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Mindelheim: Maisernte im Unterallgäu: Scharfe Klingen für fein Gehacktes

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Maisernte im Unterallgäu: Scharfe Klingen für fein Gehacktes

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    Etwa 15 Tonnen schwer und 650 PS stark: mit Maschinen wie dieser werden derzeit im Unterallgäu die Maisfelder geerntet.
    Etwa 15 Tonnen schwer und 650 PS stark: mit Maschinen wie dieser werden derzeit im Unterallgäu die Maisfelder geerntet. Foto: Oliver Wolff

    Wie ein stählernes Monster auf vier Rädern setzt sich die Erntemaschine von Bernhard Mair in Bewegung: Drei Meter breit, vier Meter hoch und achteinhalb Meter lang ist der hellgrüne Koloss. 650 Pferdestärken befinden sich unter der Haube des 15-Tonners. Maschinenführer Mair ist einer von etwa 25 Mitarbeitern des Lohnunternehmens Schuster aus Erisried. Heute ist er auf dem Acker des Mindelheimer Milchbauern Willi Baumer im Einsatz: Etwa elf Hektar Mais müssen gehäckselt werden.

    Bernhard Mair hat auf seiner Maschine alles im Griff.
    Bernhard Mair hat auf seiner Maschine alles im Griff. Foto: Oliver Wolff

    Maisernte bei Mindelheim: Traktoren pendeln zwischen Feld und Fahrsilo

    Bevor es losgehen kann, werden die Klingen ausgefahren. „Ich darf nur mit eingeklapptem Mähwerk auf der Straße fahren“, erklärt Mair. Er ist nicht alleine auf dem Feld. Zwei Kollegen begleiten ihn mit Traktoren und riesigen Anhängern – denn das Schnittgut muss gleich weggebracht werden. Und zwar zum Fahrsilo auf Baumers Hof.

    Die Fahrer müssen Geschicklichkeit beweisen und ihre Runden möglichst synchron nebeneinander drehen, damit der Auswurf-Arm des Häckslers den Auffangbehälter nicht verfehlt. Mair hat dabei technische Unterstützung: „Ein Sensor vor dem Mähwerk misst den Abstand der Reihen und hält das Fahrzeug automatisch in der Spur.“ Per Joystick wird der Auswurf immer wieder neu in Stellung gebracht. „Auch das könnte ich eigentlich der Technik überlassen, aber ich mache das lieber selbst mit der Hand.“

    Es dauert einen halben Tag, bis elf Hektar Mais geerntet sind

    Nach nicht einmal fünf Minuten ist ein Anhänger voll und kann abtransportiert werden. Der nächste Fahrer steht mit einem geleerten schon bereit. Ungefähr einen halben Tag dauert es, bis alle Maispflanzen geerntet sind. Die Lohnunternehmer dürfen dabei keine Zeit verlieren. Jetzt im Frühherbst ist die Ernte eng durchgetaktet.

    Willi Baumer Senior ist zwar schon längst in Ruhestand. Der 83-jährige Landwirt lässt es sich jedoch nicht nehmen, bei der Ernte dabeizusein, während sein Sohn Willi Baumer junior auf dem Hof nördlich der Mindelheimer Innenstadt nach dem Rechten sieht.

    Der Mindelheimer Landwirt Willi Baumer senior.
    Der Mindelheimer Landwirt Willi Baumer senior. Foto: Oliver Wolff

    Der Senior ist beeindruckt von den großen Maschinen: „Heute geht alles schnell, früher mussten wir jede Reihe einzeln ernten. Da waren wir eine Woche lang beschäftigt.“ Moderne Landmaschinen schaffen zehn Reihen und mehr auf einmal. Da es sich für die meisten Landwirte nicht rechnet, die Maschinen selbst zu besitzen und zu warten, beauftragen sie Lohnunternehmer.

    Ehe Mais gefüttert werden kann, muss es gehäckselt werden

    Der Senior erklärt, auf welche Weise die Maispflanzen geschnitten werden. „Der harte Stängel wird samt Kolben und Blätter zerkleinert. Jedes Maiskorn muss dabei verletzt werden.“ Das Maishack wird siliert, um es haltbar zu machen. Dabei kann es gären und wird für das Milchvieh bekömmlicher. Auch die Inhaltsstoffe werden in der Silage besser freigesetzt.

    So sieht die Silage aus.
    So sieht die Silage aus. Foto: Oliver Wolff

    Besonders auf die Stärke in den Maiskörnern komme es an. „Der Rest der Pflanze ist eigentlich nur Beiwerk.“ Der Mais werde später etwa mit Heu oder Gerste vermengt. So bekommen die Kühe einen Futtermix. Beim Ertrag können sich Unterallgäuer Landwirte derzeit nicht beklagen, sagt Baumer senior. „Eigentlich sind wir das gelobte Land, wir haben noch ausreichend Niederschläge.“ Aber es zeichne sich ab, dass sich der Klimawandel von Jahr zu Jahr mehr bemerkbar macht. Neue Sorten und andere Bodenbearbeitungsmetoden seien eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken.

    So funktioniert ein Fahrsilo

    Neuer Ort des Geschehens: Der Bauernhof am Mindelmähderweg. Ein Mitarbeiter des Lohnunternehmens walzt mit einem Radlader das angekarrte Maishack im Fahrsilo durch Auf- und Abfahren platt. „Das macht er, damit keine Luft zwischen den Schichten ist.“ Abgedeckt ist der Maisschnitt im Fahrsilio mindestens bis ins nächste Jahr in der Erntezeit haltbar.

    Willi Baumer junior füttert jeden tag seine Kühe.
    Willi Baumer junior füttert jeden tag seine Kühe. Foto: Oliver Wolff

    Was passiert eigentlich, falls Futter einmal übrig bleibt? „Dann verkaufen wir es an andere Landwirte oder an die Biogasanlage.“ Willi Baumer junior ist vor ein paar Jahren in die Fußstapfen seines Vaters getreten und betreibt nun den Bauernhof mit seiner Frau, auf dem 70 Milchkühe und mehr als noch einmal so viel Jungvieh leben. Ans Vergrößern habe er noch nie gedacht, erzählt der 48-Jährige. „Wir sehen doch am Allgäuer Milchvieh-Skandal, dass man lieber eine überschaubare Größe haben und dafür seine Sache gut machen sollte.“

    Umstellung auf Biohof bisher für Mindelheimer Landwirt nicht umsetzbar

    Die Umstellung auf einen Biobetrieb sei bisher noch nicht in Frage gekommen. Es sei nicht so einfach, sagt der Junior. „Wenn man Dünger und Spritzmittel weglässt, ist man noch lange kein Bio-Bauer.“ Viele Richtlinien seien für ihn bisher noch nicht umzusetzen. „Wir haben nur begrenzt Platz, müssten viel investieren, zum Beispiel in einen überdachten Freilaufstall.“

    Die dritte Generation steht in den Startlöchern. Der älteste Sohn des Juniors macht eine Berufsausbildung zum Landwirt. „Vielleicht übernimmt er ja einmal den Hof und stellt auf Bio um“, fügt Opa Baumer hinzu.

    Corona wirkt sich negativ auf Milchpreise aus

    Die „Vorratskammer“ ist jedenfalls schon gut gefüllt. Ganz sorgenfrei sind die Baumers trotzdem nicht. Die Corona-Krise wirkt sich aktuell auch auf die Landwirtschaft aus. Der Junior berichtet: „Die Milchpreise sind zwischenzeitlich auf 30 Cent pro Liter gefallen.“ Nun zeige die Tendenz wieder nach oben, der Preis stehe aktuell bei etwa 35 Cent. Dennoch: Viele Landwirte kommen nur gerade so über die Runden. Baumer senior erzählt: „Vor 30 Jahren war der Milchpreis bei 70 Pfennig, das Geld war aber viel mehr wert.“

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