Wird es in Mindelheim in diesem Corona-Jahr einen Weihnachtsmarkt geben oder nicht? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Bürger, sondern in den vergangenen Wochen auch besonders die Mitarbeiter im Rathaus und Kulturamt. Nun gibt es eine Antwort darauf: Ja, es wird ein „Mindelheimer Advent“ stattfinden – aber er wird nicht so aussehen wie gewohnt.
Eine „komplizierte und lange Geschichte“ steckt hinter den Planungen, erklärt Mindelheims Kulturamtsleiter Christian Schedler. Der Freistaat Bayern finde zwar, dass Weihnachtsmärkte auch in diesem Jahr grundsätzlich möglich sein sollen, gebe den Kommunen aber keinen Leitfaden oder Ähnliches an die Hand. „Also stehen wir da und schauen, was geht.“ Das Schwierige: „Das Wesen des Weihnachtsmarkts ist ja, dass man sich trifft und miteinander ratscht – und genau das dürfen wir nicht.“
Für den Mindelheimer Weihnachtsmarkt am Kirchplatz hätte es zu viele Auflagen gegeben
Ein Weihnachtsmarkt am Kirchplatz wie gewohnt kann nicht stattfinden: Das stand schnell fest. Selbst wenn man die Buden dort noch weiter verteilt in der Hauber- und Dreerstraße aufgestellt hätte, so hätte man das Gelände einzäunen müssen, mit einem Ein- und einem Ausgang an anderer Stelle, dazu Security, die maximal 200 Menschen gleichzeitig hereinlässt. Alkohol wäre kaum oder gar nicht erlaubt gewesen, ebenso wenig wie Livemusik und Musik vom Band. Die Bewirtungsbuden hätten die Adressen ihrer Kunden sammeln müssen, alle Besucher hätten Maske tragen und 1,50 Meter Abstand halten müssen. Mindelheims Polizeichef warnte außerdem vor Tumulten, falls der Weihnachtsmarkt wegen „Überfüllung“ geschlossen würde und sich die wartenden Leute vor dem Eingang drängten. „Das geht einfach nicht“, so Schedler.
Also haben er und sein Team zum Beispiel überlegt, die Buden in der Maximilianstraße zu verteilen – aber so, dass sie den Wochenmarkt nicht behindern. Doch überall dort, wo theoretisch Buden stehen könnten, gab es auch Geschäfte. Hinzu kommt, dass man die Buden wegen der nötigen Abstände in Richtung Straße hätte öffnen müssen. Dazu wiederum hätte man die Maximilianstraße sperren müssen – was vermutlich weder bei Kunden noch bei Geschäftsinhabern gut angekommen wäre. Auch einen Markt auf der Schwabenwiese schloss die Stadt rasch aus, schließlich sollen ja die Menschen in die Innenstadt und ihre Geschäfte gelockt werden.
Wochenlang haben die Mitarbeiter der Stadt Mindelheim diskutiert
Nach wochenlanger und teils frustrierender Diskussion, „weil sich laufend Verordnungen ändern“, so Schedler, steht nun ein Konzept, an dessen Details das Kulturamt gerade zusammen mit allen Beteiligten feilt. „Wir sind bei einem Minimalangebot mit möglichst vielen Beteiligten“, sagt Schedler. Und so sieht es aus:
- Das Atelier Fleschutz aus Breitenbrunn wird 14 Tage im Advent zehn Märchen-Szenen „Weihnachten bei den Wichteln“ präsentieren, eventuell am Schrannenplatz.
- Am Marienplatz vor der geschlossenen Eisdiele werden der Bonbonkocher und ein weiterer Süßigkeitenstand ihre Waren anbieten. „Da behindern wir niemand und am Marienplatz wäre etwas los“, so Schedler. Beide Fieranten haben anders als die anderen Mindelheimer Aussteller kein eigenes Ladengeschäft und sind froh, wenn sie in Mindelheim verkaufen können.
- Unter dem Arbeitstitel „Wintergarten statt Biergarten“ sind alle Wirte in Mindelheim eingeladen, ihren Kunden draußen etwas Besonderes zu bieten. „Die Wirte genießen andere Freiheiten als wir als Stadt“, sagt Schedler und ergänzt: „Wir hoffen, dass viele mitmachen.“
- Die Pfarreien wollen einen ökumenischen Krippenweg durch die Stadt organisieren. Auch der Gottesdienst an Heiligabend soll voraussichtlich im Freien stattfinden, eventuell am Marienplatz.
- Für die musikalische Einstimmung in den Advent sollen Standkonzerte kleinerer Ensembles sorgen, bei denen die Zuschauer den nötigen Abstand wahren können.
- Über den Nikolauseinzug diskutiert man gerade noch kräftig, so Schedler. „In der Kirche kann er nicht sein.“ Er könnte sich vorstellen, dass der Nikolaus in diesem Jahr auf dem Rathausbalkon auftritt.
- Weitere weihnachtliche Veranstaltungen, quasi „Mini-Weihnachts-Events“, planen Thomas Burtscher (Heimatstrand), Khurram Shehzad (Reichsadler) und Markus Putz (Kulturfabrik). Auch sie will die Stadt unterstützen.
Derzeit ist die Stadt dabei, alle Angebote für den „Mindelheimer Advent“ zu koordinieren – um sie dann alle gemeinsam auf einem Flyer veröffentlichen zu können. „Und dann“, so Schedler, „hoffen wir, dass uns Corona keinen Strich durch die Rechnung macht.“
Hier noch einmal Bilder vom Mindelheimer Weihnachtsmarkt aus dem vergangenen Jahr - als Corona noch weit weg war:
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