Die Sonne lacht, die Temperaturen sind frühsommerlich. Seit Montag dürfen die Gastronomiebetriebe in Bayern wieder im Freien bewirten, ab kommender Woche dann auch drinnen. Die Corona-Krise und der damit verbundene Shutdown haben viele Betriebe wirtschaftlich gebeutelt. Dass die Beschränkungen nun wieder gelockert werden, lässt viele Gastronomen aufatmen. Für einen Mindelheimer Restaurantchef hat der Tag trotzdem unverhofft angefangen.
Nachdem Peter Weyh-Immerz, Betreiber des Theater-Ecks, wenige Stunden seinen Biergarten eröffnet hat, wandte er sich an unsere Redaktion mit einer Bitte. „Viele Kunden wissen nicht, was sie dürfen und was nicht. Bald ist Vatertag, schreibt bitte etwas darüber.“
Mundschutz darf erst am Tisch abgenommen werden
Der 52-jährige Pächter erzählt, er habe in kurzer Zeit viele Kunden ermahnen müssen, etwa weil sie ohne Mundschutz gekommen sind. Der Mundschutz darf nämlich erst am Tisch abgelegt werden – aber dann nicht auf den Tisch. Die Masken müssen eingesteckt werden. Warum der Mindelheimer Gastronom es mit der Hygiene so genau nimmt und seine Kunden penibel darauf anspricht? Weil er es muss.
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Er sei dafür verantwortlich, dass sich seine Kunden nicht bei ihm mit dem Coronavirus anstecken. „Wir müssen alles dokumentieren, die Adressen und Telefonnummern der Kunden werden vier Wochen aufgehoben.“ So sollen mögliche Infektionen nachverfolgt werden.
Wirt aus Mindelheim musste sogar Gäste wegschicken
Manche Gäste musste Weyh-Immerz sogar wegschicken. Nämlich dann, wenn sich Personen aus mehr als zwei Hausständen an einen Tisch setzen wollten. „Mittags sind drei Berufstätige zum Essen gekommen, einer musste sich an einen eigenen Tisch setzen.“ Der Abstand der Tische ist im Biergarten so gewählt, dass die Stühle zweier Tische mindestens zwei Meter entfernt sind. Gesetzlich vorgeschrieben sind eineinhalb Meter. „Wenn jemand aufsteht, muss genug Abstand sein.“ Der Platz ist nur noch begrenzt. Generell sei es besser, vorher zu reservieren, erklärt Weyh-Immerz.
Familie Honcamp gehört zur Stammkundschaft im Café Sisters in der Mindelheimer Maximilianstraße. Klar, dass sie gleich für den ersten Café- und Biergarten-Nachmittag einen Tisch reservierten. Tochter Rebecca sagt: „Für uns ist es schön, wieder hier sein zu können. Wir haben lange zu Hause gesessen.“ Vater Michael, der Hausarzt ist, erklärt, der Shutdown sei notwendig gewesen, um Corona einzudämmen. Die ganze Familie habe in der schwierigen Zeit Mindelheimer Geschäfte unterstützt, fügt Mutter Dagmar hinzu. „Wir haben oft Essen in den Restaurants bestellt.“
Wegen Corona: Zwei Monate kaum Einnahmen
Stammkunden wie die Honcamps seien es gewesen, die ihnen Mut zugesprochen haben, erklärt Café-Betreiberin Esin Acer. „Wir hatten zwei Monate lang kaum Einnahmen. Es war eine große psychische Belastung.“ Immerhin: Die staatliche Soforthilfe erfolgte zeitnah.
Trotzdem ist am ersten Verkaufstag noch nicht der normale Modus zu spüren. An Tagen mit solch gutem Wetter sei vor Corona viel mehr los gewesen, erzählt Acer. „Wir haben auf Facebook gepostet, dass wir wieder aufhaben. Vielleicht braucht es noch eine Woche, bis die Leute es realisieren.“
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