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Mindelheim: Lange Tiertransporte sind für Tierärzte ein Skandal

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Lange Tiertransporte sind für Tierärzte ein Skandal

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    Die Polizei prüft einen Tiertransport.
    Die Polizei prüft einen Tiertransport. Foto: Thomas Heckmann (Symbolbild)

    Diese Bilder im Fernsehen verstören immer wieder: Halbtote Kälber, die aus Viehtransportern ausgeladen werden, nachdem sie durch halb Europa gekarrt worden sind. Oder Bilder von Rindern, die ursprünglich aus Bayern stammen, die als Schlachttiere auf Schiffe an Mittelmeerhäfen verladen werden, um in Marokko, Ägypten oder dem Libanon unter fragwürdigen Bedingungen geschlachtet zu werden. 

    Die Bundestierärztekammer schlägt zum wiederholten Male Alarm

    Jetzt hat die Bundestierärztekammer in Berlin Alarm geschlagen, wieder einmal. Um endlich das Leid der Tiere auf Transporten zu beenden und Rechtssicherheit für die zuständigen Amtstierärztinnen und -tierärzte zu schaffen, hat die Bundestierärztekammer (BTK) in ihrer aktuellen Stellungnahme „Tiertransporte: Handeln längst überfällig!“ erneut ihre Forderungen an die Bundesregierung herangetragen. „Die EU-Kommission hat zum angekündigten EU-Tierschutzpaket noch immer keinen Entwurf vorgelegt. Um die skandalösen Mängel bei Tiertransporten zu beseitigen, muss die Bundesregierung nun endlich tätig werden“, mahnt der BTK-Präsident Dr. Holger Vogel.

    Die Bundestierärztekammer fordert unter anderem ein Verbot des Exports von Schlachtvieh in Drittländer, eine Transportdauerbegrenzung auf maximal acht Stunden für Schlachttiere und, wenn möglich, den Transport durch Schlachtkörper oder tierische Erzeugnisse zu ersetzen. Auch Zuchttierexporte sollten möglichst durch das Versenden von Sperma oder Embryonen ersetzt werden. 

    Dr. Alexander Minich leitet das Veterinäramt in Mindelheim.
    Dr. Alexander Minich leitet das Veterinäramt in Mindelheim. Foto: Sylvia Rustler, Landratsamt Unterallgäu

    Der Leiter des Unterallgäuer Veterinäramtes, Dr. Alexander Minich, sagt, die Tierärztekammer habe völlig recht. „Wenn es nach mir ginge, sollten Schlachttiere nur an nahe gelegenen, lokalen Schlachthöfen angeliefert und vor allem auch Zucht- und Nutzvieh generell nicht länger als acht bis neun Stunden transportiert werden.“ Warum sich bislang nur wenig geändert hat? Mit der gängigen Praxis verdienten zu viele Leute Geld, vermutet Minich. 

    Lange Tiertransporte werden im Unterallgäu nicht abgewickelt

    Im Unterallgäu allerdings werden solche weiten Transporte nach Zentralasien oder Ägypten nicht abgefertigt. Hier gibt es keine Sammelstellen von Rindern. Die nächsten liegen vor allem im Ostallgäu und dem Oberallgäu. Die Oberallgäuer Amtstierärztin Gabriele Fuchs hat sich als Kämpferin gegen die langen Tiertransporte überregional einen Namen gemacht. Sie wollte die Tierquälereien, die sie mit ansehen musste, nicht absegnen. 2012 war es um einen Transport von 92 Zuchtkühen ins 7000 Kilometer entfernte Usbekistan gegangen. 

    Abfertigungen von langen Transporten von Nutzrindern aus dem Unterallgäu ins EU-Ausland finden nur selten statt. Dieses Jahr waren es beispielsweise zwei Transporte nach Spanien. Dann ist das Unterallgäuer Veterinäramt mit seinen aktuell 5,7 Tierärztinnen und Tierärzten eingeschaltet. Sieben Planstellen hat die Behörde. Dabei geht es dann in erster Linie darum zu dokumentieren, dass der Bestand, aus dem die Tiere stammen seuchenfrei ist und die Tiere gesund und transportfähig sind. 

    Geprüft wird auch, ob der Fahrer die Befähigung hat, Tiere transportieren zu dürfen und das Fahrzeug entsprechend zugelassen und ausgestattet ist. Die Daten werden in ein EU-Meldesystem eingegeben, sagt Minich. Das spanische Veterinäramt am Ziel bekommt eine Art Mail über die geplante Ankunft der Tiere. Ob die Tiere bei den sogenannten Langzeittransporten unterwegs mit Wasser und Futter ausreichend versorgt werden können, kann das örtliche Veterinäramt nur am Fahrzeug im Rahmen der Abfertigung vor der Abfahrt überprüfen.

    Die Bundestierärztekammer sieht in Brüssel den Schlüssel, das Leid der Tiere auf langen Transporten zu beenden. Sie appelliert an die Bundesregierung, mit Nachdruck darauf hinzuwirken, dass die EU-Kommission die mehrfach angekündigte Überarbeitung der Verordnung (EG) 1/2005 endlich vorlegt, um das Leid der Tiere zu beenden. Der Transport von lebenden Tieren in Drittländer außerhalb der Europäischen Union sollte generell verboten werden, so die Tierärzte.

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