Hunderte Menschen stehen dicht gedrängt entlang der Mindelheimer Maximilianstraße. Die Sonne brennt auf das Pflaster herunter. Ein Haufen Landsknechte schiebt sich durch das Obere Tor und den Durchgang daneben, richtet die langen Spieße wieder auf und marschiert weiter, Reihe um Reihe, Mann an Mann, eng aneinander. Szenen wie diese – ganz normal für das Mindelheimer Frundsbergfest in normalen Zeiten – sind in diesem Jahr undenkbar: Großveranstaltungen sind abgesagt, Menschen halten Abstand voneinander.
Auch wenn sich die Pandemie in Deutschland bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht so stark ausgebreitet hat wie anfangs befürchtet, so ist Corona doch allgegenwärtig. Und die Gerüchte, dass das für 2021 geplante Frundsbergfest wegen des Virus ausfallen müsse, ebenfalls.
Die Gerüchte, das Fest könne ausfallen, mehrten sich
Vor ein paar Wochen hatte Norbert Sliwockyj zum ersten Mal davon gehört. „Ich habe das erst nicht ernst genommen“, sagt der Vorsitzende des Frundsberg Festrings. Doch als die Gerüchte immer mehr wurden und sogar von Leuten kamen, die dem Festring nahestanden, sah sich der Verein zu einer Klarstellung in der Mindelheimer Zeitung gezwungen: Das für 25. Juni bis 4. Juli 2021 geplante Frundsbergfest findet statt. Eine Absage steht nicht zur Debatte. Im MZ-Gespräch erläutert der Vorsitzende die Gründe für diese Aussage und erklärt, wie weit die Planungen schon sind.
„Dass heuer Feste ausfallen, ist klar“, sagt Norbert Sliwockyj. Er sei aber überzeugt, dass man das Frundsbergfest kommendes Jahr feiern dürfe, „und wir wollen, dass sich die Leute darauf freuen“. Natürlich wirke sich die Coronakrise auch auf die Organisation aus. „Es erschwert sie nicht, aber es verzögert sie“, erklärt der Festringsvorsitzende. „Wir sind ein bisschen hintendran, weil viel über persönliche Kontakte geht.“ So wünscht sich beispielsweise mancher Besitzer eines Pferdegespanns vorher einen Besuch von einem Vertreter des Festrings, um seine Tiere zu präsentieren – etwas, das gerade im Frühjahr 2020 schwierig war.
Näherinnen werden weiter gesucht
Derzeit laufe die Vorplanung für Büro und Personal: Wer hat welchen Bedarf? Gesucht werden etwa noch Näher(innen) für die Nähstube, Hilfspersonal für den Umzug sowie Helfer im Büro des Festrings, besonders für die „heiße Phase“ ab Frühjahr 2021 – am besten Menschen, die sich in Mindelheim auskennen. Auch Orte, an denen man Gruppen unterbringen kann, werden noch gesucht. „Die Plätze in der Stadt werden nicht mehr“, sagt Sliwockyj.
Die Verträge für die Fieranten und Teilnehmer – also zum Beispiel die Reiter und Gespanne – wurden bislang noch nicht versandt. „Das ist aber ganz normal, die gehen immer erst im Herbst raus“, sagt Sliwockyj. Schon jetzt bekommt der Mindel heimer Verein laufend Anfragen.
„Wir werden bei der Planung vorsichtig sein“, sagt Sliwockyj. So würden etwa in Verträge bestimmte Klauseln eingearbeitet, „Notbremsen“ nennt der Vorsitzende sie – schließlich geht es auch um viel Geld. Noch ist unklar, ob es Personenbeschränkungen gibt – und wenn ja, in welchem Umfang.
Der Festring plant ein "komplettes Fest"
Für die einzelnen Bereiche des Fests, beispielsweise die Schlachtdarstellungen, hat sich der Verein Fristen gesetzt, zu denen entschieden wird, in welcher Form sie stattfinden. Sliwockyjs Stellvertreter Roland Ahne ist jedoch zuversichtlich: „Wir planen ein komplettes Fest“, sagt er. Konkurrenz durch andere Veranstaltungen fürchtet Vorsitzender Sliwockyj nicht: „Um die Zeit ist normal kein anderes Fest.“
Eine Vorstandssitzung musste jüngst per Videochat abgehalten werden. Ein persönliches Treffen selbst mit genügend Sicherheitsabstand draußen im Eichet war nicht genehmigt worden. Große Feste mussten oder müssen wegen Corona in diesem Jahr ausfallen: Das Mittsommernachtsfest, „Anno 1511“ auf der Mindelburg, der Helfensteiner Tag – all das findet heuer nicht statt. „Das trifft die Gruppen schon massiv“, sagt Roland Ahne, der Zweite Vorsitzende des Festrings. Auch das Vereinsleben könne derzeit nicht mehr stattfinden wie bisher, und er befürchtet, dass es nach den Beschränkungen zunächst nicht mehr so wird wie zuvor.
Und dennoch gibt es auch positive Nachrichten für das anstehende Fest. Zwei neue Gruppen stehen in den Startlöchern: Neben den „wiederbelebten“ Trabanten um das neue Frundsbergpaar Regina und Wolfgang Streitel wird es künftig auch eine Kaisergarde geben, die die Adligen auf ihren Wegen über das Gelände begleitet.
Es gibt noch viel zu regeln
Bis es soweit ist, ist allerdings noch viel zu regeln – Großes und Kleines. „Es wird auf jeden Fall spannend“, meint Festringsvorsitzender Norbert Sliwockyj im Hinblick auf die Arbeit, die ihm noch bevorsteht. „Und am Schluss kommen immer die Bonbons“, sagt er und grinst, fast etwas verzweifelt. Wie der Toilettenwagen beim vergangenen Fest etwa, dessen Treppe zu weit in die Gasse hineinragte und der deshalb am Freitagnachmittag kurz vor der Eröffnung noch einmal getauscht werden musste. So viel steht fest: Langweilig wird es den Verantwortlichen des Frundsbergfests bis zum Start sicher nicht werden – egal, ob Corona im kommenden Jahr noch ein Thema sein wird oder nicht.
Wer beim Frundsberg Festring oder in der Nähstube mithelfen will, kann sich unter der Telefonnummer 08261/5584 oder per E-Mail an mail@frundsbergfestring.de melden.
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