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Mindelheim: Maria-Ward-Kloster in Mindelheim: Einmalige Chance oder Klotz am Bein?

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Maria-Ward-Kloster in Mindelheim: Einmalige Chance oder Klotz am Bein?

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    Diese alte Postkarte aus der privaten Sammlung von Hermann Maier zeigt das Maria-Ward-Kloster mit dem vorgelagerten Klostergarten inmitten der Mindelheimer Altstadt.
    Diese alte Postkarte aus der privaten Sammlung von Hermann Maier zeigt das Maria-Ward-Kloster mit dem vorgelagerten Klostergarten inmitten der Mindelheimer Altstadt.

    Ein Jahr lang hat der Kölner Immobilienentwickler Pro Secur vergeblich versucht, einen Käufer für das Maria-Ward-Kloster in der Mindelheimer Altstadt zu finden. Nun liegt der Fall im Mindelheimer Rathaus. Die Klostergemeinschaft Congregatio Jesu hat die 300 Jahre alte Klosteranlage samt Klostergarten der Stadt zum Kauf angeboten. Ob sie zugreifen soll, um diese einmalige Chance für die Stadtentwicklung zu nutzen, oder ob sie wegen der finanziellen Risiken besser die Finger davon lassen und lieber das Feld einem Investor überlassen sollte, darum rangen am Samstag in einer mehrstündigen Sondersitzung die Mindelheimer Stadträte im Forum. Das Interesse an der Debatte war so groß, dass die Zuhörerplätze nicht für alle ausreichten. Einzelne mussten wieder den Heimweg antreten.

    Vormittags wurde hinter verschlossenen Türen beraten. 5,5 Millionen Euro soll das Kloster samt benachbartem ehemaligem Residenzgebäude des Reichsfürstentums Mindelheim kosten, das als Büro- und Geschäftshaus genutzt wird. Damit aber ist es bei Weitem nicht getan. Bürgermeister Stephan Winter nannte im öffentlichen Teil eine Summe von rund 25 Millionen Euro, die in das Kloster für Kauf und Umbau gesteckt werden müsste. Zunächst stellte Winter die Klosteranlage selbst vor. Die Gesamtfläche beträgt 6544 Quadratmeter, wobei auf das eigentliche Klostergebäude 6234 Quadratmeter entfallen und auf das Geschäftshaus 310. Die Nutzfläche bezifferte Winter auf 5661 Quadratmeter.

    Was in den Gebäuden des Maria-Ward-Klosters untergebracht ist

    Die beiden Gebäude Maximilianstraße 61 und 63 stehen unter Denkmalschutz. Sie haben drei Vollgeschoße. Teilweise ist das Dachgeschoß ausgebaut. Die Anlage ist vierflügelig. Im Klostergebäude selbst befindet sich im ersten Obergeschoß der Kommunitätsbereich mit Refektorium, Büro, Küche, Gästezimmer, Schlafräume, Gruppenräume und Sanitärbereichen. Im zweiten Obergeschoß liegt ein Wohn- und Schlafbereich. Von dort gibt es einen eigenen Zugang zur Empore der Kirche. Speicherräume und Schwesternzimmer vervollständigen diesen Bereich.

    Richtung Westen entstand 1897 ein Erweiterungsbau, wo das Internat untergebracht war. Dieser wurde 1993 innen und außen saniert. Dieser Gebäudeteil enthält neben den Schülerzimmern einen Meditationsraum, einen Veranstaltungsraum, Teeküche, Kellerbar und Büro- und Geschäftsräume.

    Im dreigeschoßigen Büro- und Geschäftshaus Maximilianstraße 61 sind ein Optikerfachgeschäft und die Berufsberatung der Volkshochschule untergebracht. Im ersten und zweiten Obergeschoß liegen Arztpraxen. Die Lager- und Abstellräume sind an fünf Gewerbetreibende vermietet, informierte Winter.

    Im Kloster befinden sich ein Lastenaufzug aus dem Jahr 1955 und ein Personenaufzug aus dem Jahr 1969. Im Büro- und Geschäftshaus ist ein 32 Jahre alter Personenaufzug eingebaut.

    Einen größeren Platzbedarf für die Verwaltung schloss Bürgermeister Winter aus. Lediglich ein Sachgebiet, das in der Lautenstraße 7 untergebracht ist, sollte verlegt werden. Dazu wären 60 bis 70 Quadratmeter notwendig.

    Über die Zukunft des Maria-Ward-Klosters diskutiert der Mindelheimer Stadtrat am Samstag.
    Über die Zukunft des Maria-Ward-Klosters diskutiert der Mindelheimer Stadtrat am Samstag. Foto: jsto

    So ist die Finanzlage der Stadt Mindelheim

    Bürgermeister Winter war nicht minder wichtig, die Stadträte über die Finanzlage aufzuklären. Kämmerer Wolfgang Heimpel nahm dabei die Jahre 2002 bis 2020 ins Blickfeld. Im Durchschnitt seien 7,6 Millionen Euro investiert worden. Dabei waren die Jahre 2014 bis 2018 sehr gute Jahre. Da zahlten die Betriebe über die Gewerbesteuer pro Jahr zwischen 14,1 und 19,6 Millionen Euro in die Stadtkasse. Für 2021 erwartet der Kämmerer nur noch 6,5 Millionen Euro Gewerbesteuer, im nächsten Jahr 7 Millionen und bis 2024 jeweils 7,5 Millionen Euro.

    Weil die Stadt jedes Jahr 2,5 Millionen Euro in Erhalt der Bausubstanz stecken muss, bleiben als Richtwert pro Jahr nur rund fünf Millionen Euro für Investitionen, erläuterte der Bürgermeister.

    Er wies auf eine Reihe von Pflichtaufgaben hin wie Schulen, Kanal- und Wassernetz. Das Kloster könne also nicht einfach aus dem Haushalt heraus finanziert werden. Dazu bräuchte es eine Kreditaufnahme. Die Entwicklung des Areals könne nicht von der Stadt geleistet werden, so die Position des Rathauschefs. Und er mahnte die Stadträte zu überlegen, auf was sie bereit wären zu verzichten, um eine solche Aufgabe zu stemmen.

    Welche Ausgaben Mindelheim bereits geplant hat

    Allein bis ins Jahr 2030 hat der Stadtrat bereits über das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Investitionen von 9,4 Millionen Euro festgelegt. Winter nannte das Einlasstor (400.000 Euro), den Hochwasserschutz Nassenbeuren (400.000 Euro), Mindelburg (1,6 Mio. Euro), Parkhaus Kloster (2 Mio. Euro) sowie die Verlegung des Bauhofs (5 Mio. Euro).

    Und es stehen für die kommenden zehn Jahre weitere Aufgaben an: Friedhof (1 Mio.), Einlasstor (0,7 Mio.), Bücherei (2,5 Mio.), Bahnhof (3 Mio.), Kitas (4 Mio.), Schulen (4 Mio.), Schwabenwiese/Maristenkolleg (5 Mio.), Mauritia-Febronia-Gymnasium (5 Mio.), Kanal und Kläranlage (12 Mio.) sowie Straßenbau (16 Mio.). Winter summierte das Volumen aller Investitionen bis 2031 auf 88,1 Millionen Euro. Eine Entscheidung will der Stadtrat in einer der nächsten Sitzungen treffen.

    Lesen Sie auch den Kommentar zu diesem Thema: Mindelheim und das Kloster: Die Debatte fängt erst an

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