Nach dem Willen des „Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte“ soll „Schwäbisch“ zu einer eigenen Sprache erklärt werden. Der Verein hat bereits 13.000 Unterschriften gesammelt und beim Bayerischen Landtag beantragt, dass der Bundestag die bayerische Sprache in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitssprachen aufnimmt. Schwäbische Sprachvereine planen dasselbe. Wir haben Passanten in Mindelheim gefragt, was sie davon halten und wie sie selbst zum Dialekt stehen.
„Ich finde es richtig, wenn der schwäbische Dialekt aufgewertet und gesprochen wird“, sagt Gabriele Reichert aus Mindelheim. „Schwäbisch ist schließlich meine Muttersprache. Damit bin ich aufgewachsen. Dass der Dialekt zu einer eigenen Sprache erklärt wird, halte ich nicht für so wichtig. Mein Lieblingswort ist „Fiedle“, was in Schwäbisch verniedlicht „Gesäß“ bedeutet und im bayerischen viel vulgärer ausgedrückt wird.“
Auch Luis Schmid aus Mindelheim ist der Meinung: „Der schwäbische Dialekt sollte unbedingt erhalten bleiben. Ihn zu einer eigenen Sprache zu erklären, halte ich aber für kaum machbar. Schon wegen des Zuzugs von Leuten aus anderen Städten und Bundesländern. Da gäbe es Schwierigkeiten mit der Verständigung. Als gebürtiger Unterauerbacher schwätze ich gerne, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Und das seit meiner Kindheit. Weil ich schon im Ruhestand bin, ist mein Lieblingswort „Pfreantner“, was auf Hochdeutsch Rentner heißt.“
„Schwäbisch spreche nur gelegentlich und vor allem im Freundeskreis“, sagt Jennifer Kirschner aus Dorschhausen. „Mir ist es völlig egal, ob dieser Dialekt zu einer eigenen Sprache erklärt wird. Meine Freundin ist da ganz anderer Meinung. Sie würde das sehr begrüßen. Im Moment fällt mir kein schwäbisches Lieblingswort ein.“
Martin Jall aus Stetten muss dagegen nicht lange überlegen: „Als Musiker gefällt mir „Losat a‘mol, wia des duat“ (Horch mal, wie das klingt) und „Ginkana“, was man mit Verhaltensweisen übersetzen kann. Die schwäbische Mundart ist mir sehr vertraut und ich schwätze gerne Dialekt – vor allem Zuhause und mit Freunden. Aber auch als Mitglied der Stadtkapelle Mindelheim melde ich mich bei Proben und Konzerten gerne auf Schwäbisch zu Wort. Früher war ich öfter im Ausland unterwegs. Von der Reise zurückgekehrt empfand ich die schwäbische Mundart als ein Stück Heimat. Diesen Dialekt zu einer eigenen Sprache zu machen, halte ich für schwierig. Allein schon wegen der vielen regionalen Unterschiede.
„Mundart und Brauchtum müssen unbedingt erhalten und gepflegt werden“, findet Hans Rogg aus Rammingen. „Diese Meinung teile ich auch mit einem bekannten Unterallgäuer Atbürgermeister, der immer sonntags ein Gedicht zum Zeitgeschehen in schwäbischer Mundart verfasst. (Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist Breitenbrunns früherer Bürgermeister Alfons Biber.) Diese Verse lese ich mit großem Vergnügen. Man sollte auch vermehrt den Kindern den Dialekt schmackhaft machen, was früher ja verpönt war. Meine Lieblingsworte sind auf gut allgäuerisch „Hag“ (Zaun) und „Feh“, was „schönes Mädchen“ bedeutet.
Peter Gorllit aus Mindelheim zählt den bayerisch-schwäbischen Dialekt zum Unterallgäuer Kulturkreis. „Ich freue mich, dass in diesem Landstrich noch Schwäbisch gesprochen wird und ich als Gast nicht mit „Tschüss“ sondern mit „Pfiad di“ verabschiedet werde. Schwäbisch als eigenständige Sprache? Ja ,warum denn nicht? Mein liebster Ausdruck ist „Grias di“.
Auch Georg Weiher aus Mindelheim ist dafür, dass Schwäbisch eine eigene Sprache wird. „Mit der Mundart hat mich meine Mutter schon im Kindesalter infiziert und begeistert. Auch mit meiner preußischen Frau unterhalte ich mich gerne auf Schwäbisch. Zudem fühle ich mich im Kreis meiner Freunde, die alle des schwäbischen Dialektes mächtig sind und ihn gerne sprechen, sauwohl.
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