Die vor einem Jahr vollzogene Fusion der Krankenhäuser aus dem Unterallgäu, Oberallgäu und der Stadt Kempten zum Klinikverbund Allgäu gGmbH sorgt bei einem Teil der Mitarbeiter offenbar zunehmend für Verunsicherung. Hinter vorgehaltener Hand ist immer wieder von Angst die Rede, die in den Kliniken Mindelheim und Ottobeuren umgehe. „Hier brodelt es gewaltig“, sagte ein Mitarbeiter der MZ. Nun folgt ein weiterer Schritt in der Neuausrichtung: Das bisher eigenständige Labor wird aufgegeben.
Labor in Ravensburg übernimmt
Wie Geschäftsführer Andreas Ruland bestätigte, wird das Labor mit seinen 15 Mitarbeitern mit Wirkung 1. April 2021 vom MVZ Labor Ravensburg übernommen. Die Mitarbeiter hätten seit Längerem von diesem geplanten Schritt gewusst. Auch in internen Besprechungen im Rahmen der Laborkommission am 24. September 2020, in der Klinikleitungssitzung und dem Monatsgespräch mit dem Betriebsrat „wurde über diese Absicht informiert.“
Die Mitarbeiter konnten sich in den bestehenden Laboren an den Standorten Kempten und Immenstadt informieren. Am 17. Dezember hatten sie die Möglichkeit, detaillierte Fragen zur zukünftigen Beschäftigung beim MVZ Labor Ravensburg zu stellen. „Das MVZ Labor Ravensburg ist bereits seit dem Jahr 2000 Partner des Klinikverbundes Allgäu und betreibt die Labore in Kempten und Immenstadt“, erläuterte Ruland. Die Vertragslaufzeit ist auf fünf Jahre vereinbart worden.
Was passiert mit den Mitarbeitern der Allgäuer Klinik-Labore?
Unter den Labor-Beschäftigten sind einige langjährige Mitarbeiter, einzelne arbeiten bereits seit mehr als 20 Jahren in den Krankenhäusern Mindelheim und Ottobeuren. Die Frage, was der Übergang konkret für sie bedeutet, beantwortete Ruland nur allgemein. Da es sich um einen Betriebsübergang gemäß Paragraf 613a BGB handele, trete das MVZ Labor Ravensburg in die Rechte und Pflichten aus den im Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnissen ein. Zusätzlich stellt der Klinikverbund die Altersversorgung (ZVK) für die Mitarbeiter sicher.
Der Betriebsratsvorsitzende Tobias Dannhart sagte, Details, was der Übergang für die Beschäftigten bedeutet, stünden noch nicht fest. Der Betriebsrat sei in die Gespräche zum Outsourcing der Labore seit dem Herbst eingebunden. „Die Gespräche dauern zum heutigen Zeitpunkt noch an.“ Seit 17. Dezember begleitet die Gewerkschaft Verdi die Gespräche. In den beiden Laboren sind 15, zum großen Teil langjährige Mitarbeiterinnen betroffen. Der Betriebsrat Unterallgäu ist gegen ein Outsourcing der Labore, jedoch beschränken sich seine Einflussmöglichkeiten auf eine gesetzlich geregelte Überleitung.
Trotzdem wird der Betriebsrat Unterallgäu alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen. Weiterhin will der Betriebsrat Unterallgäu auf eine rechtzeitige sowie vollständige Informationsweitergabe der Geschäftsführung sowie sein Beratungsrecht gemäß Betriebsverfassungsgesetz pochen.
Sorgen und Ängste bei den Krankenhaus-Mitarbeitern
Der Betriebsrat Unterallgäu stellt nach zahlreichen Gesprächen mit Mitarbeitern fest, dass viele Kollegen Ängste und Sorgen über ihre berufliche Zukunft äußern. Dazu tragen offenbar auch die Kündigungen bei. Neben der öffentlich bekannt gewordenen von Chefarzt Dr. Tilman Eßlinger haben auch zwei Oberärzte das Handtuch geworfen. Andreas Ruland sagt dazu: „Zu einzelnen Personalien können wir leider keine Auskünfte geben. Jedoch sehen wir Kündigungen in einem gewissen Rahmen auch als normal an, da die persönliche Veränderung eine Motivation von Mitarbeitern sein kann, wie in diesem Fall, wo ein von uns gut ausgebildeter Oberarzt eine Chefarztposition in seiner alten Heimat angeboten bekommen hat.“
Der Betriebsrat dagegen sagt: „Wir hatten gehofft, trotz aller Veränderungsprozesse, möglichst alle Mitarbeiter „halten zu können“. Offensichtlich ist dies nicht gelungen“. Jeder einzelne Mitarbeiter, der die Unterallgäuer Kliniken verlässt, „ist ein großer Verlust für die Klinikstandorte Unterallgäu“. Dies bedauert der Betriebsrat Unterallgäu sehr.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Fusion im Allgäu auch auf Interesse in Nordschwaben trifft. Geschäftsführer Ruland war gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Weirather per Videokonferenz dem Kreistag von Dillingen zugeschaltet. Von einer „Werbetour“ für den Klinikverbund will Ruland aber nichts wissen. „Herr Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Weirather und ich sind vom Landrat des Landkreises Dillingen zu einer außerordentlichen Kreistagssitzung eingeladen worden, in der es um die Zukunft der Kliniken im Landkreis Dillingen ging. Wir sind gebeten worden in der Kreistagssitzung die Entwicklungen im Klinikverbund Allgäu vorzustellen und mit den Kreistagsmitgliedern zu diskutieren. Dieser Bitte sind wir selbstverständlich nachgekommen. Mit einer weiteren Zielsetzung war dies nicht verbunden.“
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