Seit eineinhalb Jahren lebt Bernhard im Kloster Lohhof. Der 56-Jährige möchte hier lernen, sich eine Tagesstruktur aufzubauen und danach eine Arbeitsstelle zu finden. Trocken ist der ehemalige Alkoholiker bereits. Mit der Soziotherapie, die im Kloster Lohhof angeboten wird, hofft er, dass das auch dauerhaft so bleiben wird. „Ich will wieder ins Leben zurück“, sagt er.
Wie ihm geht es auch den 25 anderen Bewohnerinnen und Bewohnern im Kloster Lohhof. Ob Alkohol, illegale Drogen oder Spielsucht: Sie alle haben über ihre Suchterkrankung hinaus weitere Beeinträchtigungen, sei es psychisch oder körperlich. Das ist eines der besonderen Merkmale der Soziotherapie. Weil viele Klientinnen und Klienten wenig soziale Kontakte haben und nicht in der Lage sind, einer Arbeit nachzugehen, dauert die Soziotherapie zwischen einem und zwei Jahren. Einige Personen leben sogar noch länger im Lohhof, bis sie wieder in der Gesellschaft integriert sind.
Kloster Lohhof: Ein besonderes Angebot für vielfach belastete Menschen
Das Angebot unterscheidet sich also von Reha- und Entzugskliniken, wo die Klientinnen und Klienten in der Regel sechs Monate verbringen, ebenso wie vom ambulant betreuten Wohnen, bei dem die Personen bereits relativ selbstständig leben. Für Gerhard Strecker, Geschäftsführer der Kompass Drogenhilfe, die die Einrichtung betreibt, ist die Soziotherapie deshalb so wichtig: „Ohne dieses Angebot würden diese vielfach belasteten Menschen nicht adäquat versorgt werden können. Sie würden durchs Raster fallen und sich selbst überlassen.“ Er betont, dass viele Menschen nach der Soziotherapie wieder den Anschluss an das gesellschaftliche Leben finden und oft auch wieder eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt. Andere arbeiten danach beispielsweise in den Unterallgäuer Werkstätten der Lebenshilfe.
Der Alltag im Kloster ist streng strukturiert. Um 7.30 Uhr beginnt der Tag für alle mit einem gemeinsamen Frühstück. Danach sind die Klientinnen und Klienten bis zu vier Stunden am Tag mit Arbeiten beschäftigt, die rund um das große Gelände anfallen: Holz sägen, Tiere versorgen, Kochen oder Putzen sind nur einige der unterschiedlichen Tätigkeiten. „Es geht bei der Arbeit nicht um Leistungsdruck“, sagt Einrichtungsleiter Siegfried Welz-Jörg, „sondern darum, Struktur zu schaffen.“ Wenn möglich, verwirklichen die Bewohnerinnen und Bewohner auch größere Projekte. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise ein großer Brotbackofen gebaut, in dem nun eigenes Brot gebacken wird.
Kloster Lohhof: „Das Wichtigste ist die Struktur“
Nach der Arbeit haben die Klientinnen und Klienten die Möglichkeit, an verschiedenen Gesprächsgruppen teilzunehmen. An den Wochenenden haben sie die Zeit zur freien Verfügung, es gibt aber immer wieder auch gemeinsame Aktivitäten, wie einen Ausflug in die Berge oder zum Eishockey. Insgesamt herrsche unter den Bewohnerinnen und Bewohnern eine familiäre Atmosphäre, sagt Welz-Jörg. Und wenn es doch mal zu Konflikten kommt, ist auch das ein gutes Training für die Bewohnerinnen und Bewohner.
Während ihrer Zeit in der Soziotherapie leben sie in zwei Wohngemeinschaften. Zwölf bis 13 Personen teilen sich Küche und Essbereich. In dem großzügigen Gebäude gibt es außerdem Wohnzimmer, Aufenthalts- und Sporträume sowie eine Bibliothek. In ihren eigenen Zimmern haben sie ein kleines Badezimmer.
Tag der offenen Tür im Kloster Lohhof mit einem viefältigen Programm
Der Aufenthalt im Lohhof ist freiwillig. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner müssen sich für die Soziotherapie bewerben. Wichtig ist Welz-Jörg dabei nicht nur, dass sie keine Drogen mehr konsumieren, sondern auch der Wille, wieder Teil der Gesellschaft zu werden. Nach den ein bis zwei Jahren in der Soziotherapie bietet der Lohhof mit dem sogenannten „verlängerten Dach“ ein ambulant betreutes Wohnprogramm an, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner bereits selbstständiger leben und trotzdem von der Betreuung vor Ort profitieren können.
Tag der offenen Tür
Beim Tag der offenen Tür am 28. September ist ein vielfältiges Programm geboten. Zwischen 10 und 17 Uhr können Interessierte an Rundgängen und Vorträgen teilnehmen und dabei einen Einblick in die Arbeit der Soziotherapie und in die eigene Landwirtschaft bekommen.
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