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Mindelheim: Mindelheimer Demo-Organisatoren wollen weiter für die Demokratie kämpfen

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Mindelheimer Demo-Organisatoren wollen weiter für die Demokratie kämpfen

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    Zahlreiche Teilnehmende der Demo hatten Schilder gestaltet.
    Zahlreiche Teilnehmende der Demo hatten Schilder gestaltet. Foto: Ulla Gutmann

    Rund 1000 Menschen sind vergangenen Sonntag zur Demo gegen Rechtsextremismus auf den Marienplatz gekommen, die Sie und Ihr Team organisiert haben. Wie beurteilen Sie die Veranstaltung im Nachgang?
    VERENA WALSH: Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit dem Ablauf der Demo. Alle Rahmenbedingungen haben super gepasst und inhaltlich konnten wir viele Bereiche abdecken. Dass die Maximilianstraße so zeitnah gesperrt werden konnte, war super und hat vieles erleichtert.

    Verena Walsh ist Teil des Organisationsteams, das die Kundgebung in Mindelheim auf die Beine gestellt hat.
    Verena Walsh ist Teil des Organisationsteams, das die Kundgebung in Mindelheim auf die Beine gestellt hat. Foto: Ulla Gutmann

    Was ist bei "Mindelheim hält zam" gut gelaufen?
    VERENA WALSH: Besonders dankbar sind wir unseren Rednerinnen und Rednern und der Band La Canne Carreaux. Jeder und jede von ihnen hat auf eine eigene Art und Weise so viel Mut bewiesen und dem Ganzen eine sehr persönliche Note gegeben. Gut lief auch die Zusammenarbeit mit Behörden und Polizei im Vorfeld und während der Demo. Auch schätzen wir es sehr, dass sich so viele Menschen freiwillig als Ordnerinnen und Ordner gemeldet haben. Die Teilnehmenden waren friedlich, gut gelaunt und motiviert, viele haben sich richtig ins Zeug gelegt und hatten wunderbar kreativ gestaltete Schilder dabei. Wir haben uns über jede und jeden gefreut. 

    Was hätte besser laufen können?
    VERENA WALSH: Bei einer möglichen nächsten Aktion wollen wir gezielter und früher Werbung dafür machen und Rednerinnen und Redner einladen. Diese Demo haben wir innerhalb von drei Wochen auf die Beine gestellt, sodass wir bei einigen Stellen sehr kurzfristig anfragen mussten und wir lange keine Planungssicherheit hatten. Das wollen wir nächstes Mal besser machen. Außerdem hoffen wir, dass wir aufgrund des guten Ablaufs dieser Demo nächstes Mal noch leichter Rednerinnen und Redner gewinnen können. Diesmal haben sich einige, verständlicherweise, etwas gescheut, weil wir kein offizielles Bündnis oder Ähnliches sind und nichts vorweisen konnten außer dem Bedürfnis, ein Zeichen zu setzen.

    Was, denken Sie, haben Sie mit der Demo bewirkt?
    VERENA WALSH: Wir hoffen, dass wir die Menschen dafür sensibilisieren konnten, dass man sich für die Demokratie einsetzen muss, und dass wir Menschen dazu ermutigen konnten, die Stimme gegen Hass und Hetze zu erheben. Dabei soll jeder nur so weit gehen, wie man sich wohlfühlt: Wenn wir jemanden dazu ermutigt haben, sich öffentlich zu positionieren – toll! Wenn wir jemanden dazu ermutigt haben, nächstes Mal in der Mittagspause zu sagen: „Ich seh’ das anders“ – genauso toll! Jeder und jede, der beziehungsweise die sich im Rahmen der Möglichkeiten für Demokratie und Menschenrechte ausspricht, ist ein Gewinn. Gleichzeitig hoffen wir, dass wir auch Menschen abholen konnten, die mit der Arbeit der Regierung derzeit nicht ganz zufrieden sind: Konstruktive Kritik ist berechtigt und kann und soll geübt werden. Allerdings ist uns wichtig, dass sich Diskussionen stets auf dem Boden der Demokratie bewegen. Das ist für uns der kleinste gemeinsame Nenner, auf den wir uns alle einigen können sollten. Wir hoffen, dass wir aufzeigen konnten, dass man sehr wohl für Demokratie sein kann und trotzdem mit einzelnen politischen Entscheidungen nicht einverstanden sein kann. Zwischen ‚Wir sind für Demokratie und stehen vorbehaltlos hinter sämtlichen Entscheidungen der Regierung‘ und ‚Das ganze System muss gestürzt werden‘ gibt es zum Glück viele Abstufungen. Unser Ziel war es außerdem, Menschen beziehungsweise Gruppen ein Gesicht zu geben. Wenn man jetzt beispielsweise über Geflüchtete diskutiert, erinnert sich vielleicht der ein oder andere an Mokhalad und seine Geschichten, und plötzlich wird das Thema viel greifbarer und es ist keine anonyme Masse mehr.

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    1000 Menschen haben auf dem Marienplatz in Mindelheim "für Demokratie und Menschlichkeit und gegen Rechtsextremismus" demonstriert.

    Gab es Rückmeldungen, und wenn ja, welcher Art?
    VERENA WALSH: Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen erhalten. Viele haben die Diversität der Redebeiträge gelobt. Gleichzeitig wurde von ein paar Menschen angemerkt, dass es sich stellenweise etwas in die Länge gezogen hat. Dieses Feedback nehmen wir für die Zukunft auf jeden Fall mit.

    Sind weitere Aktionen geplant?
    VERENA WALSH: Auf jeden Fall! Obwohl wir uns im Orga-Team vorher teilweise gar nicht kannten und obwohl wir eine ganz bunt gemischte Truppe sind, haben wir gut harmoniert und uns in der Planung super ergänzt. Wir sind motiviert und haben schon verschiedene Ideen für zukünftige Aktionen.

    Bei der Demo konnten sich Teilnehmende mit ihren Kontaktdaten auf einer Liste eintragen: Was ist damit geplant?
    VERENA WALSH: Es ist geplant, sich unter anderem mit einem bestehenden Bündnis aus Ottobeuren zu vernetzen und eventuell im Hinblick auf die Europawahl einen Aktionstag gemeinsam zu organisieren. Dazu soll bald ein erstes Netzwerktreffen aller Interessierten stattfinden. Wer sich noch beteiligen möchte, kann uns gerne per E-Mail an mindelheimhaeltzam@gmx.de kontaktieren.

    Zur Person

    Verena Walsh hat zusammen mit ihrem Bruder Max Herrmannsdörfer und weiteren Unterallgäuerinnen und Unterallgäuern die Demo "Mindelheim hält zam" organisiert.

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