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Mindelheim: Paulinas Tod soll nicht umsonst gewesen sein

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Paulinas Tod soll nicht umsonst gewesen sein

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    Die Mindelheimer Hündin Paulina ist von einem Fahrradfahrer überfahren worden. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden musste.
    Die Mindelheimer Hündin Paulina ist von einem Fahrradfahrer überfahren worden. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden musste. Foto: Privat

    Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht unter den Hundebesitzerinnen und -besitzern in Mindelheim verbreitet: Ein Unbekannter, der selbst mit einem Hund unterwegs war, hat mit seinem Fahrrad einen kleinen Hund überfahren, der daraufhin wegen seiner schweren Verletzungen eingeschläfert werden musste. Es war Hündin Paulina, die vor zwei Wochen ihr Leben auf diese Art und Weise verlor. Heute sprechen ihre Besitzer über den Vorfall. Sie hoffen, dass sich der unbekannte Fahrradfahrer meldet, haben aber auch einen anderen, ganz allgemeinen Wunsch.

    Es war ein ganz normaler Morgen, als die rund 13 Jahre alte, ehemalige Zirkushündin Paulina zusammen mit ihrem Herrchen eine Runde drehte, an dem Feldweg bei den Bahngleisen, der parallel zur Brunecker Straße in Mindelheim verläuft, dort, wo viele ihre Tiere Gassi führen. Die Dackel-Terrier-Mix-Hündin war angeleint, an ihrer neuen Leine in Neon-Orange. "Wir hatten sie zwei Tage vorher gekauft, damit der Hund gut sichtbar ist", sagt Paulinas Frauchen und kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

    Der Radfahrer fuhr über den Brustkorb des kleinen Hundes

    Ihr Mann schildert, wie er den Unfall erlebt hat: Er sei geradeaus gelaufen, als ein Radfahrer mit Hund von hinten kam. Der Mann habe noch gebremst, sei aber schon mit dem dicken Vorderreifen seines schwarzen E-Bikes über den Brustkorb von Paulina gefahren. Er habe doch geklingelt, habe der Mann noch gesagt. "Aber ich habe nur noch schreiend-weinend den Hund gegriffen und bin nach Hause", sagt Paulinas Besitzer. Seine Frau hört das Geschrei schon von Weitem, denkt sich, was da wohl los ist und dass ihr Mann bestimmt etwas gesehen hat - bis sie wahrnimmt, dass er selbst derjenige ist, der schreit. Schon zu Hause habe der Hund Blut erbrochen, berichtet das Paar. Paulinas Körper schwoll immer mehr an und schon beim Tierarzt war klar, dass nichts mehr zu machen war. Die Hündin musste eingeschläfert werden.

    Zur Polizei gehen, das wollten Paulinas Besitzer ursprünglich nicht, "da es den Hund nicht zurückbringt". Letztlich haben sie sich aber doch dazu überreden lassen: Sie wollen, dass der Tod ihres Hundes nicht umsonst war, wollen, dass er andere Menschen zum Nachdenken bringt und vielleicht sogar dazu, ihr Verhalten zu ändern.

    Das "rücksichtslose E-Bike-Fahren mit Hund" ist etwas, das Paulinas Herrchen besonders bewegt. "Wieso fahr' ich an einem Menschen, der einen Hund führt, so vorbei?", fragt er. Er gibt aber auch zu, dass sein Verhalten an dem Morgen ebenfalls nicht ideal war: Er habe Kopfhörer getragen und Musik gehört. Er habe das Klingeln des Radlers deshalb vermutlich nicht gehört. Seine Frau will das nicht gelten lassen: Es gebe schließlich auch Menschen, die schlecht oder gar nichts hören, sagt sie.

    Auch für die Mindelheimer Polizei ist der Vorfall außergewöhnlich

    Für die Polizei ist der Vorfall eine Unfallflucht, auch wenn Paulinas Herrchen mit dem schwer verletzten Tier so schnell verschwunden ist, dass der Radler vielleicht nicht mehr entsprechend reagieren konnte. Aber er hätte beispielsweise seine Hilfe anbieten oder sich nachträglich melden können, findet Kommissar Florian Sontheimer von der Polizeiinspektion Mindelheim. In den Augen der Polizei ist der Fall durchaus ungewöhnlich: Der Radler sei selbst mit einem hellen Labrador oder Retriever unterwegs gewesen, und schließlich wisse man als Hundebesitzer ja, wie wichtig einem so ein Tier sein kann. Dieser Meinung ist auch Paulinas Herrchen: "Wenn ich jemanden töte, habe ich doch den Anstand, mich bei den Angehörigen zu melden", findet er.

    Vielleicht ist aber auch die Angst vor Reaktionen oder Sanktionen der Grund dafür, warum der Radler sich seit dem Vorfall vor zwei Wochen nicht gerührt hat. Das Gesetz sieht für eine Unfallflucht zwar auch eine Freiheitsstrafe vor, in diesem Fall würde es aber mit großer Wahrscheinlichkeit eine Geldstrafe werden, glaubt der Polizeibeamte Sontheimer. Wie er sagt, komme es immer wieder zu kritischen Situationen auf Fahrradwegen und Feldwegen. Die Dunkelziffer sei hoch, denn viele Vorfälle würden auch gar nicht gemeldet. Ein Verbot, einen Hund mit dem Fahrrad auszuführen, gebe es im Übrigen nicht. Allerdings gilt: "Wer ein Tier führt, muss in der Lage sein, es zu beherrschen, und zwar in jeder Situation", sagt Sontheimer. Die Polizei wird sich noch an die Stadt Mindelheim wenden und die hier gemeldeten Hunde überprüfen, um so einen Hinweis auf den Radler zu bekommen.

    Paulinas Besitzer und die Polizei wünschen sich mehr Rücksichtnahme im Verkehr

    Paulinas Besitzer würden sich wünschen, dass sich der Radfahrer meldet. Sie würden ihn gern fragen, wie es zu der Situation kommen konnte, ob er zum Beispiel an diesem Morgen im Stress gewesen ist. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es vorsätzlich gemacht hat", sagt Paulinas Herrchen. Seine Frau wünscht sich außerdem mehr gegenseitige Rücksichtnahme aller Menschen, die draußen unterwegs sind: Dazu gehört in ihren Augen gegenseitiger Respekt zwischen Radlern und Fußgängern, aber auch, dass Hundebesitzer ihre Tiere anleinen, wenn jemand entgegenkommt - auch bei kleinen Hunden. Es gebe schließlich immer Menschen, die Angst hätten. "Es geht uns nicht um uns, sondern darum, dass andere aus dem Vorfall lernen und ein bisschen reflektieren." Dem schließt sich Kommissar Sontheimer an: "Wir wünschen uns Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr und dass man immer mit unvorhergesehenen Situationen rechnet."

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