Sie sind die „stillen Helden“, die sich ohne großes Aufsehen für die Mitbürgerinnen und Mitbürger in vielfältiger Art und Weise engagieren: Am Mittwochabend zeichnete die Stadt Mindelheim vier langjährig Ehrenamtliche für ihren selbstlosen Einsatz mit der Verdienstmedaille aus.
Seit 24 Jahren bedankt sich die Kreisstadt für das gesellschaftliche Engagement, für freiwillige erbrachte Leistungen, die für die Geehrten selbstverständlich, jedoch heutzutage keine Selbstverständlichkeit sind. Bislang wurden 49 Mindelheimer Persönlichkeiten mit der Medaille geehrt. In diesen erlauchten Kreis aufgenommen wurden nun auch Manuela Schlögel, Wolfgang Hackl, Dr. Clemens Mehnert und Polykarp Platzer. Bürgermeister Stephan Winter stellte in den sehr persönlich gehaltenen, launigen Laudationen das unermüdliche Engagement des Quartetts heraus: Sie alle haben Lebenszeit geschenkt, auf Freizeit verzichtet und sind Vorbilder für andere.
Wolfgang Hackl engagiert seit fast 20 Jahren am kulturellen Leben der Stadt. Im Förderkreis Mindelheimer Museen ist er Ehren- und Vorstandsmitglied und leistet wertvolle ehrenamtliche Arbeit in der Heimatforschung. Nachdem der ehemalige Schuldirektor 2005 in den Ruhestand gegangen war, wurde das Heimatmuseum sein zweites Zuhause. Der versierte Stadtführer erarbeitete einen bebilderten Rundgang für das älteste, mittlerweile geschlossene Museum Mindelheims. Damit die von Ehrenbürgerin Olli Hirle verfassten Texte nicht in Vergessenheit geraten, gestaltete Wolfgang Hackl gemeinsam mit seiner Frau die sogenannten Hirle-Mappen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Seniorenheims erfreuen sich regelmäßig an seinen Reise- und Dokumentarfilmen aus der Heimat.
Dr. Clemens Mehnert ist in vielen Bereichen ehrenamtlich engagiert. So gehört er dem Stefanuskreis seit 1996 an und ist dort stellvertretender Vorsitzender. Geschätzt wird sein sonniges Gemüt und seinen hintersinnigen Wortwitz. Den Beinamen „Rasenpapst“ erhielt er, da Dr. Mehnert von Berufs wegen damals weltweit Gras – und völlig legal – verkaufte. „Ich musste eine Familie mit Gras ernähren, aber aufpassen, dass niemand ins Gras beißt“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Der noch letzte lebende Mindelheimer, der in St. Anna geboren wurde, engagiert sich im Verein der ambulanten Kranken- und Altenhilfe. Bis vergangenes Jahr war er als Zweiter Vorsitzender beim Bund Naturschutz in Mindelheim aktiv. „Ohne den Fachmann für Wildpflanzen und Gräser würde der Naturlehrgarten nicht existieren“, erklärte Bürgermeister Winter. Von 2007 bis 2018 war Mehnert Mitglied der Kirchenverwaltung St. Stephan. Ob als Lektor, Kommunionhelfer oder auch bei der Renovierung der Heimegger Kapelle – wenn er gebraucht wurde, war der ehemalige Zweite Vorsitzende des Seniorenbeirats zur Stelle.
Von Polykarp Platzer stammt der Ausspruch: „Man kann größte sportliche Erfolge erzielen, ohne selbst große sportliche Ambitionen zu verfolgen!“ Das Ehrenmitglied des SV Auerbach ist ein Teamplayer, wie es im Buche steht. Da ihm die Jugend sehr am Herzen liegt, war er 28 Jahre lang Jugendleiter. Dabei bildete er nicht nur talentierte Buben und Mädchen zu Fußballspielerinnen und -spielern aus, sondern vermittelte ihnen auch Werte wie Teamgeist, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Respekt. Seit 1995 ist er Vorsitzender des Sportvereins, wo er keineswegs Verwalter, sondern vielmehr Gestalter ist. Unter seiner Leitung wurde das Sportheim saniert und das Areal mehrmals neugestaltet. Abseits des Sports engagiert er sich mit Tatkraft und immensem Fleiß unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr und als Leiter mehrerer Faschingsumzüge der Mindelonia.
Manuela Schlögel bringt sich über Gebühr in die Dorfgemeinschaft Nassenbeurens ein. Sie sorgt dafür, dass gemeinsam begangene Fest den Jahreskreis strukturieren, was das Wohlbefinden anderer fördert und ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelt. Vor 18 Jahren gründete sie eine Jugendgruppe – ein Fixpunkt im Dorfleben für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 16 Jahren. Während der Corona-Pandemie initiierte „die Kümmerin“ einen besonderen Adventskalender: An 24 Häusern wurden 24 Fenster besonders hübsch geschmückt gestaltet, um anderen eine Freude zu bereiten. Seit 2016 ist Manuela Schlögel Mesnerin in der Pfarrkirche St. Vitus und der Wallfahrtskirche Maria Schnee. Doch ihr Aktionsradius geht über Nassenbeuren hinaus. Als Pastoralratsvorsitzende der Pfarreiengemeinschaft Mindelheim steht sie seit sechs Jahren anderen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden mit Rat und Tat zur Seite.
Der Landtagsabgeordnete Peter Wachler bedankte sich bei den Geehrten für deren bedingungslose Hilfe, die den so wichtigen Zusammenhalt in der Gesellschaft stärke. „Sie handeln getreu dem Motto: Was man gern tut, ist keine Arbeit.“ Umso mehr freut er sich, dass die Stadt Mindelheim mit dieser Ehrung das Engagement langjähriger Ehrenamtlicher wertschätzt und würdigt. Umrahmt wurde der Festakt von der Stadtkapelle Mindelheim unter der Leitung von Robert Hartmann mit Liedbeiträgen wie Where Eagles soar, The Book of Love, Whispers from beyond, Yellow Mountains sowie dem Florentiner Marsch.
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