedler präsentierte Friedrich Barbarossa als möglichen Erbauer der stattlichen Burg, die damit von überregionaler Bedeutung gewesen sein könnte. In den vergangenen Jahren wurden außerdem etliche weitere Geheimnisse gelüftet und auch ein geheimer Mauergang entdeckt. Darüber könnte man beinahe vergessen, dass die Mindelburg zum Museum werden soll. Wir haben mit Kulturamtsleiter Christian Schedler darüber gesprochen, wie weit die Pläne inzwischen gediehen sind, was aktuell auf der Mindelburg geschieht und wann möglicherweise die ersten Besucherinnen und Besucher das neue Museum besichtigen können.
„Aktuell ist der Auftrag für die statische Sanierung des Palas sozusagen als Kronjuwel der gesamten Burganlage vergeben worden“, sagt Christian Schedler. Die Arbeiten sollen im Dezember beginnen und werden sich weit in das kommende Jahr hinziehen. Sie sind die Grundlage für jegliche Nutzung des Palas, so der Kulturamtsleiter, auch für das Museale.
Auch Privat- und Firmenevents könnten künftig auf der Mindelburg stattfinden
Wie das einmal aussehen könnte, darüber haben sich er und seine Kollegen Markus Fischer, Reinhard Baumann und Lorenz Maier vom Burgteam in einem vorläufigen Rohkonzept Gedanken gemacht. „Dieses bezieht sich auf die Hauptburg mit all ihren Bauteilen. Alles soll für Besucher und Besucherinnen erlebbar werden, mit Räumlichkeiten, die auch Privat- und Firmenevents offenstehen. Angedacht ist auch ein Ritterspielplatz für Kinder. Unser Ziel ist es, die Burg als Erlebnismuseum so zu erschließen, dass unsere Besucher und Besucherinnen und Familien einen ganzen Tag dort verbringen können. Mit Familie Bertele von der Burggaststätte stehen wir in einem guten und regelmäßigen Austausch“, sagt Schedler.
Nach einem Besuch des Leiters der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern sei man übereingekommen, ein Museumsvorprojekt ab Herbst 2024 anzugehen. Damit soll laut Schedler eine geeignete Museumsagentur beauftragt werden. Der bayerische Landtag hat dafür bereits 750.000 Euro bereitgestellt.
Möglicherweise wird in das Konzept auch die Burgkapelle eingebunden, die dank einer privaten Investorin saniert werden kann. Gabriele Stumpe hat dafür zunächst 500.000 Euro zur Verfügung gestellt, aber bereits durchblicken lassen, dass sie bereit wäre, noch einmal die gleiche Summe draufzulegen, falls mehr Geld nötig sein sollte, um die Schäden zu beheben und die Kapelle wieder in ein Glanzstück zu verwandeln. Die Kapelle könnte dann wieder für Hochzeiten und Taufen genutzt werden und eventuell auch den sogenannten Heiltumsschatz beherbergen. Dabei handelt es sich um Reliquien, die die Frundsbergs im Laufe der Zeit zusammengetragen haben.
Die Sachon-Wohnung in der Mindelburg gilt als besonderer Schatz, der erhalten werden soll
Während hier noch vieles offen ist, hat Schedler großes Interesse daran, die Wohnung des Ehepaars Sachon, das in der Burg den gleichnamigen Verlag führte, zu erhalten. „Von Anfang an war uns klar, dass diese Wohnung ein besonderer Schatz ist“, sagt Schedler. Es sei auch der ausdrückliche Wunsch der Landesstelle, die Wohnung zu erhalten. Sie vereinige in einzigartiger Weise die Wohnkultur des Historismus im ausgehenden 19. Jahrhundert durch Ludwig Schramm mit deren Neuinterpretation durch einen erfolgreichen Unternehmer der Zeit des Wirtschaftswunders in den 1950er und 60er Jahren.
Über den Eingangsbereich, dessen Wände mit hellblauem Stoff bespannt sind, gelangt man etwa in das Arbeitszimmer des verstorbenen Verlegers, das wirkt, als würde er jeden Moment wieder hinter dem wuchtigen Schreibtisch Platz nehmen und zum Hörer des Wählscheiben-Telefons greifen. Kaum wiederzuerkennen ist dagegen das Schlafzimmer der Sachons, das komplett ausgeräumt wurde, und aktuell eher einer Baustelle gleicht: An zwei Stellen hat Markus Fischer den Boden geöffnet, und so nicht nur einen in Vergessenheit geratenen Geheimgang zutage gefördert, sondern auch einen Balken, der aus der Bauzeit der Burg stammt und Aufschluss über ihr Alter gibt. Um die Räume für Besucherinnen und Besucher öffnen zu können, sind – trotz des insgesamt guten Erhaltungszustands der Wohnung – wie bei vielen Elementen des Palas auch hier Restaurierungsarbeiten nötig, so Schedler.
Darüber, wann die ersten Besucherinnen und Besucher das neue Museum besichtigen könnten, will er lieber nicht spekulieren. „Für einen Blick in die Glaskugel bin ich sicher der falsche Ansprechpartner. Als Kunsthistoriker kann ich besser zurückschauen als in die ungewisse Zukunft“, sagt er. „Wir werden die bisherigen Ergebnisse und Planungen für das Museum, das sicher ein touristischer Magnet werden wird, im Herbst dem Stadtrat vorstellen. Von ihm hängt es dann ab, welchen Auftrag wir für die weitere Entwicklung der Burg erhalten.“
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