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Mindelheim/Sontheim: 30 Jahre "Jazz isch!": Peter Schmid brennt für sein Festival

Mindelheim/Sontheim

30 Jahre "Jazz isch!": Peter Schmid brennt für sein Festival

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    Freut sich auf die Konzerte im Stadttheater Mindelheim und in der Dampfsäg in Sontheim (im Bild): „Jazz isch!“-Organisator Peter Schmid.
    Freut sich auf die Konzerte im Stadttheater Mindelheim und in der Dampfsäg in Sontheim (im Bild): „Jazz isch!“-Organisator Peter Schmid. Foto: Matthias Becker

    Vor 30 Jahren hatte Peter Schmid einen genialen Einfall: Lange hatte er hin und her überlegt, wie er das Festival, das er aus der Taufe heben wollte, nennen sollte. Eine Handvoll Jazzkonzerte wollte er im Stadttheater Mindelheim und in der Dampfsäg in Sontheim anbieten. Was ist Jazz? Was verstehst du darunter? Solche Fragen von Freundinnen und Freunden hatte er im Kopf, als er nach einem griffigen Festivalnamen suchte und sich Wortspielereien notierte. Und dann stand da plötzlich auf dem Zettel: „Jazz isch!“ Mit zwei Worten brachte er die stilistische Weite des Jazz und die allgäu-schwäbische Identität zusammen. Was das bedeutet, kann man nächste Woche wieder erleben: Für die 30.

    Kartenvorverkauf für "Jazz isch" läuft gut

    Peter Schmid ist beruhigt: Für eine schwarze Null benötigt er im Schnitt 200 Besucherinnen und Besucher. Und das passt bereits. Rappelvoll wird die 300 Sitzplätze fassende Dampfsäg bei den Schlusskonzerten mit der Band „De-Phazz“ (25. März) und dem A-cappella-Quintett „Onair“ (26. März) sein. Noch Luft nach oben ist bei den bislang knapp halbvollen Konzerten im Mindelheimer Stadttheater mit seinen 364 Sitzplätzen, sagt Schmid. Dabei hat der 63-Jährige für die beiden Termine zwei vielversprechende Formationen engagiert: Das Quartett „Masaa“ um den libanesischen Pianisten Rabih Lahoud führt Orient und Okzident zusammen und gewann 2021 in der Kategorie „Album Vokal“ den Deutschen Jazzpreis (23. März). Auch das Håkon Kornstad Trio führt Fernes – Oper und Jazz – zusammen (24. März). Solche ungewöhnlichen Projekte faszinieren Peter Schmid. Und dass gerade diese beiden funktionieren, weiß er aus persönlicher Erfahrung.

    Peter Schmid: „Ich will nur das auf die Bühne bringen, was ich auch selber live gesehen habe und gut finde.“

    Sein Wahlspruch als Festivalmacher lautet seit Anbeginn: „Ich will nur das auf die Bühne bringen, was ich auch selber live gesehen habe und gut finde.“ Die Band „Masaa“ hat er vergangenes Jahr bei der Memminger Meile unter freiem Himmel erlebt – und war hin und weg. Schmid treibt noch etwas anderes um: Er will bei „Jazz isch!“ die Vielfalt des Jazz, der heute verschiedenste Stile von Klassik über Folk und Rock bis Hip-Hop und Elektro absorbiert, auf die Bühne bringen.

    Dabei hat er sich auch als Finanz-Jongleur erwiesen. Mit Hilfe von Sponsoren und Förderern, zu denen die Stadt Mindelheim und seit heuer auch der Bezirk Schwaben gehören, hat er stets mit überschaubarem Budget ein ansprechendes Festivalprogramm auf die Beine gestellt. „Mein Etat ist das, was ich brauche für die Gagen, Hotel, Logistik, Catering und die Technik“, sagt er. Im Schnitt benötigt er 40.000 Euro. Dabei schafft es Schmid, auch dieses Mal moderate Karten-Einheitspreise (29 Euro) anzubieten.

    Viele Stars waren bei "Jazz isch!" seit 1993

    Zahlreiche Stars hat Peter Schmid für sein Festival gewinnen können: Pianist Abdullah Ibrahim trat ebenso auf wie wie Saxofon-Legende Klaus Doldinger, die Gesangstruppe Flying Pickets sowie die Sängerinnen Maria João, Silje Nergaard und Cristina Branco. Er hat auch einen guten Riecher: Zahlreiche Musikerinnen und Musiker wurden nach ihrem Jazz-isch-Auftritt zu Shootingstars, beispielsweise Aziza Mustafa Zadeh oder Esbjörn Svensson. 

    Noch heute bekommt er Gänsehaut, wenn er an den Plausch 2002 mit dem schwedischen Pianisten denkt. „Wir haben uns über die Familie, Kinder und seine große Leidenschaft, das Tauchen unterhalten.“ Ein paar Jahre später, 2008, da hatte Svensson mit seinem Trio E.S.T. Superstar-Status, starb der Musiker bei einem Tauchunfall. Ein besonderes Geburtstagsfest hat Schmid in guter Erinnerung: Geigenvirtuose Schnuckenack Reinhardt feierte 2001 bei „Jazz isch!“ seinen 80. Geburtstag nach.

    Jazz-isch-Festivalleiter Peter Schmid liebt nicht nur den Jazz

    Jazz, Pop, Rock, Klassik – Peter Schmid ist ein breit aufgestellter Musikfan, der für Konzerte auch lange Wege in Kauf nimmt. Früher, in den 70er Jahren zog es ihn in die großen Arenen zu Rock-Giganten wie Queen mit Freddie Mercury nach London und zu Pink Floyd nach München. Heutzutage besucht er bevorzugt Jazz- und Klassikkonzerte. 40, 50 Termine fallen da schon mal im Jahr an, sagt er. In der Elbphilharmonie in Hamburg war er im Rahmen des letztjährigen Elbjazz-Festivals gleich mehrere Male zu Gast. Zugute kommt Schmid sein Beruf: Als Chefredakteur der Fachzeitschrift „R+W Textilservice“ ist er von Bad Wörishofen aus bundesweit unterwegs.

    Peter Schmid, der vor vier Jahren von Mindelheim nach Bad Wörishofen zog, ist ein leidenschaftlicher Kultur-Fan – ein Konsument und ein Macher. Vor „Jazz isch!“ organisierte und koordinierte er zwölf Jahre lang als Vorsitzender des Kulturrings Mindelheim Theateraufführungen, Lesungen und Konzerte. Er ist Initiator der Mindelheimer Großveranstaltung „Mondlicht OpenAir“. Heute ist er im Förderverein Dampfsäg, der „Jazz isch!“ veranstaltet, tätig und führt als Vorsitzender den Kunstverein Bad Wörishofen. Nun freut er sich auf die Begegnungen bei „Jazz isch!“ – und ist gespannt, ob sein Plan wieder aufgeht. „Ich möchte es den Leuten ja ermöglichen, musikalische Entdeckungen zu machen“, sagt er.

    „Jazz isch!“: Vier Abendkonzerte und ein Jazz-Frühschoppen

    Das Festival „Jazz isch!“ (Mindelheimer Jazztage) findet von Donnerstag, 23. März, bis Sonntag, 26. März, statt und umfasst vier Abendkonzerte (zwei im Stadttheater Mindelheim, zwei in der Dampfsäg in Sontheim, einer denkmalgeschützten Sägehalle aus dem Jahr 1917) sowie einen sonntäglichen Jazz-Frühschoppen in der Dampfsäg. Die Abendkonzerte beginnen jeweils um 20 Uhr. Das Programm der 30. Ausgabe des Festivals:

    • 23. März: Masaa (Mindelheim)
    • 24. März: Håkan Kornstad Trio (Mindelheim)
    • 25. März: De-Phazz (Sontheim, ausverkauft!)
    • 26. März: Jazzkur Bigband der Sing- und Musikschule Bad Wörishofen (Sontheim, 11 Uhr; Eintritt frei); Onair (Sontheim, ausverkauft!)

    Tickets sind erhältlich unter Telefon 08261/99 13 75 sowie unter 08247/350 35. Infos gibt es online unter www.jazz-isch.de.

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